Allgemein

Sepa-Strategien: Aufruf zu mehr Gemeinsamkeit

Bei Karten, auf die heute die meisten Cross-Border-Zahlungen von Konsumenten in der EU entfallen, gibt es bereits von Banken über ihre Organisationen Mastercard und Visa geschaffene, effiziente Systeme und Regeln, die einen Wettbewerb zwischen Acquirern und Issuern untereinander zulassen. Visa schuf mit Visa Europe eine Gesellschaft, an der die Mitgliedsbanken direkt beteiligt sind und die wiederum einen Anteil an Visa International hält. Das war vorher bei Europay und Mastercard vergleichbar. Nur leider hatte man zuvor beschlossen, beide Gesellschaften unter dem Management und den Marken von Mastercard zusammenzuführen. Es folgten ungeschickte Managemententscheidungen, verbunden mit einer nachfolgenden Börseneinführung und weiterer Entfremdung von ehemaligen Mitgliedsbanken. Weniger Arbeitssitzungen in Waterloo und anderswo, weniger Mitwirkung und Mitentscheidung - kurzum ein Liebes- und Einflussentzug. Und das zu einem unglücklichen Zeitpunkt, dem Aufbruch in Richtung Sepa!

Governance als Stichwort Aber auch Visa trauen einige Banken und - wichtiger noch - Vertreter von kreditwirtschaftlichen Verbänden nicht. Visa hat auch noch keine eingeführte Debitmarke. Governance wurde das Stichwort von Gegnern der Kartenorganisationen, das willigen Eingang auch bei der Kommission und der EZB fand. Hinzu kamen Vorbehalte aus Brüssel und anderswo gegen Interchanges. Was man - je nach Blickwinkel - uner laubte Preisabsprache nennen kann oder ein wichtiges Rationalisierungsinstrument, das die Effizienz und eine Weiterentwicklung ermöglicht. Die Vorbehalte wurden verstärkt durch Lobbyarbeit der Händler.

Zunehmendes Gerangel

Deshalb ist der EPC bei einem "Cards Framework" geblieben, was nun zu einem zunehmenden Gerangel der Protagonisten der verschiedenen Lager führt. Das wird befördert durch die unentschiedene Haltung der Kommission zum Thema Inter change. Der ZKA hat sich frühzeitig aus der Deckung begeben und als lauter Gegner der Kartenorganisationen profiliert, insbesondere von Mastercard, wegen der beschriebenen Entwicklungen und des Verlusts an Einfluss.

Vertreter von Verbänden oder Banken in anderen Ländern sind gelassener geblieben. So ist es kein Zufall, dass bei EAPS der ZKA praktisch die Federführung hat. Nichts gegen Konkurrenz, denn sie beflügelt. Es wird nur so billig nicht zu haben sein. Denn das Ziel ist auch dort die Abschaffung nationaler Kartensysteme. So etwas kann man nicht in jährlichem Rhythmus der Federführung bauen, sondern dazu bedarf es eines professionellen Managements mit Entscheidungsbefugnissen, Verantwortung und Budget - auch für die Einführung der neuen Marke! Das kostet Geld. Für etwas, das die Banken durch Mitgliedschaft bei Mastercard und Visa schon aufgebracht haben. Am Beispiel Mastercard frage ich mich, was da mit deren Allmacht an die Wand gemalt wird. Gerade haben die Banken in Belgien beschlossen, nun doch nicht zum 1. Januar 2008 von ihrem nationalen BC/MC Debitsystem auf Maestro zu wechseln. Master card konnte das nicht verhindern. Was heißt das nun für das nationale BC/MC Debitverfahren mit nur einem Acquirer? In keinem Falle Sepa-konform.

In einem bravourösen Schritt hatte Master card zuvor beschlossen, ein neues, intraeuropäisches Maestro-Interchange einzuführen. Das musste zurückgenommen werden, da Bankenvertreter in Ländern mit höherem Interchange drohten, Maestro von ihren Debitkarten zu nehmen, und die Händlervereinigungen Sturm liefen, weil das Zeichen setzen könnte für die wenigen Länder, in denen die Akzeptanz der nationalen Debitkarte heute fast nichts kostet. Auch hier musste Mastercard zurückrudern.

Augenmaß gefordert

Banken benötigen auskömmliche Erträge auch im Zahlungsverkehr. Wenn in wenigen Euro-Ländern die Händler fast nichts für die Akzeptanz zahlen, ist das weder marktkonform noch gerecht, denn dann werden sich die Institute das Geld woanders holen! Oder in einem größeren und freien Sepa-Markt zu Brands wechseln, die ihnen etwas bieten. Wie zum Beispiel in Finnland und vorher bei Switch in Großbritannien - oder jetzt bei Nets in Singapore. Wo soll sonst das Geld für Neuerungen herkommen? Zum Beispiel die sichere Zahlung im E-Commerce, EMV Chip und Pin für mehr Sicherheit, kontaktlose Chipkarten, VAT-Refund, Cash Back, Zusatzinformationen für die Händler, Currency Conversion am PoS oder Gift Cards.

Augenmaß ist gefordert. Auch der Handel will gern Karten, die Sicherheit, eine hohe Verbreitung, Zusatzservices und Bequemlichkeit bieten. Auf der anderen Seite kann es nicht sein, dass eine solche Einrichtung dazu dient, die Banken reich und die Händler arm zu machen. In dem Sinne war der Vorschlag von Mastercard zum Maestro Interchange - zumindest für die normalen Händler - ein vernünftiger. Man könnte so etwas auch eine Lizenzgebühr für die Nutzung eines Kartensystems nennen. Das ist dann nicht so emotionsgeladen und trifft doch den Punkt. Keiner darf sich der Illusion hingeben, das koste alles nichts. Dahinter stehen Banken in ihrer Ver antwortung für sichere Zahlungssysteme.

Nationale Sonderwege als Millionengrab

Wichtig ist auch die vorgeschriebene Trennung von Kartensystem und Processing. Den neuen "Payment Institutions" und den Banken wird es so möglich, unter dem Dach eines oder mehrerer Kartenmarken auch bilaterale oder multilaterale Vereinbarungen untereinander für die Autorisierung sowie das Clearing & Settlement zu treffen. So etwas könnte sich zum Beispiel herausbilden aus einer EAPS unterhalb der etablierten und im Wettbewerb zueinander stehenden Kartensysteme. Von sehr großer Bedeutung für eine Kostensenkung ist die schnelle Verabschiedung von technischen Standards, Protokollen und Zulassungsregeln für die PoS Systeme, was mit Verspätung vom EPC nun vorangebracht wird. Die unterschiedlichen nationalen Sonderwege und Zulassungsvorschriften sind ein Millionengrab und Abschottungsmechanismus sondergleichen! Wir brauchen nur an die Veränderungen bei ec-cash in den letzten Jahren zu denken, einschließlich dem jetzt geforderten TA 7.0!

Klaus Naumann, Hofheim am Taunus, war Geschäftsführer bei B+S. Eine ausführlichere Version seiner Beobachtungen er scheint in der November-Ausgabe von cards Karten cartes.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X