Blickpunkte

Produktpolitik SEB: Mit und ohne Jahresgebühr

Auf den ersten Blick ist es schon erstaunlich, dass die SEB im Rahmen des gebührenfreien Girokontos "Giro4free" die Visa-Karte kostenlos anbietet, während Inhaber des Kontomodells "Giro Star" zusätzlich zur Monatspauschale von 5,99 Euro für die Kreditkarte eine Jahresgebühr von 50 Euro zahlen müssen, sofern ihr Jahresumsatz unter 4 000 Euro liegt.

Damit verbunden ist freilich ein Leistungsumfang, der weit über die reine Zahlungsfunktion hinausgeht: Neben Guthabenverzinsung auf dem Kartenkonto und Versicherungspaket gehören dazu die kostenlose Bargeldversorgung im In- und Ausland, ein Reisebuchungsservice mit fünf Prozent Rückvergütung und in Kooperation mit Card4you ein Rabattprogramm, bei dem gegen Vorzeigen der Karte ein Sofortrabatt von zehn Prozent bei rund 2 000 regionalen und bundesweiten Partnern gewährt wird, darunter zum Beispiel Burger King, Subway, Pizza Hut oder Fitness Company.

Wirklich neu ist das alles nicht. Auch andere Anbieter haben bereits Mehrwertkonto- oder Kartenprogramme am Markt, zu denen ein Reisebuchungsservice mit Preisvorteil oder ein Rabattprogramm gehört. Neu ist vielleicht nur die Kombination und die Höhe der Rabatte, die die SEB in Verbindung mit Card4you bieten kann. Ob das ausreicht, um in nennenswertem Umfang Neukunden zu gewinnen oder Bestandskunden, die bisher Konto und Kreditkarte kostenlos nutzen, die Mehrkosten von knapp 122 Euro im Jahr schmackhaft zu machen, ist einstweilen die Frage.

Für den Kunden wird es nicht einfach zu kalkulieren sein, ob sich das Konto-/Kartenmodell durch Inanspruchnahme der Zusatzleistungen letztlich für ihn rechnen wird - und eben hier liegt aus Sicht der Bank sicher eine Stärke. Denn in einem Markt, in dem Kontopauschale und Jahresgebühr stark unter Druck sind, kann eine gewisse Intransparenz des Kosten-/Nutzenverhältnisses dazu beitragen, die langfristig vermutlich fast unvermeidliche Jahresgebühr zu etablieren.

Ob das Rabattprogramm, für das der Kunde die Karte lediglich vorzeigen, aber nicht als Zahlungsmittel verwenden muss, auch die Einsatzhäufigkeit am Point of Sale und damit die Erträge aus der Interchange steigern wird, ist für die SEB einstweilen nur eine Sache der Hoffnung. Die Kalkulation des Business Case bezieht einen solchen Effekt nicht ein. Denn der damit verbundene Gewöhnungsprozess beim Kunden braucht allen bisherigen Erfahrungen zufolge nicht wenig Zeit. Red.

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