Blickpunkte

Debitkarte - Gerade noch rechtzeitig

In gewisser Weise trägt die Kreditwirtschaft beim kartengestützten Zahlungsverkehr Mitverantwortung auch für solche Systeme, die sie eigentlich gar nicht selbst verantwortet - sprich ELV. So formulierte es Dr. Andreas Martin in seiner Funktion als derzeitiger Federführer für Die Deutsche Kreditwirtschaft auf dem Bankkartenforum 2012. Es muss also nicht verwundern, dass drohende Akzeptanzprobleme mit neuen Sparkassen-Cards die Sparkassenorganisation aufgeschreckt haben, wenngleich diese nur das "wilde" Verfahren betreffen würden.

Von den drei kreditwirtschaftlichen Säulen im Land hat allein die Sparkassenorganisation bereits damit begonnen, neue Debitkarten auszugeben, die ohne das MM-Merkmal auf dem Magnetstreifen auskommen. Sieben Millionen Karten sollen es bis zum Jahresende sein. Obwohl aber seit langem bekannt war, dass das MM-Merkmal, mit dem deutsche Kreditinstitute am Geldautomaten die Kartenechtheit von Magnetstreifenkarten prüften, im Zuge der Umstellung auf den Chip obsolet werden und damit irgendwann entfallen würde, prüfen Terminals zweier Hersteller (Verifone und CCV) diese Merkmal beim elektronischen Lastschriftverfahren noch ab. Karten des neuen Typs könnten deshalb beim Offline-ELV zurückgewiesen werden.

Ohne Frage: Das Versäumnis liegt in diesem Fall bei den Terminalanbietern. Das aber wäre dem Kunden selbstredend nicht bewusst. Und so würde das Problem (wie schon bereits bei der Chip-Panne Anfang 2010) in den Schlagzeilen auf die Sparkassen zurückfallen. Kein Wunder also, dass der DSGV der Versuchung widerstanden hat, die drohende Fehlfunktion bei ELV zum Trommeln für die Girocard zu nutzen, sondern stattdessen gemeinsam mit Terminalherstellern und Handel versucht hat, die Situation zu vermeiden, in der massenhaft Kunden mit vollen Warenkörben an der Kasse stehen und die Kartenzahlung nicht funktioniert.

Denn immerhin hatte man Glück im Unglück. Anders als bei der Chip-Panne zu Jahresbeginn 2010 wurde das Problem diesmal frühzeitig bekannt - bevor nämlich die ersten neuen Sparkassen-Cards an die Kunden ausgeliefert waren. Und so haben alle Seiten kooperiert. Die Sparkassen raten den Kunden mit einem Aufkleber auf den Karten dazu, die neue Karte nicht vor Dezember dieses Jahres einzusetzen, und suchen damit der Technikseite die nötige Zeit zu verschaffen. Die Terminalhersteller haben relativ schnell ein Software-Update für die Terminals zu entwickelt. Die Hauptlast tragen aber wieder einmal die Netzbetreiber, die die betroffenen Terminals identifizieren und - soweit möglich - damit ausstatten müssen.

sb

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