LEASING

Corona - was kommt danach?

Symposium des Forschungsinstituts für Leasing an der Universität zu Köln

Univ.-Prof. Dr. Thomas Hartmann-Wendels, Foto: Universität zu Köln

Die Covid-19-Pandemie ist wieder allgegenwärtig. Doch der Blick der Referenten und Diskutanten des Leasing-Symposiums des Forschungsinstituts für Leasing richtete sich auch nach vorne: Wie sind die aktuelle Lage und die ökonomischen Auswirkungen? Womit muss in den Folgejahren gerechnet werden? Diskutiert wurde in guter Tradition mit Vertretern und aus Sicht der Wissenschaft, des Leasing-Verbandes und der Leasing-Praxis. Der Präsident und der geschäftsführende Direktor des Forschungsinstituts für Leasing ziehen ein Resümee. (Red.)

Auch in diesem Jahr hat Corona das alltägliche Leben und die wirtschaftliche Entwicklung fest im Griff. Noch ist kein Ende in Sicht. Die Hoffnung, dass mit der Entwicklung eines Impfstoffes die Coronapandemie überwunden werden kann, hat sich leider nicht erfüllt. Seit November sind die Inzidenzraten dramatisch angestiegen und neue Beschränkungen werden wieder eingeführt. Das dies jährige Symposium des Forschungsinstituts für Leasing, das wiederum online durchgeführt wurde, stand wie auch das letztjährige unter dem Zeichen der Coronapandemie. Die Fragestellung dieses Mal war, welchen Beitrag Leasing zum erwarteten Wirtschaftsaufschwung nach einem Abebben der Pandemie leisten kann und welchen Mehrwert Leasing bei der Lösung der zentralen Zukunftsfragen wie Klimaneutralität und digitaler Transformation schaffen kann.

Dr. Jens Herold von KfW-Research beleuchtete in seinem Vortrag die durch Corona geprägte gegenwärtige Verfassung der Wirtschaft und wagte eine Prognose für die Entwicklung im Jahr 2022. Die aktuelle Stimmungslage wird getrübt durch hohe und weiter steigende Inzidenzzahlen, durch Lieferengpässe sowie durch Konsumzurückhaltung. Aufgrund dieser Faktoren fällt das Wirtschaftswachstum 2021 schwächer aus als prognostiziert. Für das Jahr 2022 erwartet Herold trotz Verteuerung der Energiepreise eine nachhaltige Erholung der Wirtschaft und eine dynamische Konjunkturentwicklung. Optimistisch stimmt, dass kein neuer Lockdown geplant ist und die Lieferengpässe sich im zweiten und dritten Quartal 2022 wieder auflösen werden. Zudem werden die hohen Ersparnisse, die die Verbraucher aufgrund der Pandemie angesammelt haben, sich in vermehrtem Konsum entladen. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt werde schon im zweiten Quartal das Vorkrisenniveau von 2019 wieder erreichen und im dritten oder vierten Quartal 2022 auf den langfristigen Wachstumstrend einschwenken.

Aufgaben der EZB 2022

Der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) stellte Herold ein gutes Zeugnis aus. Durch die massiven Ankäufe von Anleihen öffentlicher und privater Schuldner im Rahmen des Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) sei es gelungen, gleich zu Beginn der Krise die Volkswirtschaften zu stabilisieren. Dies zeigt sich an den moderaten Renditen für Staatsanleihen von Ländern im Euroraum, die unter den Renditen von US-Staatsanleihen notieren. Die EZB stehe nun mittelfristig vor der schwierigen Aufgabe, der US-Notenbank zu folgen und die Zinswende einzuleiten, ohne dass es hierbei zu Verwerfungen an den Märkten kommt. Wichtig sei, dass die Zinswende, für die Herold 2022 einen ersten Schritt erwartet, rechtzeitig kommuniziert wird und für die Märkte transparent wird, was die EZB vorhat. Die EZB müsse die Rahmenbedingungen, unter denen sie eine Änderung der Geldpolitik einleitet, eindeutig benennen und den Ausstieg aus der Nullzinspolitik auch umsetzen, wenn die Voraussetzungen dafür erfüllt sind. Da die EZB inzwischen zum größten Gläubiger der Staaten in der Eurozone geworden ist, besteht die Gefahr, dass die Fiskalpolitik die Geldpolitik dominiert.

