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Der Debit-Wettbewerb kommt in Schwung

sb - Die EU-Kommission wird es mit Befriedigung sehen: In die Debitstrategien der deutschen Banken ist Bewegung gekommen. Als erste Institute in Deutschland haben die Sparda-Banken beschlossen, auch bei nationalen Debittransaktionen von "ec" auf Maestro umzustellen. Gründe sind die Zukunftssicherheit, die Unabhängigkeit und die Kosten-Nutzen-Frage. Ob das Allianz-System der EAPS tatsächlich Sepa-fähig wird, wird noch als ungewiss eingeschätzt. Auf einen Cobranding-Partner zu verzichten, erschien unter dem Gesichtspunkt der Zukunftssicherheit deshalb als zu riskant. Zudem befürchtete man durch die in der Allianz erforderliche Abstimmung mit den Partnern komplizierte Entscheidungswege. Ausschlaggebend für die Entscheidung für Maestro allein war aber vor allem die Kostenfrage: So lassen sich Parallelkosten sparen, die beim Nebeneinander beider Verfahren anfallen.

Genossen machen den Anfang

Knapp eine Woche später meldete Visa die Unterzeichnung einer Co-Branding-Vereinbarung für V-Pay mit BVR, DZ Bank und WGZ Bank. Die Zentralbanken des genossenschaftlichen Verbundes und die genossenschaftlichen Kartendienstleister Card Process, DG Verlag, GAD und Fiducia ermöglichen es damit den Primärbanken, auch Debitkarten mit electronic cash und V-Pay herauszugeben.

In jedem Fall dürfen sich also die Genossenschaftsbanken auf die Schulter klopfen, als erste Bankengruppe in Deutschland ihre Weichen fürs Debitgeschäft in der Single European Payments Area gestellt und den neuen Wettbewerb ins Rollen gebracht zu haben. Dass man wieder einmal nicht geschlossen marschiert (auch in Sachen Processing gehen die Sparda-Banken bekanntlich mit ihrem Festhalten an GZS beziehungsweise jetzt First Data ihren eigenen Weg), ist dabei vermutlich nur ein kleiner Wermutstropfen.

Die Entscheidung mit den konkreteren Folgen ist sicher die der Spardas: Erste Testkarten sollen ab Mitte 2007 ausgegeben werden. Mit dem regulären Austausch der derzeit etwa drei Millionen Debitkarten der Sparda-Banken wird aber erst ab 2008 begonnen. Bis dahin, so die Erwartung, wird die Akzeptanzlücke zwischen Maestro und "ec" in Deutschland geschlossen sein, so dass der Übergang für die Kunden ohne die Erfahrung vonstattengeht, ihre Karte plötzlich nicht mehr überall einsetzen zu können.

Die Einigung des BVR mit Visa ist dagegen nur eine Rahmenvereinbarung. Die konkrete Entscheidung für die Ausgabe von Debitkarten mit V-Pay-Cobranding liegt in der Verantwortung der Primärbanken. Insofern bleibt abzuwarten, welche praktische Bedeutung die Vereinbarung mit dem BVR hat. Dennoch darf man vermutlich davon ausgehen, dass die ersten Meldungen aus den Instituten nicht lange auf sich warten lassen werden.

Für beide Kartenorganisationen ist damit ein wichtiger Schritt vollzogen. Visa hat erstmals begründete Aussicht, endlich einen Fuß in die Tür des Debitgeschäfts der deutschen Banken zu bekommen. Umgekehrt beweist Mastercard, dass man sich nicht kampflos Marktanteile abjagen lässt - was bei der bisherigen Dominanz des Maestro-Cobrandings auf deutschen Debitkarten unvermeidlich ist -, sondern dass das komplette Umschwenken vom nationalen Debitsystem auf das internationale Maestro-Verfahren auch für deutsche Kreditinstitute interessant sein kann. Gute Gründe gibt es sicher für beide Entscheidungen, sowohl für die der Spardas für Maestro als auch für den BVR und die Geno-Zentralbanken für V-Pay.

- Für Maestro spricht in erster Linie, dass es sich hierbei um ein eingeführtes System handelt, das seine Funktionsfähigkeit bereits unter Beweis gestellt hat und (trotz einer gewissen Lücke zum nationalen System) bereits über ein großes Akzeptanznetz verfügt, das für V-Pay erst noch aufgebaut werden muss.

- V-Pay dagegen besitzt den Charme einer rein europäischen Lösung, die nicht nur den Banken mehr Gestaltungsmöglichkeiten bei Zusatzfunktionen oder Preisgestaltung gibt, sondern auch die differenzierte Positionierung von Debit- und Kreditkarte erleichtert (Debit in Europa, Kredit weltweit). Für all diejenigen Institute, die die Kannibalisierung zwischen Debit- und Kreditkartengeschäft fürchten, könnte deshalb V-Pay die attraktivere Variante sein.

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