Produktpolitik

Debitnutzung in Europa: dank den Frauengeht's voran

Auch wenn Großbritannien vor allem als Kreditkartenland bekannt ist:
Die Engländer zählen neben den Belgiern zu den eifrigsten
Debitkartennutzern in Europa. Zu diesem Ergebnis kommt die europäische
Teilstudie der "Mastercard Global Debit Survey" vom Januar dieses
Jahres.
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41 Prozent der Belgier nutzen demnach ihre Debitkarte mehr als viermal
die Woche, unter den Engländern sind es 34 Prozent. Deutschland kommt
mit 23 Prozent auf dem dritten Platz. Immerhin 37 Prozent der
Deutschen setzen ihre Debitkarte einmal pro Woche ein. Das ist nach
Italien der zweithöchste gemessene Wert. Nach Altersgruppen sind es
vor allem die unter 45-Jährigen, die ihre Karte mindestens viermal pro
Woche nutzen (32 Prozent).
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Am häufigsten zum Einsatz kommen Debitkarten in Kaufhäusern (75
Prozent der Befragten) und Lebensmittelgeschäften (51 Prozent). Noch
vor Restaurants, Mautstellen und Parkgebühren rangieren Einsätze
außerhalb des eigenen Heimatlandes (41 Prozent). Dabei gibt es von
Land zu Land deutliche Unterschiede: Am häufigsten in Kaufhäusern per
Debitkarte bezahlt wird in Belgien, während die Briten vor allem in
Lebensmittelgeschäften damit bezahlen. Restaurants tauchen vor allem
in der Nennung von Engländern und Spaniern auf. Die Spanier zahlen
außerdem am häufigsten ihre Maut per Debitkarte.
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Die Deutschen setzen ihre Debitkarte überdurchschnittlich häufig in
Kaufhäusern und Lebensmittelgeschäften ein. Auch dass der Einsatz im
Ausland mit 56 Prozent über dem europäischen Durchschnitt von 41
Prozent liegt, mag angesichts der Reisefreudigkeit der Deutschen nicht
überraschen. Allerdings werden die Deutschen dabei noch von den
Belgiern übertroffen, die zu 67 Prozent angeben, ihre Karte auch im
Ausland einzusetzen. Im Restaurant zahlen die Deutschen dagegen
unterdurchschnittlich häufig per Debitkarte, ebenso wie beim Parken
oder in lokalen Geschäften wie Zeitschriftenkiosken.
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Nutzungshäufigkeit nimmt zu
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Immerhin jeder Vierte der Befragten gab in der Studie an, seine
Debitkarte im letzten Jahr häufiger als zuvor eingesetzt zu haben. Bei
63 Prozent bewegten sich die Nutzung in etwa auf Vorjahresniveau. Am
höchsten ist der Anteil derer, die die Nutzung ihrer Debitkarte
gesteigert haben, in Großbritannien (29 Prozent).
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Deutschland liegt dagegen mit 22 Prozent gemeinsam mit Spanien
(ebenfalls 22 Prozent) und Italien (21 Prozent) unter dem Durchschnitt
der untersuchten Länder.
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Bei den Gründen für die Nutzung von Debitkarten dominieren aus
Karteninhabersicht das wachsende Akzeptanznetz, der
Bequemlichkeitsfaktor und die europaweite Einsetzbarkeit für
Bargeldabhebungen am Automaten.
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70 Prozent schätzen den Schutz vor Verschuldung
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Für 70 Prozent der Befragten spielt eine Rolle, dass man im Vergleich
zur Kreditkarte davor geschützt ist, zuviel auszugeben. Der
letztgenannte Faktor ist vor allem für die befragten Briten von
Bedeutung (78 Prozent), am wenigsten für die Italiener (56 Prozent).
Die Deutschen bewegen sich nur knapp über dem europäischen
Durchschnitt. Das wachsende Akzeptanznetz spielt vor allem für die
Deutschen eine Rolle. Gleiches gilt für die Möglichkeit des Einsatzes
im Ausland.
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Befragt nach der Bargeldnutzung, gaben 78 Prozent an, gewöhnlich
maximal 50 Euro Bargeld mit sich zu führen, wobei Frauen im Schnitt
weniger Bargeld in der Tasche haben als Männer. Die Deutschen zählen
im Vergleich mit Großbritannien, Italien, Spanien, Belgien und Polen
zu den Bargeldliebhabern. Während Debitkarteninhaber im Schnitt 27
Euro im Portemonnaie haben, liegt der Betrag in Deutschland bei
durchschnittlich 46 Euro.
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Vor allem Frauen wechseln vom Bargeld zur Karte
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35 Prozent der Befragten haben eigenen Angaben zufolge heute weniger
