PAYMENT-DIENSTLEISTER

"Die Konsolidierung war in den letzten zwölf Monaten besonders intensiv" / Interview mit Panagiotis Karasavvoglou

Panagiotis Karasavvoglou, Foto: Worldline

Rund ein Jahr, nachdem die strategische Partnerschaft von Six und Worldline vereinbart wurde, ist die Integration auf einem guten Weg, sagt Panagiotis Karasavvoglou. Als nächster Schritt steht die Konsolidierung auf einer gemeinsamen Plattform an. Mittelfristig wird es wohl auch zum Rebranding kommen, bei dem die Marke Six Payments ganz in Wordline aufgehen wird. Als größter Nicht-Banken-Acquirer und Nummer drei im E-Commerce in Europa spielt Worldline im Wettbewerb ganz oben mit. Weil Skaleneffekte immer wichtiger werden, erwartet Karasavvoglou auch weiterhin Konsolidierung im Markt. Ambitionen auf eine Expansion über Europa hinaus, hat Worldline jedoch nicht. Red.

Vor etwa einem Jahr wurde die strategische Partnerschaft von Six Payment Services und Worldline vereinbart. Wie weit ist die Integration inzwischen vorangeschritten?

Wir sind auf einem guten Weg und haben einen klaren Fahrplan, welcher das Beste aus beiden Unternehmenswelten zusammenführt. Worldline bringt als Terminalhersteller eine hohe Expertise mit, diese wird nun angereichert durch die Markterfahrung von Six Payment Services im Acquiring, sodass wir ein vollumfängliches Portfolio für alle Händler anbieten können.

Wir haben die künftige Produktstrategie fest gelegt, die Vertriebsteams zusammengelegt und auch die jeweiligen Serviceteams ziehen bereits an einem Strang. Für Key Accounts haben wir ein integriertes Angebot geschaffen, mit den besten Lösungen unseres kombinierten Portfolios. Wir ergänzen uns wunderbar. Das gleiche gilt natürlich auch im Bankengeschäft.

Welche Baustellen gibt es noch?

Ein halbes Jahr nach dem Zusammenschluss gibt es natürlich noch einiges zu tun. Unter anderem geht es um den Transfer von Marken- und Unternehmenswerten. Hier wachsen wir auch auf persönlicher Ebene immer besser zusammen. Wir haben alle Bereiche, die im Fokus stehen identifiziert und gehen die Punkte nun strategisch an.

Wo sehen Sie die wesentlichen Vorteile der Partnerschaft? Machen sich die Effekte schon bemerkbar?

Absolut. Wir können wirklich aus den Stärken schöpfen und unseren Kunden überzeugende Angebote machen. Im Zuge der Partnerschaft bündeln sich im Grunde die Kräfte zweier gestandener Payment Experten mit sehr guter europäischer Abdeckung.

Als nächsten wichtigen Schritt planen wir Skaleneffekte zu generieren, indem wir das Gesamtgeschäft auf gemeinsamen Plattformen konsolidieren.

Wie sieht die Markenstrategie aus? Wird die Marke Six Payment Services aufgegeben?

Wir sind bereits jetzt bemüht, die gemeinsame Wertewelt in den Vordergrund zu rücken. Ohne Details zu kennen, gehe ich davon aus, dass die Marke Six Payment Services mittelfristig ganz in Worldline aufgehen wird. Unser ehemaliger Eigentümer Six ist als Unternehmensgruppe ja europaweit tätig, und schon aus diesem Gesichtspunkt ist ein Rebranding naheliegend.

Welchen Marktanteil hat Worldline zusammen mit Six Payment Services im europäischen Payment-Markt?

Es ist sicher so, dass das kombinierte Unternehmen zu den größten in Europa zählt, wir sind in ganz Europa tätig und können uns hier mit den besten Anbietern messen. Wir sind der größte Nicht-Banken-Acquirer und die Nummer drei im E-Commerce.

Wird die Konsolidierung im Markt noch weiter voranschreiten?

Davon bin ich überzeugt. Skaleneffekte sind ein wesentlicher Treiber der Zahlungsbranche und die kleinen und mittelgroßen Anbieter, aber beispielsweise auch bankeigene Provider, werden mit den großen Anbietern nicht mithalten können. Die letzten 12 Monate waren in der Tat besonders intensiv, denn mit Worldline & Six Payment Services, BS Payone & Ingenico, Nets & Concardis und kürzlich First Data & Fiserv sind sehr bedeutende Allianzen geschlossen worden.

Für wie viele Player ist in Europa Platz?

Das ist schwer zu sagen, eine Handvoll vielleicht. Das Ökosystem wird aber zusätzlich eine Fülle von Satelliten für Spezialthemen haben, und in der Ausgestaltung der Zusammenarbeit liegt eine gewisse Herausforderung. Dennoch befürworte ich gesunden und sich gegenseitig bereichernden Wettbewerb, denn nur so können sich die Angebote ständig weiterentwickeln und den Anforderungen des Marktes nachkommen.

Ist die Regulierung in gewissem Sinn auch ein Wettbewerbsschutz für europäische Anbieter, weil Unternehmen aus den USA oder Asien für das Geschäft in Europa ihre Geschäftspraktiken stark anpassen müssten? Alipay oder Wechat zum Beispiel stehen ja nicht unbedingt für Datenschutz ...

Die europäischen Player haben den Zahlungsverkehr über Jahrzehnte begleitet und geprägt. Sie haben oft auch in der Entwicklung der Regularien mitgearbeitet und verfügen zweifellos über mehr Praxiserfahrung in diesen Themen. Dennoch wird es sich kein weltweit agierendes Unternehmen auf Expansionskurs leisten können, nicht den Regularien zu entsprechen.

