Der Deutsche Factoring-Verband: Perspektiven für den Mittelstand

Die Zahlen des Deutschen Factoring-Verbandes sind dabei der maßgebliche Benchmark des gesamten deutschen Factoring-Marktes: Die Mitglieder des Verbandes repräsentieren bereits über 98 Prozent des verbandlich organisierten Marktes in Deutschland, gemessen am Factoring-Umsatz, wie auch ein wissenschaftlicher Fachbeitrag in dieser Fachzeitschrift belegt.1) Daher steigt auch die Factoring-Quote weiter auf nunmehr 6,9 Prozent, gemessen alleine am Umsatz der Mitgliedsunternehmen des Verbandes e. V. im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP).

Speziell das Segment Mittelstand hat dabei in den letzten Jahren stark zugelegt: Von der Anzahl der Factoring-Kunden werden schon über 88 Prozent im Bereich von null bis zehn Millionen Euro Factoring-Umsatz bedient, eine neue Höchstmarkte. Hingegen wurden vom Volumen des gesamten Factoring-Umsatzes fast 36 Prozent im Bereich von über 50 Millionen Euro Forderungsvolumen abgewickelt, mit "nur" knapp vier Prozent der Kunden. Factoring in seiner praktischen Anwendung in der Unternehmensfinanzierung wird also zunehmend von Marktteilnehmern aus allen Segmenten, große wie kleine Anbieter, intensiv und nachhaltig genutzt.

Daher wundert es nicht, wenn neue mittelständische Spezialanbieter und auch erste sogenannte Fintechs aktuell in den Markt drängen. Der Ansturm neuer, häufig ausländischer, Marktteilnehmer ist weiter ungebremst. Das belegen unter anderem die seit Mitte 2015 erfolgten Neuaufnahmen im Verband:

- Decimo GmbH, Berlin

- Deutsche Verrechnungsstelle AG (DVS), Köln

- Oberbank AG, Linz/Österreich

- PMF Factoring GmbH, Hamburg

- Raiffeisenbank International AG, Düsseldorf

Sie führten zu einer Steigerung der Mitgliederzahl um fast 30 Prozent in einem Jahr. Aktuell zählt der Verband über 30 Mitglieder.

Neue Beitragsordnung

Der Verband hat diese Entwicklung Richtung Mittelstand, aber auch die weitere Marktkonsolidierung aufgrund des anhaltenden Regulierungs- und Aufsichtsdrucks in der Gesamtzahl der Anbieter bereits frühzeitig erkannt. Erst im vergangenen Jahr hat er nochmals seine Stimm- und Beitragsordnung speziell für mittelständische Anbieter geöffnet und somit auf den Mittelstand ausgerichtet. Wie die hohen Zuwachszahlen belegen, war dies der richtige Schritt, um allen am Markt tätigen Unternehmen eine nachhaltige Repräsentanz und aktive Mitwirkung an der Gestaltung einer volkswirtschaftlich immer bedeutsamer werdenden Finanzbranche zu ermöglichen.

Im Rahmen einer Mitgliedschaft können Neumitglieder aus dem Mittelstand mit einem Factoring-Volumen von bis zu 50 Millionen Euro im ersten Jahr bereits ab 1 500 Euro2) Jahresbeitrag Verbandsmitglied werden. Für die größeren mittelständischen Anbieter wurden neue Beitragsstufen zwischen 50 bis 149 sowie ab 150 bis 499 Millionen Euro Forderungsankaufsvolumen geschaffen. Die Höchststufe mit sechs Stimmen und entsprechend höherem Beitrag beginnt erst ab 500 Millionen aufwärts. Bei Neuaufnahme kann jedem Mitglied auf Antrag im ersten Jahr der Mitgliedschaft der Mitgliedsbeitrag um 50 Prozent ermäßigt werden, unabhängig von der Größe (vgl. Tabelle).

Somit können alle bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zugelassenen Factoring-Anbieter eine Mitgliedschaft im Verband beantragen und an den Vorteilen einer Verbandsmitgliedschaft partizipieren: Neben der Verwendung des Gütesiegels Verbandsmitgliedschaft, beispielsweise für Briefbögen und Internetauftritt, und der Stimmberechtigung auf der Mitgliederversammlung erhalten alle Mitglieder laufend aktuelle Informationen zu factoringrelevanten Themen aus den Bereichen Recht, Aufsicht, Steuern und Strategie. Darüber hinaus haben sie die Möglichkeit zur Teilnahme an exklusiven Verbandsveranstaltungen sowie an Fortbildungsseminaren zu Mitgliederkonditionen.

Um dieser zunehmenden Bedeutung des Mittelstandes innerverbandlich Rechnung zu tragen, ist es Absicht, diese Erweiterung in der Governance des Verbandes zu berücksichtigen.

Die maßgeblichen Factoring-Unternehmen, große wie kleine, empfinden acht Jahre nach Einführung der Aufsicht das Sprechen mit einer starken Stimme zugunsten und exklusiv für alle Factoring-Anbieter als ein wünschenswertes Ziel. Hierdurch können die Interessen aller Factoring-Institute noch nachhaltiger und eigenständig in Berlin und zunehmend ebenso in Brüssel Gehör finden.

1) Hartmann-Wendels, Thomas: Factoring-Umsatz nähert sich der 200-Milliarden-Euro-Marke, FLF 4/2015, S. 150.

2) Ermäßigter Satz.

3) http://www.factoring.de/anforderungen-mitgliedschaft