Karten-Blickpunkte

Produktpolitik Von Amerikanern lernen

Die Zeiten, da Deutschland in Sachen Karten als rückständiger Markt galt, der ehrfürchtig in die USA zu blicken habe, sind längst vorbei. Manchmal kommen aus Amerika aber doch noch gute Anregungen. Das hat im vergangenen Jahr auch die Landesbank Berlin (LBB) festgestellt, als sie zusammen mit Microsoft das Projekt XBox-Karte startete. Eigentlich waren die Landesbanker die Kooperation mit dem Spielservice nur eingegangen, um jüngere Kundengruppen anzusprechen.

Auf Wunsch von Microsoft führten sie in der Xbox Visa Produktfamilie eine Pre-paid-Karte für Jugendliche ab 14 Jahren ein, denn: der Xbox-Internetshop ist nur über Kreditkarte nutzbar. Die Amerikaner hatten wohl nicht bedacht, dass es in Deutschland schrecklich unüblich ist, als Jugendlicher eine Kreditkarte zu besitzen, als Minderjähriger war es bis dahin gar unmöglich.

Was zunächst eine Notlösung war, entwickelte sich durchaus positiv: Inzwischen sind fast 80 Prozent aller bestellten Xbox-Karten guthabenbasiert. Das hat mit einem weiteren Tipp zu tun, den die Berliner aus den USA bekamen. Dort konnte man nicht verstehen, dass auch bei den Prepaid-Produkten diejenigen Kunden abgelehnt wurden, die eine negative Schufa-Auskunft hatten. Daher änderte die LBB im Dezember 2005 - zunächst probeweise - ihre Akzeptanzpolitik. Mit Erfolg, wie die Mitarbeiter der Landesbank betonen. Jeden Monat geht eine vierstellige Zahl an Kartenbestellungen bei dem Institut ein.

Natürlich sind die Banker in der Hauptstadt nun auf den Geschmack gekommen. Sie legen neue Prepaid-Karten auf, zum Beispiel die Reload Card für Erwachsene - auch LBB Visa Card prepaid genannt. Die Kunden können die Karte unbegrenzt aufladen und im Rahmen ihres Guthabens an (fast) allen Visa-Akzeptanzstellen einsetzen. Dafür bezahlen sie eine Jahresgebühr von 39 Euro.

Mit der Karte richtet sich die LBB ganz gezielt an Kunden mit negativem Schufa-Eintrag, an Geringverdiener und Selbstständige mit unregelmäßigem Einkommen, die von ihrer Bank keine "echte" Kreditkarte bekommen. Dafür wird offensives Marketing betrieben und man gibt sich ganz sozial: "Die LBB Visa Card prepaid gibt es nun für alle - unabhängig von sozialem Stand oder Herkunft. Die Ausgrenzung von der Kartenzahlung im alltäglichen Leben ist damit endgültig vom Tisch."

Die so angesprochene Zielgruppe ist vielleicht nicht die attraktivste. Aber der Markt für Premium-Karten ist schließlich begrenzt. Und Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist. bs

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