Karten-Blickpunkte

Mobile Payment - Mobile Kooperationen

Noch während das kartenbasierte kontaktlose Zahlen in Deutschland mühsam um den Durchbruch ringt, ist die Anbieterseite im Bereich des Zahlungsverkehrs längst einen Schritt weiter und bastelt a n Modellen zum kontaktlosen Bezahlen mit dem Mobiltelefon. Und hier - so jedenfalls der Stand der Dinge scheint es ohne Kooperationen bislang nicht zu gehen. Die Sparkassenorganisation setzt hier auf die Zusammenarbeit mit Herstellern der mobilen Endgeräte. Visa Europe kooperiert mit Vodafone und Telefónica, Mastercard mit der deutschen Telekom und die Targobank mit E-Plus, wobei die Kartenmarke auch diesmal Mastercard ist.

Weil es ohne die kontaktlose Karte als "Brückentechnologie" noch nicht geht, setzen sowohl die Targobank als auch die Telekom-Gruppe auf die Kombination aus Karte und Sticker fürs Mobiltelefon.

Die Targobank und E-Plus haben im Juli mit der Ausgabe des Bezahlchips, der auf die Rückseite des Telefon geklebt werden kann, an Mitarbeiter und Kunden in einer Testregion begonnen.

Die Telekom hat angekündigt, noch in diesem Jahr zunächst in Deutschland, in den kommenden zwei Jahren sukzessive auch in weiteren Ländern Europas eine kontaktlose Mastercard herauszugeben, kombiniert mit einem NFC-Sticker fürs Mobiltelefon. Mit dem Start der Vermarktung von SIM-Karten-basierten NFC-Lösungen soll die Telekom-Mastercard dann auch auf dem Handy verfügbar sein.

Ziel der Telekom ist es, ein "vollständiges Ökosystem rund um das Bezahlen mit dem Smartphone aufzubauen", so Thomas Kiessling, Chief Product and Innovation Officer der Deutschen Telekom. Die eigene Mastercard wird dabei nur ein Baustein sein. So soll der Kunde künftig in der mobilen Brieftasche auch weitere Karten - einschließlich Kundenkarten hinterlegen können. Denkbare Partner, über die im Markt auch schon spekuliert wird, wären beispielsweise die Deutsche Bahn oder die Lufthansa.

Realität werden soll die schöne neue Welt, für die freilich der NFC-Sticker nicht ausreicht, sondern die ein wirklich NFC-fähiges Endgerät erfordert, schon in Bälde: In Polen soll ein entsprechendes Angebot noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. In Deutschland ist für das vierte Quartal dieses Jahres eine Testphase geplant. Im ersten Halbjahr 2013 sollen erste Produkte angeboten werden.

Geworben wird in beiden Kooperationen mit der namentlich für deutsche Verbraucher so wichtigen Transparenz und Sicherheit: Dass jede Transaktion per SMS bestätigt wird, gibt ein sicheres Gefühl und soll zudem die Ausgabenkontrolle erleichtern.

Das alles klingt nicht so sensationell neu. Das Besondere an der Kooperation von Mastercard mit der Telekom ist jedoch, dass sie ohne eine klassische Bank als Herausgeber der Karte auskommt. Emittent ist die Telekom-Tochter Clickandbuy, deren E-Geld-Lizenz einen Bankpartner erübrigt. Durch die kürzlich bekannt gegebenen Projekte tritt Mastercard den Banken gegenüber also gewissermaßen Janusköpfig auf: mit der Targobank als Partner der Banken, durch die Partnerschaft mit der Telekom und deren Tochter Clickandbuy - nicht zum ersten Mal - aber auch an der Seite des neuen Wettbewerbs.

Auch auf dem deutschen Markt beginnt damit Realität zu werden, was schon lange befürchtet wurde: Dass nämlich Nichtbanken, namentlich aus dem Telekommunikationsbereich sich anschicken, Marktanteile im Zahlungsverkehr zu er obern. Das ist sicher noch längst kein Abgesang auf die Rolle der Kreditwirtschaft in einem ihrer Kerngeschäftsfelder. Der Handlungsbedarf für Banken und Sparkassen wird aber deutlich.

Der Weisheit letzter Schluss sind die mannigfachen Kooperationen in Sachen Mobile Payment sicher noch nicht. Sicher ist das Mobile-Payment-Angebot für den Targobank-Kunden schön - so er denn über E-Plus telefoniert. Der Vodafone-Kunde wird sich vielleicht freuen, die Funktionen seiner Visa-Karte ins Handy integrieren zu können. Und wenn die Sparkassenorganisation mit Mobiltelefonherstellern ins Geschäft kommt, mag auch das daraus resultierende Angebot für einen Teil der Kundschaft ganz attraktiv sein. Dass der Verbraucher die Wahl seines mobilen Endgeräts oder der Telefongesellschaft von einem Mobile-Payment-Angebot wird bestimmen lassen, ist aber kaum anzunehmen. Hier werden also Standards erarbeitet werden müssen, damit jede Karte mit jedem mobilen Endgerät und jedem Mobilfunkanbieter funktioniert.

Die mobile Geldbörse, in der man Karten jeder Art hinterlegen kann, wie es zuletzt die Telekom angekündigt hat, ist ein Weg in die richtige Richtung. Wenn dann der Telekom-Kunde nicht mit der Telekom-Mastercard mobil zahlt, sondern mit der seiner Hausbank, mag das aus Sicht von Clickandbuy zwar bedauerlich sein. Alles andere aber würde vermutlich zu einer geringen Akzeptanz oder gar Kundenverlusten führen. Red.

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