Blickpunkte

Mitarbeiter - Herkunftsland: Spanien

Ganz allmählich fängt der Fachkräftemangel offenbar an, sich auch bei den Finanzdienstleistern auszuwirken. Zweifellos haben Banken und Sparkassen immer noch weniger Schwierigkeiten, passenden Nachwuchs zu finden, als es etwa in manchen Handwerksbranchen der Fall ist. Und doch sind auch hier die Zeiten vorbei, in denen man aus dem Vollen schöpfen konnte und nur die Besten der Besten nahm.

Als eine der ersten Banken hat nun die Sparda-Bank West gemeldet, dass sie im laufenden Ausbildungsjahr einen jungen Spanier aus Mallorca unter ihre insgesamt 15 Auszubildenden zählt. Er ist Teilnehmer des Programms "The job of my life", das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und der Bundesanstalt für Arbeit ins Leben gerufen wurde, um die Ausbildung oder Beschäftigung von jungen Leuten aus Europa in Deutschland zu fördern.

Dass die Sparda-Bank West darauf zurückgreift, ist insofern bemerkenswert, als etwaige Defizite bei der Sprachkenntnis in der Finanzbranche zweifellos ein schwerer wiegendes Problem darstellen als in anderen Berufen. Schließlich kommt es in der Beratung sehr wohl auf die Details an. Und wenn der Kunde seinen Berater nicht versteht oder umgekehrt, dürfte er darauf ähnlich unwillig reagieren wie im Gesundheitswesen, wenn er mit Ärzten konfrontiert wird, mit denen er sich nicht verständigen kann. Schließlich geht es um sensible Themen.

Die Teilnahme der Bank an dem Programm "The job of my life" ist aber gleichwohl sicher nicht als Verzweiflungstat zu werten, wenngleich die Bank eigenen Aussagen zufolge "gespannt auf den Erfolg" ist. Zum einen ist der Kandidat als Sohn einer deutschen Auswanderin im Hinblick auf die sprachlichen Vorkenntnisse sorgfältig gewählt. Zum anderen kann es sicher nicht schaden, immer wieder auch Mitarbeiter mit ausländischen Wurzeln neu zu gewinnen, um entsprechende Kundengruppen hierzulande in ihrer Muttersprache oder auch gemäß ihren kulturellen Gepflogenheiten individuell betreuen zu können.

Nicht zuletzt bietet sich gerade Sparkassen und Genossenschaftsbanken längerfristig die Perspektive, auf diesem Wege vielleicht auch im europäischen Ausland mehr Verständnis für das deutsche Drei-Säulen-System des Kreditgewerbes mit den vielen regionalen Instituten zu schaffen. Denn mit ihren Kontakten zu Familie und Freunden in der Heimat können die Mitarbeiter aus anderen europäischen Ländern dort gewissermaßen als Botschafter für das regionale Bankenwesen in Deutschland dienen. Nötig wäre es allemal. Red.

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