Factoring blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück

Fester Platz in der Unternehmensfinanzierung

Univ.-Prof. Dr. Thomas Hartmann-Wendels Quelle: Universität zu Köln

Der deutsche Factoring-Markt wächst weiter. Der Factoring-Umsatz erreichte 2017 ein Volumen von fast 238 Milliarden Euro. Traditioneller Spitzenreiter unter den Factoring-Nutzern bleibt der Handel. Rund 44 Prozent der Factoring-Unternehmen erwarten auch für 2018 eine gute bis sehr gute Geschäftsentwicklung. (Red.)

Factoring konnte im Jahre 2017 - wie auch in den Vorjahren - eine deutliche Umsatzsteigerung verbuchen. Die im Deutschen Factoring-Verband sowie im Bundesverband Factoring für den Mittelstand organisierten Factoring-Gesellschaften meldeten einen Umsatz in Höhe von 237,84 Milliarden Euro, das bedeutet ein Plus von 7,21 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Den beiden Factoring-Verbänden gehörten im vergangenen Jahr insgesamt 67 Factoring-Gesellschaften mit einem geschätzten Marktanteil von mehr als 95 Prozent an. In den vergangenen zehn Jahren hat Factoring damit eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 9,65 Prozent erzielt. Während der Factoring-Umsatz vor zehn Jahren zum ersten Mal die 100-Milliarden-Grenze überschritten hat, dürfte der gesamte Factoring-Umsatz einschließlich der nicht in einem der beiden Verbände organisierten Gesellschaften mittlerweile an die 240-Milli ar den-Euro-Marke heranreichen (siehe Abbildung 1, Seite 169).

Factoring-Quote ausbaufähig

Die erfolgreiche Entwicklung erklärt sich nur zum Teil durch die gute Konjunktur, denn das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts lag mit 2,2 Prozent deutlich unter der Wachstumsrate des Factoring-Umsatzes. Die Factoring-Quote, die Relation aus Factoring-Umsatz zu Bruttoinlandsprodukt, legte somit weiter zu und liegt mittlerweile bei knapp 7,3 Prozent. Zehn Jahre zuvor lag die Factoring-Quote noch bei 4,1 Prozent; ein deutliches Zeichen dafür, dass sich Factoring einen bedeutenden Platz in der Unternehmensfinanzierung erarbeitet hat.

Die Factoring-Quote in Deutschland liegt allerdings immer noch deutlich unter dem EU-Durchschnittswert von 10,5 Prozent.1 Zweistellige Factoring-Quoten gibt es in zehn europäischen Ländern, darunter Großbritannien (13,8 Prozent), Italien (12,5 Prozent), Frankreich (12,1 Prozent) und Spanien (11,7 Prozent). Auch das Wachstum des deutschen Factoring-Marktes konnte 2017 mit dem durchschnittlichen Wachstum des Factoring-Umsatzes in Europa von 7,5 Prozent nicht ganz mithalten.2

Deutschland repräsentiert weiterhin nach Großbritannien (Marktanteil 21,7 Prozent) und Frankreich (Marktanteil 17,8 Prozent) und knapp vor Italien (Marktanteil 13,9 Prozent) mit einem Anteil von 14,4 Prozent den drittgrößten Factoring-Markt in Europa. Angesichts der im europäischen Vergleich eher unterdurchschnittlichen Factoring-Quote hat Factoring in Deutschland noch erhebliches Wachstumspotenzial, so dass bei einer weiterhin günstigen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der Wachstumstrend noch einige Jahre anhalten wird.

Die durchschnittliche Forderungslaufzeit hat sich - laut Angaben des Deutschen Factoring-Verbandes - gegenüber 2016 nur unwesentlich verändert und betrug 40,4 Tage. Im internationalen Factoring-Geschäft haben sich die Forderungslaufzeiten weiter verkürzt und lagen 2017 durchschnittlich bei 47,9 Tagen gegenüber 51 Tagen im Jahr 2016.

Internationales Factoring

Zum Wachstum des Factoring-Umsatzes hat ebenfalls das internationale Factoring-Geschäft beigetragen. Mit einem Umsatzplus von 5,6 Prozent lag die Wachstumsrate im grenzüberschreitenden Factoring nur geringfügig unter der Gesamtwachstumsrate. Während vor zwei Jahren die 50-Milliarden-Grenze und im vergangenen Jahr die 60-Milliarden-Grenze überschritten wurde, konnte nun mit einem Umsatzvolumen von 71,8 Milliarden Euro auch die 70-Milliarden-Grenze übersprungen werden. Mit einem Anteil von 30,2 Prozent am Gesamtumsatz erreicht das internationale Factoring in Deutschland einen Höchstwert im europäischen Vergleich, im EU-Durchschnitt beträgt der Anteil des grenzüberschreitenden Factorings lediglich 21,9 Prozent.3

Anders als in den Vorjahren war das Wachstum 2017 nahezu gleichermaßen durch das Export-Factoring und das Import-Factoring gestützt. Insgesamt entfielen auf das Export-Factoring 68,1 Milliarden Euro (2016: 64,5 Milliarden Euro) und auf das Import-Factoring 3,7 Milliarden Euro (2016: 3,4 Milliarden Euro). Diese Angaben beruhen auf den Meldungen der Mitglieder des Deutschen Factoring-Verbandes.

