Kartenmanagement-Glossar

Payment Service Provider

Von Ewald Judt - Das Internet wird immer mehr zu Einkäufen herangezogen, der E-Commerce weist jedes Jahr mehr Transaktionen und Umsatz aus. Unter E-Commerce versteht man dabei alle Formen der digitalen Abwicklung von Geschäftsprozessen zwischen Unternehmen und Kunden über das Internet. Eng damit verbunden ist die Zahlung der so gekauften Waren oder Dienstleistungen. Zahlungssysteme können solche sein, die mehr oder weniger identisch bei Transaktionen in der realen Welt vorkommen (zum Beispiel Überweisung vor Erhalt der Ware/Dienstleistung, Nachnahme, Überweisung nach Erhalt der Ware/Dienstleistung), die für die reale Welt geschaffen und für die virtuelle Welt abgewandelt wurden (zum Beispiel "unsichere" Kreditkartenzahlung durch Angabe von Kartennummer, Ablaufdatum und Kartencode, "sichere" Kreditkartenzahlungen wie Mastercard Secure Code oder Verified by Visa, Debitkartenzahlung mit Maestro Secure Code, Zahlungen aus einer elektronischen Geldbörse heraus), die extra für E-Commerce-Zahlungen geschaffen wurden (zum Beispiel Onlineüberweisung wie Giropay in Deutschland oder eps in Österreich, Paypal, Paysafecard, Click & Buy oder Moneybookers). Sie alle sollen (bei den traditionellen Ver fahren nur, sofern es sich um die Zahlung von E-Commerce-Transaktionen handelt) als E-Payments bezeichnet werden. Wenngleich es für jeden Internetshop im Sinne der Kundenorientierung des Marketings Sinn macht, all jene E-Payments zu akzeptieren, die von den Kunden präferiert werden, kommen als Kriterien für die Integration von einzelnen E-Payments in den Internetshop neben dem Verbreitungsgrad noch deren Sicherheit, Transaktionskosten und Benutzerfreundlichkeit hinzu. Die selbstständige Realisierung mehrerer gewählter E-Payments durch den Betreiber des Internetshops ist aufgrund des technischen und damit auch des finanziellen Aufwands in der Regel zu teuer und kommt nur in Ausnahmefällen vor - nämlich dann, wenn es sich um ein finanzstarkes Großunternehmen handelt, eine Abhängigkeit von Dritten nicht gewünscht ist und eine Beschränkung auf nur eine Form/wenige Formen des E-Payments vorgenommen wird. Der Betreiber des Internetshops muss dann Schnittstellen für all diejenigen E-Payments schaffen, die den Kunden die Zahlung ermöglichen sollen, und über sie die Transaktionen abwickeln. Technische Dienstleister für Internetshops Für alle Klein- und Mittelbetriebe im E-Commerce-Bereich bietet sich hingegen das Outsourcing an, denn die Integration einer Reihe von E-Payments und deren laufende Abwicklung sind in der Regel nur dann effizient, wenn sie von einem Dienstleister für mehrere Internetshops gemacht werden. Auf diesem Geschäftsfeld sind die Payment Service Provider (PSP) tätig, die heute einen Großteil der E-Payments abwickeln. Wer einen PSP damit betraut, kann sich somit die Anbindung an diverse Zahlungsanbieter ersparen und hat nur mehr eine Schnittstelle - die zum PSP. Ein PSP kann als ein technischer Dienstleister bezeichnet werden, der für Internetshops die Akzeptanz einer Vielzahl von E-Payments ermöglicht, die Anbindung dieser Internetshops an die entsprechenden Zahlungsanbieter vorsieht und die technische Umsetzung der E-Payments sicher stellt. Die Kundengewinnung erfolgt durch Kontakte mit Internetshops, die Zusammenarbeit mit Herstellern der Internet-Shops oder durch Kooperation mit Zahlungsanbietern, die ihren Kunden einen PSP empfehlen. Mit den so gewonnen Internetshop-Kunden wird üblicherweise ein Servicevertrag geschlossen, der die Dienstleistung und die Preise dafür fixiert. Das ist in der Regel ein Anschlussentgelt je Zahlungsform sowie ein Fixbetrag je Transaktion oder ein Pauschalbetrag zum Beispiel pro Monat. Unabhängig davon muss jeder Internetshop mit all den Zahlungsanbietern Akzeptanzverträge schließen, deren Produkte er seinen Kunden als Zahlungsform anbieten will. PSPs können technische Dienstleistungsunternehmen sein, die sich ausschließlich diesem Zweck widmen und eine eigene Zahlungsplattform entwickelt haben und betreiben. PSPs können aber auch andere Unternehmen (wie zum Beispiel Acquirer der Produkte der Zahlungsschemes) sein, für die das Anbieten der PSP-Dienstleistung eine Ergänzung zu ihrem sonstigen Produktportfolio ist. Diese Dienstleister können ebenso eine eigene Zahlungsplattform entwickeln - was aber im Hinblick auf die Wartung und Weiterentwicklung kostenmäßig problematisch sein kann - oder aber sich gegen Entgelt der Zahlungsplattform eines anderen PSPs allerdings im eigenen Namen, mit dem eigenen Brand und auf eigene Rechnung bedienen. Dr. Ewald Judt ist Honorarprofessor der Wirtschaftsuniversität Wien und Geschäftsführer der PayLife Bank GmbH; ewald.judt[at]paylife[dot]at/www.paylife.at.

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