Mobiles Bezahlen

Die Wearables der Zukunft

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Wie wollen die Kunden in Zukunft be zahlen? Das ist die Frage, die sich die Branche bei allen Innovationen in Sachen Zahlungsverkehr stets stellen muss. Schließlich gibt es genug Beispiele für Bezahlvarianten, die sich beim Kunden nicht durchsetzen konnten, so sehr auch die Anbieterseite (und vielleicht auch gewisse Akzeptanten) davon überzeugt sein mochten.

Visa Europe hat deshalb Studenten der Saint Martins Hochschule für Kunst und Design in London aufgefordert, Konzepte zum Bezahlen mit Wearables zu entwerfen. Drei der dabei herausgekommenen Produktideen wurden im September beim Technology-Partner-Forum von Visa Europe präsentiert.

"Small Change" ist dabei eine Lösung für den Kleinbetragsbereich. Um Nutzern die Umstellung von Münzen auf digitales Geld zu erleichtern, soll ein tragbares Gerät, das an eine Armbanduhr erinnert, den Nutzern die Möglichkeit geben, ihr Kleingeld auf dem Wearable zu sammeln. Auch beim Bezahlen soll die Haptik des Geldes erhalten bleiben: Auf dem Gerät kann der Zahlbetrag eingestellt werden. Dann lässt sich der runde Teil abnehmen und wie eine Münze dem Kassenpersonal zum Einlesen übergeben. Wenn beispielsweise eine Rechnung geteilt werden soll, können auch mehrere dieser digitalen "Münzen" eingelesen werden.

"Budgeteer" (Haushaltshilfe) versteht sich als tragbare Bezahllösung, die ebenfalls am Handgelenk zu tragen ist und dem Nutzer dabei hilft, Ausgaben zu organisieren und zu planen. Denn je nachdem, wie der Nutzer sein Handgelenk bewegt, lassen sich dadurch die Ausgaben in die Kategorien persönliche Ausgaben, Ausgaben für die Arbeit und Haushaltsausgaben unterteilen, die dann wiederum auf dem Kontoauszug online in verschiedenen Farben hervorgehoben werden.

"Thread" (Gewinde oder auch Faden) schließlich kommt als Brosche daher, die die Lücke zwischen realer und digitaler Welt schließt. Dabei sollen sich anonyme Modeliebhaber mit Hilfe einer durch Bluetooth betriebenen Augmented-Reality-App in Markenbotschafter verwandeln. Ausgegeben würde die Brosche von bestimmten Marken oder Geschäften. Träger der Brosche können sich gegenseitig mit ihrer Smartphone-Kamera identifizieren. Die App zeigt dann die Marke der getragenen Kleidungsstücke an und gibt dem Nutzer die Möglichkeit, die gesehenen Produkte zu bewerten sowie durch positive Bewertungen Vorteile zu sammeln. Auch bezahlt werden kann mit der Brosche, wobei ein Fingervenenscanner sichere Einkäufe garantieren soll.

Ob eine dieser Ideen jemals zur Produktreife kommt, ist keineswegs ausgemacht. So kann man sich beispielsweise fragen, ob es - angesichts längst verfügbarer digitaler Finanzplaner, die die Kategorisierung der Ausgaben schon heute automatisieren, wirklich eines neuen Trägermediums dafür bedarf. Und bei "Thread" sind mögliche Datenschutzprobleme sicher nicht ganz von der Hand zu weisen. Und doch zeigen die Ideen der jungen Leute, dass in Sachen mobiles Bezahlen vieles denkbar ist, obwohl sich die schon vor vielen Jahren entwickelten Bezahluhren jenseits des Skilift-Bereichs nicht durchsetzen konnten.

Die Frage wird sein, inwieweit der Nutzer die Bezahlfunktion mit anderen Services verbunden sehen möchte. Wer möglichst alles in einem Gerät haben möchte, der wird dabei vielleicht eher aufs Smartphone setzen. Als Alternative könnten sich Wearables möglicherweise gerade für solche Verbraucher anbieten, die das sensible Thema Bezahlen lieber auf einem anderen Trägermedium sehen möchten, weil sie beim Bezahlen via Smartphone Sicherheitsbedenken haben. Voraussetzung dafür sind jedoch überzeugende Antworten auf die derzeit immer wieder gestellte Frage nach der Auslesbarkeit oder Manipulierbarkeit solcher Wearables durch Unbefugte. Vielleicht lässt sich dann auch verstärkt die wachsende ältere Generation mit Armbändern oder Broschen für die Bezahlfunktion adressieren. Hier ist die Gefahr des Vergessens oder Verlierens (zum Beispiel Taschendiebstahl) geringer. Und gerade die Trennung von anderen Funktionalitäten macht das mobile Bezahlen auf diesem Wege einfacher. Bevor Bezahl-Wearables in Serienreife gehen, wird man deshalb wohl auch ältere Jahrgänge nach ihren Nutzungsvorstellungen befragen müssen. Red.

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