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Easycash: Die Rechnung geht nicht auf

po - Zunächst die gute Nachricht: Das Bundeskartellamt hat der
Übernahme der Gesellschaft für Zahlungssysteme (GZS) durch First Data
für rund 120 Millionen Euro zugestimmt. Damit gelingt, was Ende der
neunziger Jahre noch nicht zu Stande kam: Zunächst First Data und ein
Jahr später dann auch Atos haben versucht, den deutschen
Processing-Marktführer zu übernehmen und als wichtigen Baustein in ihr
europäisches Konzept einzubauen. Zu stark war damals offensichtlich
noch der Zusammenhalt der Eigentümer der GZS, der drei deutschen
Bankengruppen, die den ausländischen Kaufinteressenten nicht
zutrauten, den lokalen Markt auch weiterhin in ihrem Sinne zu
betreuen. Die Genossenschaftsinstitute hielten 20 Prozent, die
Sparkassen und die privaten Banken je 40 Prozent.
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Kurz nach dem Scheitern der Übernahmeversuche durch die
internationalen Wettbewerber übernahm die Sparkassen-Finanzgruppe die
unternehmerische Führung. Allerdings wurden die gemeinsamen Interessen
immer weniger - die Großbanken zogen sich aus der Verantwortung
zurück, und die Kreditgenossen scherten mit der eigenen Card Process
aus. Hinzu kamen erhebliche Schwierigkeiten beim Objekt der Begierde
selbst: Erst nach mühsamen Aufräumarbeiten, im Management wie im
Betrieb selbst, haben die Verantwortlichen die GZS soweit
herausgeputzt, dass First Data im vergangenen Jahr dann endlich
zuschlug. 2005 war die erste Geschäftsperiode seit vier Jahren, in der
in Bad Vilbel wieder ein Gewinn zu Buche stand.
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Nun aber die schlechte Nachricht: An einer Stelle haben sich die
amerikanischen Aufkäufer verspekuliert. Das Bundeskartellamt besteht
auf einen Verkauf des Netzbetreibers Easycash. Zu marktbeherrschend
sei ein Zusammenschluss von Easycash und der First-Data-Gesellschaft
Telecash. (siehe Grafik). Noch im Vorfeld der Kartellamtsentscheidung
war die Hoffnung auf einen, positiven Bescheid bei den
First-Data-Verantwortlichen groß, auf 50:50 wurden die Chancen
taxiert. Die Deutsche Bank erhielt das Mandat, mittels eines
Auktionsverfahrens einen neuen Eigentümer für den GZS-Netzbetreiber zu
finden. Neben einigen in- und ausländischen Interessenten hat auch die
deutsche Sparkassen-Finanzgruppe ein Auge auf Easycash geworfen.
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Der Preis soll bei etwa 70 Millionen Euro liegen. Die GZS hatte den
Netzbetreiber Ende 2002 für rund 55 Millionen Euro übernommen. Daran
macht First Data aber kein Geschäft mehr, denn ein Preis in dieser
Größenordnung war auch beim Gesamterwerb der GZS enthalten. Dass mit
der Kartellamtsentscheidung ein sehr ertragreicher Teil des Vilbeler
Processing-Unternehmens abgestoßen werden muss, schmeckt bestimmt auch
nicht. Ein Verkauf der First-Data-Gesellschaft Telecash kommt aber
nicht in Frage, da sie einer der Erwerber der GZS ist.
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Hinzu kommt: Sollte die Sparkassen-Finanzgruppe Easycash übernehmen,
könnte die GZS-Übernahme für First Data einen wichtigen Erfolgsfaktor
einbüßen. Denn die Amerikaner hofften, über die GZS auch in das
Processing mit den Sparkassen einsteigen zu können. Im Netzbetrieb
haben sie mit Telecash bereits ein gewichtiges Standbein im Verbund.
Dieses könnte allerdings wegfallen, sollten die Sparkassen die
GZS-Tochter erwerben, so dass dann weder im Netzbetrieb noch im
Processing das "Tor Sparkassen" für First Data offen stünde. Ob die
erforderlichen Volumina dann immer noch so leicht zu Stande kommen,
mag zumindest bezweifelt werden.
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Aus Verkäufersicht hätte der Zeitpunkt fur den GZS-Verkauf dagegen
kaum günstiger sein können. Die Gesellschaft befindet sich auf dem
aufstrebenden Ast, und noch sind die Preise für Processoren gut. Das
könnte sich aber schon bald ändern. Denn Experten erwarten vor dem
Hintergrund von Sepa eine Konsolidierung des Marktes. Viele
europäische Unternehmen verfügten nicht über die notwendigen
Größenordnungen, so dass in absehbarer Zeit das Angebot an
Processingunternehmen deutlich zunehmen werde. Das werde die Preise
deutlich drücken, wird allgemein erwartetet. First Data selbst hat
erst Ende vergangenen Jahres mit APSS den größten österreichischen
Abwickler von Kartenzahlungen übernommen.

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