Krise treibt Inflation

Als dritten Themenkomplex sprach Herold die aktuelle Inflationsentwicklung an. Die Inflation fällt 2021 krisenbedingt höher aus, wird aber seiner Einschätzung nach mit dem Auslaufen von Basis- und Sondereffekten 2022 wieder zurückgehen. Im Vergleich zum Vorjahr liegt die Inflationsrate derzeit (November 2021) bei circa sechs Prozent. Verantwortlich hierfür sind unter anderem das Auslaufen der Mehrwertsteuerabsenkung im Jahr 2020 sowie die der zeitige Erhöhung der Energiepreise. Für das laufende Jahr erwartet Herold umgekehrte Basiseffekte und ein Absinken der Inflationsrate auf ein normales Niveau, das heißt, nicht über zwei Prozent. Dazu trägt auch bei, dass Zweitrundeneffekte bislang noch ausgeblieben sind. Die Tarifabschlüsse 2021 seien sehr maßvoll ge wesen und hätten Rücksicht auf die schwierige Wirtschaftsverfassung genommen, sodass die Arbeitskosten je geleisteter Arbeitsstunde deutlich gesunken sind. Eine Lohn-Preis-Spirale ist somit derzeit nicht erkennbar.

Als größtes Risiko für den erwarteten Aufschwung 2022 machte Herold den Fachkräftemangel sowie anhaltende Lieferengpässe aus. Insgesamt betrachtet habe sich China trotz der anfänglichen Erfolge im Kampf gegen Corona nicht gut in der Krise behauptet, auch Europa sei deutlich stärker betroffen als die USA.

Die anschließende - virtuelle - Podiumsdiskussion unter dem Motto "Aufschwung nach Corona - was leistet Leasing?" moderierte Dr. Martin Starck, Präsident des Fördervereins des Forschungsinstituts für Leasing. Diskussionsteilnehmer waren Prof. Dr. Thomas Hartmann-Wendels, Forschungsinstitut für Leasing, Heinz-Hermann Hellen, Deutsche Leasing AG, Frederik Linthout, Gefa Bank GmbH sowie Wolfgang Pinner, BNP Paribas S. A.

Leasing und Mittelstand

In einem ersten Themenblock wurde beleuchtet, wie Leasing-Gesellschaften im Verbund mit ihrer mittelständisch geprägten Kundschaft zum Wirtschaftsaufschwung beitragen können. Unbestritten ist, dass dem Mittelstand für die Dynamik des Wirtschaftsaufschwungs eine zentrale Rolle zukommt. Die Leasing-Branche versteht sich seit jeher als enger Partner des Mittelstandes, dies sei Teil der DNA der Leasing-Branche. So haben Leasing-Gesellschaften in der Krise durch großzügige Stundungen dazu beigetragen, dass zahlreiche mittelständische Unternehmen stabilisiert werden konnten. Da sich selbst große Leasing-Gesellschaften als mittelständisch geprägt verstehen, bedeutet Leasing Finanzierung auf Augenhöhe. Mahnend wurde darauf hingewiesen, dass der positive Beitrag von Leasing zur Mittelstandsfinanzierung nicht durch eine überbordende Regulierung geschmälert werden dürfe.

Der zweite Themenblock stand unter dem Motto "Aufschwung und Nachhaltigkeit: Wie kann der Neustart nach Corona dazu genutzt werden, einen Beitrag zur Klimaneutralität und zur Nachhaltigkeit zu leisten?" Dem Finanzsektor wird durch die EU eine zentrale Rolle bei der Lenkung der Finanzströme hin zu klimaneutralen und nachhaltigen Investitionen beigemessen. Dies stellt für den Finanzsektor eine enorme Herausforderung dar. Leasing-Gesellschaften sind aufgrund ihrer Objektnähe und Asset-Kompetenz besser aufgestellt als Banken, um die Wirkungen der von ihnen finanzierten Assets im Hinblick auf Klimaneutralität und Nachhaltigkeit zu beurteilen und ihre Kunden bei der Transformation zu einer klimafreundlichen Geschäftstätigkeit zu begleiten. Als Problem wurde hervorgehoben, dass die Begriffe klimaneutral und nachhaltig diffus sind und es nicht immer eine eindeutige Einteilung in grün und braun gibt. Kommt es zum Beispiel auf die Beschaffenheit eines Objekts an oder eher auf dessen Verwendung? Ist der E-Bagger, der im Braunkohletagebau eingesetzt wird, grüner oder brauner als die CO2-Filteranlage in einem Kohlekraftwerk?

