Blickpunkte

Produktpolitik SEB: Differenzierung durch Kontogebühr

Der Trend zum "alles kostenlos" wird auch bei Bankprodukten allmählich abebben, meint Ansgar Oberreuter, Leiter Privatkundengeschäft der SEB Bank AG, Frankfurt am Main. Bestätigt sieht er sich darin durch die Ergebnisse einer im Auftrag der SEB durchgeführten Umfrage durch das Marktforschungsunternehmen Synovate unter 1 000 Privatpersonen in Deutschland. Demnach werden kostenfreie Bargeldabhebung, Rabatt auf Einkäufe und der Dispositionskredit aus Kundensicht als die wichtigsten Anforderungen an ein Gehaltskonto ausgemacht. Die monatliche Grundgebühr rangiert in der Rangfolge der Bedeutung aus Kundensicht hingegen erst auf dem siebten Platz.

Wie einst die damalige BfG mit zu den Vorreitern in Sachen gebührenfreies Girokonto zählte, will man sich deshalb auch jetzt frühzeitig mit einem höherwertigen und deshalb wieder bepreisten Kontomodell positionieren.

Dass die preissensiblen Kunden auch weiterhin ein "relevantes Marktsegment" ausmachen, wird dabei nicht in Abrede gestellt. Abgeschafft wird das kostenlose Girokonto, das künftig unter der Bezeichnung "Giro4free" läuft, bei der SEB deshalb nicht. Mit "Giro Star" wird daneben allerdings ein Mehrwertkontopaket angeboten, für das monatlich 5,99 Euro berechnet werden, und bei dem auch die Kreditkarte (zumindest bei einem Jahresumsatz unter 4 000 Euro) mit einer Jahresgebühr von 50 Euro zu Buche schlägt, während sie in der Gratis-Kontoversion umsatzunabhängig gebührenfrei bleibt. Geboten wird dafür

zinsfreie Kontoüberziehung bis 500 Euro, womit angesichts der verstärkten Hinwendung zum Ratenkredit etwa 80 bis 90 Prozent der in Anspruch genommenen Dispositionskredite abgedeckt seien,

die kostenfreie Bargeldversorgung an allen Geldautomaten im In- und Ausland per Kreditkarte,

ein Reisebuchungsservice mit fünfprozentiger Rückvergütung

und in Verbindung mit der Kreditkarte ein Versicherungspaket sowie ein Rabattprogramm, das zehnprozentige Rabatte bei etwa 2 000 Partnern verspricht.

Mit diesem Kontomodell will sich die SEB bewusst vom Billigtrend differenzieren. Denn angesichts der allgemeinen Marktentwicklung zum kostenlosen Girokonto habe man damit nicht mehr zufriedenstellend wachsen können. Auch Investitionen in die Werbung für ein solches Produkt lohnen sich nach Einschätzung von Marketingleiterin Simone Wastl nicht mehr.

Das neue "Giro Star" dagegen wird im ersten Quartal 2008 mit dem größten Marketingaufwand beworben, den die Bank seit dem Markenwechsel von BfG zu SEB im Jahr 2 000 betrieben hat - diesmal allerdings ohne TV-Werbung.

Die Zielgrößen nehmen sich dennoch bescheiden aus: 100 000 Kunden will die Bank in den kommenden eineinhalb Jahren für das neue Produkt gewinnen. Wie viele davon echte Neukunden sein sollen, wird nicht veröffentlicht. Unter den Bestandskunden wird das maximale Potenzial derjenigen, die ihr Konto auf das profitablere Modell umstellen, mit 25 bis 30 Prozent angegeben.

Die tatsächliche Bereitschaft der bisherigen SEB-Kunden zum Wechsel könnte aber vielleicht doch etwas geringer ausfallen. Denn der zugrunde gelegten Umfrage zufolge ist die Kontoführungsgebühr für die an Gebührenfreiheit gewohnten SEB-Kunden doch wichtiger als im Markt: In der Rangfolge der Kriterien aus Kundensicht macht dies gegenüber den Nichtkunden zwei Plätze Unterschied aus. Bei keinem anderen Aspekt ist der Unterschied zwischen Kunden der SEB und denen anderer Banken so groß. Red.

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