E-Commerce

Leserbrief - Nur Online-Bezahlverfahren nach Bankenstandard gewährleisten Sicherheit

Von Jürgen Brinkmann - Vertrauen und Sicherheit sind Werte, die speziell im stetig wachsenden E-Commerce-Markt eine überragende Rolle spielen. Online-Shops setzen auf Gütesiegel, um latente Sicher heitsbedenken ihrer potenziellen Kundschaft zu reduzieren. Die Angst vor Datenklau beim Bezahlvorgang ist jedoch allgemein am größten. Nichts ist für Ver braucher schlimmer, als festzustellen, dass über Nacht das Konto von Betrügern abgeräumt wurde. Umso mehr verwundert es, dass Online-Bezahlverfahren am Markt agieren, die sich über den Anspruch nach größtmöglicher Sicherheit bewusst hinwegsetzen.

Im Februar 2006 haben die Volksbanken und Raiffeisenbanken gemeinsam mit der Sparkassen-Finanzgruppe und der Deutschen Postbank das Online-Bezahlverfahren Giropay in den deutschen Markt eingeführt. Dieses Verfahren bietet den Verbrauchern nicht nur größtmögliche Sicherheit im Umgang mit ihren vertraulichen Daten wie PIN und TAN, es bietet eben auch eine rechtssichere Abwicklung der Transaktion gemäß den vom Zentralen Kreditausschuss (ZKA) im Oktober 2009 verabschiedeten Bedingungen zum Onlinebanking.

Nur durch die Symbiose einer einzelver traglichen Anbindung von Instituten und die technische Integration von Giropay in das Onlinebanking sind Rechts- und Datensicherheit gewährleistet. Aus diesen nachvollziehbaren Gründen haben sich Anbieter wie Paypal, Google oder viele andere Anbieter für die Implementierung von Giropay als sicheres Bezahlverfahren entschieden.

Zu diesem konsequenten Vorgehen in punkto Sicherheit gibt es aus Sicht der Volksbanken und Raiffeisenbanken keine Alternative. Marktteilnehmer, die bewusst die auferlegten Spielregeln ignorieren, handeln nach unserer Auffassung grob fahrlässig. Hier helfen weder Gütesiegel noch Zertifizierungen. Hier hilft es nur, sich an die Regeln zu halten, um höchste Sicherheit für alle Beteiligten zu bieten.

Absurd erscheint in diesem Zusammenhang die Äußerung eines Marktteilnehmers, dass bisher keine Schadensfälle durch die Nutzung seines Dienstes entstanden seien. Sollte ein Kunde jemals einen Schadensfall im Zusammenhang mit seinem Onlinebanking erleiden, wird er sich niemals an einen Dienstleister eines Bezahlverfahrens wenden, sondern direkt an seine Hausbank. Diese Argumentation lässt ein deutliches Kalkül in der Kommunikation des Marktteilnehmers vermuten.

Aus guten Gründen wurde eine offene Banking-Infrastruktur in Deutschland implementiert. Die überwiegende Mehrzahl der Dienstleister, die neben den Banken diese Schnittstellen nutzen, halten sich exakt an die vorgegebenen Bedingungen der Kreditwirtschaft. Diese Offenheit der Banking-Schnittstellen kann keine Rechtfertigung für das Umgehen von Nutzungsbedingungen einiger Marktteilnehmer sein, sondern zeigt deutlich auf, dass sie zulasten von Sicherheit Wettbewerbsvorteile generieren.

Diese Auffassung teilen im Übrigen auch die Europäische Zentralbank und die EU-Kommission. Beide sehen ein deutliches Gefahrenrisiko im Angebot von Online-Bezahlverfahren, die nicht konform zu den Bedingungen des Onlinebanking agieren. Völlig richtig ist daher die Einschätzung, dass durch solche Anbieter extreme Schadensfälle entstehen können sowie die Reputation des gesamten Onlinebankings diskreditiert werden könne.

Sehr eindeutig warnt aus diesem Grund die niederländische Zentralbank öffentlich vor Online-Bezahlverfahren, die nicht dem Bankenstandard entsprechen. Die EU-Kommission und die Europäische Zentralbank unterstützen das Ziel von Giropay, iDEAL (NL) und eps (AT), die Vernetzung von europäischen, regelkonformen Online-Bezahlverfahren herzustellen und sodann weiteren Ländern in Europa diesen Service zu offerieren. Giropay ist bewusst als offenes System gestaltet worden. Bereits heute nehmen knapp 1600 Kreditinstitute teil, namhafte Vertriebspartner sind DZ Bank, WGZ Bank, B+S Card Service oder Deutsche Card Service. Auch wir sind von dem Verfahren überzeugt und stellen es deshalb sowohl unseren E-Commerce-Händlern als auch unseren Privatkunden zur Verfügung, denn an Sicherheit darf nicht zugunsten des eigenen Profits gespart werden.

Jürgen Brinkmann ist Bereichsdirektor der Volksbank Freiburg eG, Freiburg .

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