Marktnotizen: Produkte und Unternehmen

USA - Kartenorganisationen und Handel vergleichen sich

Seit 2005 währte in den USA ein Rechtsstreit zwischen Händlern auf der einen, den Kartenorganisationen Visa und Mastercard und diversen Banken auf der anderen Seite um die Interchange. Nun ist in dieser sogenannten "multi district interchange litigation" (MDL) ein Vergleich erreicht worden, dem auch Einzelkläger zugestimmt haben. Die Kartengesellschaften zahlen demzufolge rund 6,6 Milliar den US-Dollar an die Händler, von denen der größte Batzen, nämlich 4,4 Milliarden Dollar auf Visa entfällt. Mastercard zahlt 790 Millionen Dollar. Zudem wird acht Monate lang die Interchange um zehn Basispunkte gesenkt.

Trotz dieser Zahlung darf sich die Kartenbranche als der eigentliche Gewinner fühlen. Denn sofern das Gericht dem Vergleich zustimmt, wären damit alle US-Rechtsstreitigkeiten um Interchange und Akzeptanzregeln erledigt.

Für die Händler ist die Vereinbarung dagegen eher eine Art Pyrrhus-Sieg. Denn sie umfasst die Einwilligung zumindest der Sammelkläger, künftig nicht mehr gegen die Interchange oder andere Regularien, die in dem Rechtsstreit enthalten waren, zu klagen. Damit bleibt die Interchange zunächst rechtlich unumstritten - es sei denn, einige der Einzelkläger würden der Vereinbarung nicht zustimmen und weiter den Rechtsweg beschreiten. Auch die vereinbarte Änderung der Regularien, wonach es Händlern - voraussichtlich ab dem Frühjahr 2013 - erlaubt sein soll, die Kosten für die Kartenzahlung per Surcharging an ihre Kunden weiterzugeben (was nicht einmal in allen Bundesstaaten erlaubt ist), tut den Emittenten nicht weh. In einem Kartenland wie den USA wäre die Nutzung der Karten dadurch wohl kaum gefährdet - die Wettbewerbsfähigkeit insbesondere kleinerer Händler, die das Surcharging wagen, aber vielleicht schon.

Ein bisschen Bewegung kommt aber doch in den Markt: Große Händler beziehungsweise Branchenverbände sollen künftig die Möglichkeit erhalten, kollektiv die Interchange-Sätze direkt mit Visa und Mastercard auszuhandeln. Ec-cash 2.0 lässt grüßen. Red.

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