Bargeld im Geldbeutel als vor einigen Jahren. Das gilt vor allem für
die Belgier (49 Prozent) und die Briten (40 Prozent), die Deutschen
liegen mit 34 Prozent nur leicht unter dem Durchschnitt. Wiederum
gilt: Es sind vor allem die Frauen, die den Bargeldbestandteil im
Portemonnaie reduziert haben (39 Prozent gegenüber 30 Prozent bei den
Männern) 38 Prozent der Studienteilnehmer haben ihre Gewohnheiten in
dieser Hinsicht nicht verändert. Am beharrlichsten sind die Deutschen,
die zu 45 Prozent noch ebensoviel Bargeld einstecken haben wie vor
einigen Jahren.
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In zehn Jahren bargeldloses Europa?
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Befragt nach ihren Einschätzungen bezüglich des zukünftigen
Stellenwerts von Bargeld und Debitkarten in Europa stimmen 52 Prozent
der Studienteilnehmer der Aussage zu, dass Europa in zehn Jahren
weitgehend bargeldlos sein wird, 47 Prozent rechnen sogar mit einer
bargeldlosen Gesellschaft. 48 Prozent sind aber der Meinung, dass sie
selbst weiterhin bevorzugt bar zahlen werden. Weitgehende Einigkeit
besteht darin, dass Debitkarten künftig bei weitaus mehr Gelegenheiten
zum Einsatz kommen werden als heute. Dabei gibt es auch kaum
Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern.
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Mit einer gänzlich bargeldlosen Gesellschaft in Europa rechnen vor
allem die Italiener (59 Prozent). Die Deutschen stimmen dem zu 46
Prozent zu; mit einem zumindest weitgehend bargeldlosen Europa rechnen
in Deutschland 69 Prozent. Das ist der höchste Wert in Europa.
Gleichzeitig ist aber auch der Anteil derjenigen, die vermutlich auch
weiterhin bevorzugt bar zahlen werden, in Deutschland mit 56 Prozent
nach Polen (58 Prozent) am zweithöchsten. Erwartungen bezüglich der
künftigen Entwicklung und persönliche Vorliebe beim Zahlungsverhalten
klaffen somit in Deutschland besonders weit auseinander.
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Doch Kannibalisierung der Kreditkarte?
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Wenig erfreulich sind unter dem Gesichtspunkt der Zukunftserwartungen
die Aussichten für das Kreditkartengeschäft. 44 Prozent der insgesamt
3 000 Befragten in den sechs Ländern sind der Meinung, dass
Kreditkarten durch die verbesserte Debitkartenakzeptanz an
Attraktivität verliert. Am höchsten ist dieser Wert mit 53 Prozent in
Großbritannien. Angesichts der derzeit hohen Kreditkartenverbreitung
(57 Prozent der befragten Debitkarteninhaber besitzen gleichzeitig
eine Kreditkarte gegenüber 35 Prozent im Schnitt der sechs Länder und
31 Prozent in Deutschland) mag ein Bedeutungsverlust der Kreditkarte
zu verschmerzen sein. In Deutschland aber wird die Kreditwirtschaft
diese Einschätzung seitens der Kunden wohl nur ungern hören.
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Die Single European Payment Area erfreut sich bei den Befragten fast
einstimmig hoher Zustimmung. 94 Prozent der Befragten beurteilen die
Möglichkeit, im europäische Ausland wie zu Hause mit ihrer Debitkarte
zahlen zu können, als positiv. Auch Pre-paid-Karten erfreuen sich mit
76 Prozent einer hohen Zustimmung. Kontaktloses Zahlen dagegen
befürworten zwar 63 Prozent, 28 Prozent sind dagegen.
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Deutsche wollen kein individuelles Kartendesign
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Die negativste Verbraucherreaktion finden überraschend Debitkarten im
individuellen Design. Sie werden von fast der Hälfte der Befragten
abgelehnt. Die Zustimmungsquote liegt dagegen nur bei 40 Prozent.
Allerdings sind die so genannten "Picture Cards" mit Fotos von
Kindern, Haustieren, Freizeitmotiven oder anderem auch diejenige
Innovation, bei deren Beurteilung besonders viele Verbraucher unsicher
sind. Die höchste Zustimmung findet ein individuelles Kartendesign in
Polen (68 Prozent), die geringste in Deutschland (26 Prozent).
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Dafür liegen die Deutschen mit ihrer Beurteilung des Zahlens im
Vorbeigehen, wie es etwa beim elektronischen Fahrschein zum Einsatz
kommt, etwas positiver als der europäische Durchschnitt. Zwei Drittel
der befragten Deutschen sprechen sich dafür aus.

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