Weichenstellungen im Kartengeschäft

Kontaktloses Zahlen - Bald auch per Girocard mit PIN

Die Teilnahme von Edeka Minden-Hannover am Girogo-Pilotprojekt im Raum Hannover-Braunschweig-Wolfsburg ist gewiss ein Gewinn. Zum einen ist mit dem Lebensmitteleinzelhandel ein Anwendungsbereich aus dem täglichen Leben hinzugekommen. Daneben handelt es sich bei den "Edekanern" um selbstständige Kaufleute. Deren Resonanz gibt also vermutlich ein weitaus differenzierteres Bild, als es bei großen, zentral gesteuerten Handelsunternehmen der Fall ist. Und nicht zuletzt: Bei Edeka liegt der Durchschnittsbon mit 22 Euro über den 20 Euro, die als Einsatzgrenze für "Girogo" festgelegt sind. Im Schnitt kommt dort nur jede vierte Transaktion für das kontaktlose Zahlverfahren infrage.

Auf den ersten Blick scheint Edeka (wie beispielsweise auch Appelrath-Cüpper oder Christ) damit nicht der ideale Akzeptanzpartner für das kontaktlose Zahlen. Und Wolfgang Mücher, Geschäftsführer bei Edeka Minden-Hannover, wünscht sich denn auch eine Heraufsetzung des bisherigen Limits (auf 35 Euro), wie sie von der Sparkassenorganisation auf mittlere Sicht bereits angekündigt wurde.

Die gestiegenen Kosten für das Bargeldhandling lassen die Investition von rund 300000 Euro (teilweise gemindert durch einen nicht bezifferten Zuschuss der Kreditwirtschaft) aber schon jetzt lohnend erscheinen. Und das kontaktlose Zahlen wird als Zukunftstechnologie gewertet, die durchaus das Potenzial hat, zum Standardverfahren in der Edeka-Organisation zu werden, wenn auch nicht explizit im Kleinbetragssegment.

Zumindest hier scheint Abhilfe in Sicht. Denn das kontaktlose Zahlen auf Basis der Geldkarte ist nur der Anfang. Bis Mitte 2013 soll die Girogo-Funktion auch für Girocards realisiert werden, und damit entfiele die Betragsbegrenzung. Wenn es einmal so weit ist, hält der Kunde schlicht seine Karte ans Terminal, und je nach Höhe des Zahlbetrags kommt das entsprechende Verfahren zum Einsatz: bei Kleinbeträgen die Geldbörse ohne PIN-Eingabe, bei höheren das Girocard-Verfahren mit PIN. Die Karte einstecken muss der Kunde dann überhaupt nicht mehr, er spürt also kaum einen Unterschied. Mit dieser Perspektive lohnt sich die Investition in das kontaktlose Zahlen auch für diejenigen Händler, die nur einen vergleichsweise kleinen Anteil an Transaktionen unterhalb der Schwelle von 20 Euro verzeichnen.

Dass dieser Schritt nicht sofort vollzogen wird, ist naheliegend: Zum einen müssen die technischen Anpassungen erst abgearbeitet werden. Wichtiger ist wohl, dass es ratsam erscheint, den Kunden erst mit kleinen Beträgen an die neue Technik zu gewöhnen und das Verfahren erst im zweiten Schritt, wenn Sicherheitsbedenken abgebaut sind, auf weitere Zahlungen auszudehnen.

Ein anderer Wunsch von Wolfgang Mücher wird hingegen wohl nicht ganz so schnell in Erfüllung gehen: Die Teilnahme auch von Partnern aus dem ÖPNV, die dem Verfahren hohe Aufmerksamkeit sichert. Dass der ÖPNV bislang nicht mit im Boot ist, liegt daran, dass deren Standard, die sogenannte VDV-Kernapplikation, mit den Spezifikationen der deutschen Kreditwirtschaft technisch wenig kompatibel ist. In Erfurt immerhin planen die Verkehrsbetriebe kontaktlose Fahrscheine auf Basis des technischen Standards der deutschen Kreditwirtschaft. Red.

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