Factoring: stabil auch während Corona

DR. ALEXANDER M. MOSESCHUS, GESCHÄFTSFÜHRER, DEUTSCHER FACTORING-VERBAND E. V., BERLIN, Foto: DFV

Die Umsätze der Mitglieder des Deutschen Factoring-Verbandes e.V. (DFV) sind trotz der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr um 1,3 Prozent auf gesamt 279,2 Milliarden Euro gestiegen. Ein erfreuliches Ergebnis, zumal das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland 2020 um 4,9 Prozent auf 3,33 Billionen Euro gesunken ist. Einen solchen Einbruch gab es zuletzt im Zweiten Weltkrieg. Bedingt durch den Rückgang im BIP stieg die Factoring-Quote auf knapp 8,4 Prozent. Hierzu konnten die Wachstumsimpulse aus dem Business-to-Consumer-Factoring mit 7,2 Milliarden Euro (ein Plus von 26,5 Prozent innerhalb nur eines Jahres) beitragen. Diese Entwicklung ist unter anderem verstärkten Online-Einkäufen zuzuschreiben. Factoring konnte insgesamt in der Pandemie erheblich helfen, die Finanzierung von Unternehmen und Lieferketten aufrechtzuerhalten: Über 82 400 Kunden nutzten 2020 erfolgreich Factoring.

Viele der gravierenden Corona-Folgeproblematiken, wie der Aufschub der Gesamtmarktbereinigung von de facto insolventen Unternehmen der Realwirtschaft, das Auslaufen staatlicher Rettungsgelder, das Ende des Warenkreditversicher-Schutzschirms sowie ein allgemeines Absinken der Bonitätslevel in vielen Branchen, wird mutmaßlich erst Ende 2021, in vielen Fällen sogar erst 2022 spürbar werden. Das belegt auch die Geschäftsklimaindex-Abfrage bei den Mitgliedern des DFV für 2020/2021: Während knapp 33 Prozent der Mitglieder "gute" beziehungsweise "sehr gute" Aussichten angeben und knapp 42 Prozent der Mitglieder "befriedigende" Perspektiven sehen, sind doch immerhin 25 Prozent der Mitglieder eher pessimistisch und geben nur "ausreichende" oder "mangelhafte" Aussichten an.

Verbandsintern herrscht Stabilität im Factoring: Im Mai haben die Mitglieder des DFV drei der bisherigen Vorstände in ihrem Amt bestätigt und für drei weitere Jahre gewählt: Rudolf Gellrich (im Vorstand seit 2017), Hauke Kahlcke (im Amt seit 2008) und Michael Menke (seit 2014 im Vorstand des Verbands). Michael Menke bleibt weiterhin Sprecher des Vorstandes. Der DFV steht bekanntlich für rund 98 Prozent des gesamten, verbandlich organisierten, deutschen Factoring-Volumens. Weitere Neumitglieder konnten 2021 bereits aufgenommen werden. Das ist wichtig in Zeiten anstehender verschärfter Marktregulierung, nicht nur national (Schwarmfinanzierung-Begleitgesetz, anstehende Sonderprüfungen speziell bei Health-Anbietern), sondern auch auf europäischer Ebene, wo die Europäische Bankenaufsichtsbehörde gerade auf Anfrage der EU-Kommission um Analysen zur möglichen weiteren Harmonisierung der aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen unter anderem für Factoring gebeten hat.

Dr. Alexander M. Moseschus , Geschäftsführer , Deutscher Factoring-Verband e.V., Berlin
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