Karten-Blickpunkte

Einzelhandel Ec-cash statt Kreditkarten?

"Wasserdicht" war POZ nie. Da die Sperrlistenabfrage nur gestohlene oder verlorene Karten erfasste, konnten bonitätsbedingte Rücklastschriften nicht ausgeschlossen werden. Mit steigendem Anteil solcher Rücklastschriften, die auf mangelnde Kontodeckung zurückzuführen waren, verlor POZ für den Handel an Attraktivität: Man war nicht bereit, für eine Sperrlistenabfrage zu zahlen, die letztlich doch nur sehr bedingte Zahlungssicherheit gewährte. Das Ende von POZ mit dem Jahresbeginn 2007 betrifft deshalb laut EHI zwar ein Viertel aller Einzelhändler, aber nur 14,9 Prozent der Lastschrifttransaktionen beziehungsweise 2,3 Prozent des Einzelhandelsumsatzes.

Weil sich ELV-Verfechter aber auch weiterhin einen Schutz vor Transaktionen mit gesperrten Karten wünschen, hat der Handel gemeinsam mit der Polizei das System Kuno ("Kriminalitätsbekämpfung in unbaren Zahlungsverkehr unter Nutzung nichtpolizeilicher Organisationsstrukturen") entwickelt. Rund 400 bei der Polizei als verloren oder gestohlen gemeldete ec-Karten werden täglich in das vom EHI Retail Insitute e.V., Köln, betriebene System aufgenommen, das die betreffenden Karten für ELV sperrt und über die Kassenlösung auch kleinerer Händler abgefragt werden kann. Mittlerweile sichert das System in 14 Bundesländern über 60 Prozent des ELV-Lastschriftumsatzes ab. Ergänzend bieten auch die Netzbetreiber den Abgleich von Lastschrifttransaktionen gegen ihre eigenen Sperrlisten ab, die nach allgemeiner Marktmeinung deutlich aktueller sind als die zentrale Datei der Kreditwirtschaft.

Die Verschiebung der Transaktionen hin zum PIN-gestützten Verfahren wird all dies nicht aufhalten. Immer häufiger wird eine durch Floorlimits gesteuerte Kombination verschiedener Verfahren eingesetzt. Die Zahl der uneingeschränkten ELV-Befürworter hat laut EHI auf nur noch 15 Prozent der Einzelhändler deutlich abgenommen. 2007, so wird prognostiziert, wird ec-cash das Lastschriftverfahren als dominierendes Debitverfahren ablösen.

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es für die Kreditwirtschaft dennoch: Es zeichnet sich eine Entwicklung ab, wonach immer mehr Handelsunternehmen beim Einsatz von electronic cash auf die gleichzeitige Kreditkartenakzeptanz verzichten - womit die leidige Kannibalisierungsfrage (zumindest auf der Händlerseite) wieder da wäre. Mit durch die EU-Regulierung tendenziell sinkenden Kreditkarten-Disagien könnte sich aber auch dieses Problem rasch von selbst wieder lösen. Red.

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