Instant Payments

Welches Verfahren wird kannibalisiert?

Ein bisschen ist es mit Instant Payments wie mit dem mobilen Bezahlen: Die Technik ist verfügbar und der Markt nähert sich dem Thema an, aber so richtig weiß noch niemand, wohin die Reise gehen wird oder soll, mit welchen Auswirkungen zu rechnen ist und wie sich Geschäftsmodelle verändern werden. Im Markt gibt es deshalb die unterschiedlichsten Erwartungen.

Für den Handel ist die Sache vergleichsweise klar: Die Echtzeitzahlungen müssen und werden elektronische Zahlen günstiger machen. Denn weshalb sollte der Handel für eine Zahlungsgarantie zahlen, wenn doch der Betrag sofort dem eigenen Konto gutgeschrieben wird? Immer häufiger hört man deshalb die Prognose, dass mit Instant Payments das Aus für die Kartenzahlung kommen wird.

Wenn es diese Verdrängung geben sollte, dann dürfte dies am ehesten für die Girocard (und überhaupt Debitkarten) gelten. Schließlich ist die Debitkarte vom Konzept her der Echtzeitabrechnung noch am nächsten.

Gar so schnell wird allerdings auch das nicht gehen. Denn die Voraussetzung für eine Ablösung der Debitkartenzahlungen durch Instant Payments erfordert entweder den Durchbruch des mobilen Bezahlens in der Breite oder eine Abrechnung der Kartentransaktionen über die Instant-Payments-Systeme. Beides ist denkbar, wird aber nicht von heute auf morgen so kommen. Dafür stehen die Echtzeitzahlungen wie auch das mobile Bezahlen noch zu sehr am Anfang. Außerdem müssten bei einer Abrechnung der Girocard als Instant Payments wohl die Geschäftsmodelle angepasst werden. Und auch das ist kein trivialer Prozess.

Die Kreditkarte scheint in der Kannibalisierungsfrage ohnehin eher außen vor. Schließlich ist gerade der Zeitverzug zwischen der Transaktion und der Belastung des Kontos eines ihrer Hauptmerkmale. Das mag in Deutschland den Gebrauch der Kreditkarte zumindest über viele Jahre hinweg limitiert haben, da viele Verbraucher bei alltäglichen Einkäufen die sofortige Belastung des Kontos vorzogen (und häufig heute noch vorziehen). Im Wettbewerb mit den Echtzeitzahlungen kann aber gerade dies zu einem wichtigen Differenzierungsmerkmal und damit zum entscheidenden Faktor für die Zukunft der Kreditkarte werden - ob sie nun als Plas tikkarte oder in einer virtuellen Variante zum Einsatz kommt.

Tatsächlich bald ausgedient haben könnte die klassische Überweisung mit bis zu drei Tagen Banklaufzeit. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Umfrage im Auftrag von Heidelpay unter 100 Payment-Experten, von denen 95 Prozent mit einer Ablösung der Überweisung rechnen. Auch dieser Prozess braucht allerdings Zeit. Weniger als jeder Zehnte rechnet damit schon in zwei oder drei Jahren. Die große Mehrheit von 74 Prozent geht von einem Zeitraum von fünf Jahren aus. Und zwölf Prozent prognostizieren sogar eine Übergangszeit von zehn Jahren, bis alle Überweisungen in Echtzeit abgewickelt werden. Im Moment scheinen Echtzeitzahlungen vor allem im P2P-Bereich interessant. Das liegt aber vielleicht nicht zuletzt daran, dass dieses Segment von den Karten-Schemes mangels Ertragsperspektive lange vernachlässigt wurde und die neuen Angebote für den bargeldlosen und schnellen Transfer von Geld zwischen Privatpersonen insofern in eine echte Angebotslücke vorgestoßen sind. Wer mit Freunden eine Restaurantrechnung teilen möchte, für den ist die klassische Überweisung nun einmal nicht unbedingt attraktiv. Red.

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