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Payfair und Monnet: Debitkonkurrenz formiert sich

sb - Der Oktober 2009 ist aus europäischer Debitperspektive ein bedeutsamer Monat. Denn während die bereits 2007 gegründete European Alliance of Payment Schemes (EAPS) mit der Vernetzung der nationalen Zahlverfahren schon ein gutes Stück vorangekommen ist, sollen jetzt auch diejenigen europäischen Alternativen zu Maestro und V-Pay greifbare Gestalt annehmen, die auf dem Aufbau wirklich neuer Kartensysteme beruhen.

Projektgesellschaft für Monnet

Zum einen ist die Gründung einer Projektgesellschaft für Monnet geplant, wie Deut-sche-Bank-Vorstand Hermann-Josef Lamberti im Juli ankündigte. Von der Emission erster Karten ist der Markt zwar wohl noch mindestens zwei Jahre entfernt - nicht allein, weil es Zeit braucht, die konkreten Planungen weiter voranzutreiben, sondern auch mit Blick auf die 2010 anstehenden Hauptausstattungen bei beteiligten Banken.

Weil der Wechsel von einem Kartensystem zum anderen aus Kostengründen vermutlich jeweils mit einer Hauptausstattung verbunden werden dürfte, bedingen diese Termine, dass wohl kaum vor dem nächsten Austausch-Zyklus Karten eines neuen Debitsystems ausgegeben werden. Immerhin stehen Lamberti zufolge noch in diesem Jahr konkrete Investitionsentscheidungen an.

Weitaus weiter gediehen ist da das bankenunabhängige Konzept Payfair, das im Sommer 2008 vom niederländischen Finanzinvestor Janivo Holding B. V. gegründet wurde.

Seit April 2009 steht die technische Plattform.

Die erste Transaktion eines Pilotkunden fand im Mai dieses Jahres statt.

Terminals (Atos Worldline Xenta) sind seit Ende Juli verfügbar.

Und die Zahl der bereits geplanten und zugesagten Kartenemissionen, die "in der Pipeline" sind, beläuft sich auf 2,5 Millionen Karten.

Pilotprojekt für Payfair

Für den Oktober 2009 ist nun bei der belgischen Colruyt Group in zunächst fünf Filialen des Discounters der Marktstart geplant. 2010 soll der Pilot dann auf weitere Geschäfte ausgedehnt werden. Und weil Atos Worldline zugesagt hat, im vierten Quartal die Software auf alle Terminals in Belgien aufzuspielen (für Händler mit Ser vicevertrag kostenfrei), sind laut Payfair schon ab 2010 auch Transaktionen bei anderen Händlern möglich.

Damit geht ein Konzept an den Start, das wesentliche Forderungen des Handels an Kartenzahlungssysteme erfüllt: Zum einen haben Akzeptanten die Wahl, ob sie eine Zahlungsgarantie wünschen oder nicht. Zudem - und das dürfte für viele Händler das ausschlaggebende Argument sein kommt das Preissystem ohne die immer wieder beanstandete Interchange und damit ohne betragsabhängige Gebühren aus. Dass der Pilot ausgerechnet im kostenbewussten Discount-Bereich stattfindet, spricht für ein aus Handelssicht überzeugendes System. Dem ehrgeizigen Ziel, mit Payfair das nationale belgische Zahlungsverfahren Bancontact-Mistercash abzulösen, steht somit handelsseitig wohl nichts im Wege. Die führenden Einzelhändler Belgiens haben Payfair zufolge bereits eine Absichtserklärung unterschrieben, in diesem Fall die Karten zu akzeptieren. Alle Terminals könnten bis Ende 2009 umgerüstet werden.

Autorisierungsgebühr statt Interchange

Für den Erfolg braucht es freilich auch die Akzeptanz seitens der Banken. Ihnen gegenüber argumentiert Payfair vor allem mit den Kosten. Ohne Jahres- und Mitgliedsgebühr und (für alle bis Ende 2010 ausgegebenen Karten) auch ohne Kosten für die Markennutzung sei das Konzept eines der preiswertesten Systeme.

Wenngleich keine Interchange vorgesehen ist (was das System aus dem Hickhack auf EU-Ebene heraushält), soll es für alle Leistungen einen fairen Preis geben. Im Vordergrund steht dabei eine Autorisierungsgebühr. Zusätzlich soll - während einer Übergangsphase - eine sogenannte Card-Incentive-Gebühr gezahlt werden, die als Kompensation für die Kosten der Kar tenausgabe verstanden wird. Von Banken emittierte Karten stehen für die jetzt beginnende Testphase bei Colruyt jedoch noch nicht zur Verfügung. Für das Pilotprojekt bei dem Discounter werden deshalb dessen Kundenkarten benutzt, deren Herausgeber rechtlich gesehen Payfair ist. Zum Jahresende sieht der Zeitplan jedoch die ersten Kartenemissionen durch eine Bank vor.

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