Die Entwicklung im internationalen Factoring folgte im vergangenen Jahr in etwa den Veränderungen der Exporte und Importe. Damit blieben die Import- und Export-Factoring-Quoten 2017 in etwa auf Vorjahresniveau (siehe Abbildung 2).

Während die Import-Factoring-Quote in den vergangenen Jahren konstant um den langfristigen Mittelwert von 0,35 Prozent schwankte, ist die Export-Factoring-Quote in früheren Jahren deutlich angestiegen. Es bleibt abzuwarten, ob mit den erreichten 5,3 Prozent dabei eine Obergrenze erreicht ist. Die Export-Factoring-Quote liegt stets deutlich über der Import-Factoring-Quote. Dies deutet darauf hin, dass nicht alleine das Volumen der Im- und Exporte für den Umsatz im internationalen Factoring-Geschäft entscheidend ist, sondern auch andere Faktoren eine Rolle spielen. Insbesondere ist die Absicherung der besonderen Ausfallrisiken, die mit dem grenzüberschreitenden Handel verbunden sind, ein wichtiges Motiv für den Forderungsverkauf. Aufgrund des Bonitätsgefälles zwischen Forderungen an inländischen und ausländischen Debitoren ist die Absicherung für Exporte dringlicher als die Absicherung von Forderungen aus Importen nach Deutschland.

Einige Veränderungen gab es - den Angaben des Deutschen Factoring-Verbandes zufolge - im Ranking der wichtigsten Partnerländer. Die osteuropäischen Länder konnten ihre Führungsposition, die sie seit Jahren innehaben, weiter halten. Dies resultiert zum einen aus einer intensiven Handelstätigkeit mit Polen, der Tschechischen Republik und mit Russland, zum anderen aber auch aus dem relativ hohen Bonitätsgefälle zwischen Debitoren in Deutschland und in Osteuropa. Die Benelux-Länder konnten den Abstand zu Osteuropa erheblich verkürzen und sind mit deutlichem Abstand weiterhin das zweitwichtigste Partnerland. Auf Platz drei hat sich das Vereinigte Königreich vorgeschoben, angesichts der Brexit-Entscheidung eine überraschende Entwicklung. Fast gleichbedeutend mit dem Vereinigten Königreich ist Frankreich als Partnerland.

Österreich dagegen, das sich in den beiden Vorjahren mit einem deutlichen Umsatzplus auf den dritten Platz vorgearbeitet hat, ist um zwei Plätze zurückgefallen und rangiert nun an fünfter Stelle. Das Geschäftsvolumen mit den asiatischen Ländern hat sich 2017 nahezu halbiert. Italien, das 2016 um zwei Plätze zurückgefallen ist, ist mit einem deutlichen Umsatzplus wieder einen Platz nach vorne gerutscht und liegt nun hinter der Schweiz auf Rang sieben. Ebenfalls positiv entwickelt haben sich die Umsätze mit den USA und vor allem mit Griechenland, das mit einem deutlichen Umsatzplus aufwarten konnte. Das Geschäft mit der Türkei stagnierte im vergangenen Jahr, der Umsatz mit afrikanischen Ländern schrumpfte sogar erheblich.

Zuwachs bei Kunden und Debitoren

Der seit Jahren anhaltende Trend, dass immer mehr Unternehmen den Forderungsverkauf nutzen, setzte sich im vergangenen Jahr fort. Wie im Vorjahr übertraf das Wachstum der Kundenanzahl mit 27,43 Prozent das Umsatzwachstum deutlich. Die in einem der beiden Factoring-Verbände organisierten Gesellschaften betreuen inzwischen knapp 45 000 Kunden. Die tatsächliche Anzahl der Factoring-Nutzer dürfte noch erheblich höher liegen, da eine Reihe von Anbietern im Gesundheitswesen keinem der Factoring-Verbände angehört. Diese Gesellschaften haben zwar nur ein relativ geringes Umsatzvolumen, betreuen aber eine Vielzahl von Kunden.