Wie bewerten Sie Apple Pay und Google Pay? Sind das Katalysatoren für den Durchbruch des Mobile Payment?

Die ganze Branche beobachtet die Marktentwicklung und die Fortschritte von Apple, Google und Co. schon seit Jahren. Hier liegt ungeheures Wachstumspotenzial. Allen diesen Innovationstreibern ist gemein, dass sie ihr Produktportfolio immer vom Kunden her denken, das heißt, die Produkte lösen immer ein konkretes Problem des Nutzers oder erleichtern Zahlungsprozesse durch unschlagbare Mehrwerte. Auf Merchant-Seite sind wir auf diese Entwicklung als Anbieter bestens aufgestellt, die Terminals und unsere Infrastruktur sind bereit für Mobile Payment.

Immer wieder wird beklagt, dass es kein europäisches Payment-Scheme gibt. Kann die Konsolidierung der Payment-Dienstleister dies ändern? Also: Sind es vielleicht die Dienstleister, die neue Lösungen europaweit ausrollen können?

Worldline ist ein agnostischer Anbieter, der alle Zahlformen abwickelt und das komplette Ökosystem rund um Payment für Händler, Banken sowie die Konsumenten unterhält. Diese Position ist allen Anbietern gemein und wir teilen uns diese mit den anderen großen Acquirern und Processoren. Die Frage nach einem europäischen Payment-Scheme müssen aus meiner Sicht andere beantworten.

Wie beurteilen Sie - auch unter diesem Aspekt - die Perspektiven für das Schweizer Mobile-Payment-Verfahren Twint?

Worldline und Six sind ja neben den Schweizer Banken Miteigentümer und wir wickeln diese Transaktionen auch ab. Dabei sehe ich Twint als eidgenössische Mobile-Payment-Lösung erfolgreich im Markt positioniert. Twint deckt neben den P2P-Transaktionen, für die es ursprünglich angedacht war, bereits einen starken Anteil an weiteren Transaktionen im Handel ab, sodass die Lösung den Markt zunehmend stärker durchdringen wird.

Wird die Konsolidierung auch dazu führen, dass europäische Dienstleister auch außerhalb Europas eine nennenswerte Rolle spielen? Oder hat es - zum Beispiel unter Regulierungsgesichtspunkten - auch Vorteile, sich auf den europäischen Markt zu konzentrieren?

Worldline versteht sich als europäischer Player, hat aber auch Geschäft auf anderen Kontinenten. Dennoch liegt unser Fokus weiterhin in Europa, wo wir unser lokales Knowhow bündeln und gezielte Investitionen unter verschiedenen Gesichtspunkten und in unterschiedlichen Segmenten tätigen. Kurz gesagt: wir kombinieren unsere Expertise in ganz Europa mit einer gewissen Größe und positionieren uns, indem wir unsere Märkte aus dem Effeff kennen.

Wie passt die immer noch beachtliche Vielfalt bei nationalen Schemes mit der Konsolidierung auf Dienstleisterebene zusammen? Werden durch diese Vielfalt die positiven Effekte nicht teilweise konterkariert?

Hier gibt die Nachfrage aus dem Markt letztendlich die Richtung vor: Die entsprechenden Schemes, die der Markt wünscht, bieten wir an. Sofern nationale Schemes, wie zum Beispiel die Girocard, eine so starke Marktdurchdringung aufweisen wie im Moment, werden wir das auch weiterhin unterstützen.

Wie weit ist die Payment-Branche und ist der Handel in Sachen Zwei-Faktor-Authentifikation für PSD2?

Fakt ist, PSD2 ist verpflichtend ab September. Wir als Dienstleister haben unsere Hausaufgaben gemacht und unterstützen unsere Kunden. Insgesamt scheint aber der Handel und zum Teil auch Issuing-Banken noch nicht vollumfänglich darauf vorbereitet. Meines Erachtens wird etwas unterschätzt, was hier an Vorbereitung notwendig ist, und es bleibt abzuwarten, ob das im September anders aussieht. Wir sind aber bestens darauf vorbereitet und sind mit unseren Händlern in engem Austausch, um sie fit für die PSD2 zu machen.

Haben es kleinere Händler, die eine Komplettlösung ihres Dienstleisters nutzen, es an dieser Stelle vielleicht sogar einfacher?

Bis zu einer gewissen Größe gilt das ganz bestimmt. Kleine Händler müssen sich auf ihr Geschäft konzentrieren und können nicht in allen möglichen Belangen Expertise aufbauen. Compliance, Zahlungsverkehr und dergleichen gehören zu den Themen, die man gebündelt an einen Provider outsourcen kann. Bei Standardlösungen ist das meist Plug & Play.

Aber generell gilt: Je größer und komplexer die eingesetzte Lösung beim Händler, desto eher sollte er sich um Unterstützung von einem Experten bemühen, um da mögliche Fallstricke zu vermeiden.

Was für ein Szenario erwarten Sie zum Stichtag im September dieses Jahres?

Ab Mitte September ist starke Authentifizierung von Transaktionen mit zwei Faktoren notwendig. Vom Best-Case bis zum Worst-Case-Szenario ist aus meiner Sicht alles möglich. Payment Services Provider wie wir sind bereit, es ist aber nicht auszuschließen, dass im Handel die einen oder anderen Transaktionen schlicht nicht durchgeführt werden können.

Panagiotis Karasavvoglou, Executiv Director, Country Head Germany, Worldline, Zweigniederlassung Deutschland, Frankfurt am Main

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