Aufschwung und Nachhaltigkeit

Die Transformation zu einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Industrie bringt neue Objekttypen hervor. Dies stellt die Leasing-Branche vor große Herausforderungen, so zum Beispiel bei der Einschätzung der künftigen Restwerte. Auch Themen wie Kreislaufwirtschaft und Sharing Economy werden von der Leasing-Branche aufgegriffen und künftig die Geschäfts modelle von Leasing-Gesellschaften stärker prägen. Da bei Leasing die vorübergehende Nutzung und nicht das Eigentum im Vordergrund steht, ist die Leasing-Branche gut gewappnet, diese Themen voranzutreiben. Nachhaltigkeit und Klimaneutralität sind aber nicht nur Themen, die die Schnittstelle zum Kunden betreffen, sondern müssen auch innerhalb der Leasing-Gesellschaften um gesetzt werden. Die Vertreter aus den Leasing-Gesellschaften zählten zahlreiche Beispiele auf, wie sich ihre Unternehmen darum bemühen, die selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Hierzu gehören die Umstellung der Dienst wagenflotte auf Elektromobilität, die verstärkte Nutzung von Job-Rädern an Stelle von Dienstfahrzeugen, die Einschränkung von Dienstreisen, die verstärkte Nutzung von Homeoffice und die Verankerung von Nachhaltigkeit und Klimaneutralität in den Strategieplänen.

Als dritter und letzter Themenkomplex wurde diskutiert, wie der Aufschwung dazu genutzt werden kann, die Digitalisierung voranzutreiben und welchen Mehrwert Leasing in diesem Transformationsprozess schaffen kann. Zunächst wurde hervorgehoben, dass von der Coronakrise ein enormer Digitalisierungsschub ausgeht, und zwar sowohl bei den Leasing-Kunden als auch bei den Leasing-Gesellschaften. Um diesen zu nutzen, ist aber neues Equipment erforderlich. Der technische Fortschritt lässt die EDV-Ausstattung schnell veralten.

Leasing treibt Digitalisierung voran

Leasing-Gesellschaften sind darauf spezialisiert, auch für EDV-Ausstattung, die nicht mehr dem neuesten Stand entspricht, noch sinnvolle Nutzungsmöglichkeiten zu finden und im Sinne einer Kreislaufwirtschaft neuen Verwendungen zuzuführen. Darüber hinaus eröffnen Entwicklungen wie das Internet of Things Möglichkeiten für neue, verstärkt nutzungsabhängige Vertrags- und Abrechnungsformen, aber auch für eine vorausschauende Wartung, die die wirtschaftliche Lebensdauer von Anlagen signifikant erhöht. Hier schließt sich der Kreis zum Thema Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung.

Als Fazit aus Vortrag und Diskussion fasste Starck abschließend zusammen, dass es gute Chancen gibt, mit Schwung aus der Krise zu kommen. Leasing spielt dabei eine wesentliche Rolle: Die Leasing-Branche versteht sich als Partner des Mittelstands, der einen wichtigen Beitrag zum Aufschwung leisten wird. Außerdem ist Leasing ein geeignetes Instrument, den Aufschwung zu verbinden mit der Transformation zu Nachhaltigkeit und Digitalisierung.

Univ.-Prof. Dr. Thomas Hartmann-Wendels , Direktor, Seminar für ABWL und Bankbetriebslehre, Universität zu Köln, Köln, geschäftsführender Direktor, Institut für Bankwirtschaft und Bankrecht, Forschungsinstitut für Leasing
Dr. Martin Starck , Rechtsanwalt und Of Counsel , Kleiner Rechtsanwälte, Stuttgart

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