Hinsichtlich der Größenstruktur der Umsatztätigkeit hat sich der Trend fortgesetzt, dass der Anteil der kleinen Unternehmen mit Umsätzen bis zu 10 Millionen Euro an der Gesamtzahl der Kunden weiter zunimmt. Mittlerweile gehören fast 93 Prozent der Factoring-Kunden diesem Größensegment an, 2016 lag dieser Wert noch bei knapp 91 Prozent. Der Anteil dieser Kundengruppe am gesamten Factoring-Umsatz ist dagegen leicht rückläufig, er sank von 59,6 Prozent im Jahr 2016 auf 57,8 Prozent im Jahr 2017. Nur noch 2 Prozent der Factoring-Kunden sind im Big-Ticket-Segment mit Umsätzen von mehr als 50 Millionen Euro angesiedelt (2016: 2,6 Prozent). Der Anteil am Gesamtumsatz, der mit den Großkunden erzielt wurde, stieg im vergangenen Jahr dagegen auf 24,7 Prozent (gegenüber 23,7 Prozent im Jahr 2016). Eine ähnliche Entwicklung ist im mittleren Größenbereich, zu denen Unternehmen mit einem Umsatz von 10 bis 50 Millionen Euro gehören, festzustellen. Während der Anteil an der Kundenzahl von 6,5 Prozent auf 5,4 Prozent gesunken ist, erhöhte sich der Umsatzanteil dieser Gruppe von 16,7 Prozent in 2016 auf 17,5 Prozent im Jahr 2017.

Diese Zahlen, die auf den Angaben der im Deutschen Factoring-Verband organisierten Unternehmen beruhen, belegen zweierlei: Factoring wird immer stärker von kleinen und mittleren Unternehmen genutzt, wohingegen bei größeren Unternehmen weniger die Kundenanzahl als vielmehr die Umsatzvolumina steigen. Auch Veränderungen in der Mitgliederstruktur des Deutschen Factoring-Verbandes, auf dessen Daten die Angaben beruhen, können zu dieser Veränderung beigetragen haben. Die Anzahl der Debitoren, gegen die die Mitgliedsunternehmen der beiden Verbände offene Forderungen hatten, konnte nach dem deutlichen Anstieg 2016 im vergangenen Jahr nochmals signifikant zulegen und liegt nun bei knapp 8 Millionen. Dies bedeutet einen Zuwachs um 6,3 Prozent. Die tatsächliche Anzahl der Debitoren dürfte allerdings weit höher sein, wenn man die Forderungen der im Gesundheitswesen tätigen Gesellschaften, die überwiegen nicht in den Verbänden organisiert sind, hinzurechnet.

Konzentration in der Branche

Die Anzahl der Factoring-Anbieter ist in den vergangenen Jahren weitgehend stabil geblieben, nachdem es Anfang des Jahrzehnts zu einem deutlichen Rückgang gekommen war. Dieser war zu einem großen Teil auf die Einbeziehung von Factoring-Unternehmen in eine eingeschränkte Bankenaufsicht zurückzuführen. Ende 2017 besaßen 186 Unternehmen eine Zulassung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht für Factoring.

Angesichts der immer umfassenderen Regulierung von Finanzinstituten bleibt abzuwarten, ob der Prozess der Marktkonsolidierung und Anbieterbereinigung wieder einsetzt. Einerseits sind die mit der Regulierung verbundenen Kosten nur durch größere Betriebseinheiten zu stemmen, andererseits machen die enormen Zuwachsraten Factoring zu einem attraktiven Geschäftsfeld für neue Anbieter. Ein besonderer Wettbewerbsdruck auf etablierte Anbieter geht von den Fintechs aus, die versuchen, mit innovativen Lösungen den Markt zu erobern, vor allem im Small-Ticket-Segment. Noch ist das über Fintechs abgewickelte Umsatzvolumen überschaubar, dies kann sich aber in der Zukunft dramatisch ändern. Erste Kooperationen zwischen Fintech-Unternehmen und etablierten Anbietern sind bereits auf den Weg gebracht.4

An der hohen Konzentration der Anbieter in der Factoring-Branche hat sich auch im vergangenen Jahr nichts geändert. Der Gesamtumsatz der sechs größten Factoring-Anbieter macht nach wie vor mehr als 75 Prozent des Gesamtumsatzes der Branche aus. An der Spitze gab es keine Veränderungen. Marktführer ist Targo Commercial Finance (vormals GE Capital), gefolgt von der Postbank Factoring. Die Coface als dritte der drei großen Anbieter gibt seit 2013 keine Umsatzzahlen für das Factoring mehr an, sie dürfte aber nach wie vor den dritten Platz behaupten.5 Die Deutsche Factoring Bank hat die Eurofactor GmbH vom fünften Platz verdrängt und rangiert nach BNP Paribas Factor (vormals Fortis Commercial Finance), die sich als viertgrößter Anbieter behaupten konnte (siehe Tabelle).

B2C-Factoring im Aufwind

Bei den Factoring-Arten hat - nach den Angaben des Deutschen Factoring-Verbandes - das Inhouse-Factoring, seinen Marktanteil gehalten (siehe Abbildung 3). Auf das Inhouse-Factoring entfiel ein Marktanteil von 77,4 Prozent (Vorjahr 77,8 Prozent). Das Full-Service-Factoring konnte seinen Marktanteil weiter ausbauen und kam auf 16,1 Prozent (Vorjahr 15,3 Prozent).

Da die Marktanteile der beiden Haupt-Factoring-Arten in den vergangenen Jahren häufig Schwankungen unterlagen, bleibt abzuwarten, ob die aktuellen Zahlen einen dauerhaften Trend repräsentieren oder Teil der üblichen Schwankungen sind. Möglich ist, dass das Full-Service-Factoring aufgrund der stärkeren Nutzung von Factoring durch kleinere und mittlere Unternehmen langfristig Marktanteile gewinnt. Das Fälligkeits-Factoring konnte seinen Wachstumspfad nicht fortsetzen und kam auf einen Marktanteil von 6,5 Prozent (gegenüber 6,9 Prozent im Vorjahr). Der Marktanteil des Reverse-Factorings, das in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt hatte, schrumpfte von 2,9 Prozent auf 0,8 Prozent. Stark zugelegt hat dagegen der Verkauf von Forderungen an Privatkunden beziehungsweise Verbraucher, der Anteil des B2C-Factorings vervierfachte sich von 1,3 Prozent auf 5,2 Prozent. Das 2017 erzielte Umsatzvolumen von 12,2 Milliarden Euro bedeutet nahezu eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr. Dies ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. So gewinnt Factoring im Gesundheitswesen immer mehr an Bedeutung, dabei geht es schwerpunktmäßig um die Abtretung von Forderungen aus Privatliquidationen gegenüber Privatpatienten. Darüber hinaus erwachsen dem Factoring aus der Nutzung neuer Absatzkanäle wie dem Online-Handel neue Geschäftsmöglichkeiten, und auch das Handwerk scheint sich gegenüber dem Factoring zu öffnen. Für Factoring-Gesellschaften bedeutet das B2C-Geschäft, dass andere rechtliche Rahmenbedingungen beachtet werden müssen.

Handel als größter Factoring-Nutzer

Auch im Jahr 2017 dominierten wiederum die klassischen Branchen: Spitzenreiter bei den Factoring-Umsätzen ist weiterhin mit großem Abstand der Bereich Handel und Handelsvermittlung, auf den knapp ein Viertel des Gesamtumsatzes entfiel. Aufgrund des hohen Warenumschlags ist der Lieferantenkredit für den Handelsbereich besonders gut geeignet, um die Zahlungsverpflichtungen aus den Verkaufserlösen der bezogenen Waren zu bestreiten. Entsprechend hoch ist der Anteil der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen an der Bilanzsumme bei Handelsunternehmen, er liegt bei Unternehmen des Großhandels und der Handelsvermittlung bei mehr als 25 Prozent.6 Der Forderungsverkauf stellt damit für diese Unternehmen ein wichtiges Instrument zur Finanzierung des Umlaufvermögens dar.

Der Fahrzeugbau, der sich im Jahr 2015 mit einem Marktanteil von 13,2 Prozent an die zweite Stelle geschoben hat, ist auf das Niveau seines ursprünglichen Marktanteils von knapp 8 Prozent zurückgefallen. Auf dem zweiten Platz rangiert wieder die Branche "Herstellung Metallerzeugnisse, Maschinenbau" mit einem Anteil von 9,5 Prozent, knapp vor der Dienstleistungsbranche mit 9,0 Prozent (siehe Abbildung 4). Im langfristigen Trend sind die Marktanteile beider Branchen allerdings leicht rückläufig. Auf lange Sicht zugelegt haben dagegen das Gesundheitswesen und die Branche "Herstellung von chemischen Erzeugnissen". Es bleibt abzuwarten, ob diese Entwicklung dauerhaft ist und diese Branchen es in der Zukunft schaffen, einen der vorderen Plätze zu belegen. Die Zahlen basieren auf den Angaben der Mitgliedsinstitute des Deutschen Factoring-Verbandes.

Factoring-Branche als Arbeitgeber

Die dem Deutschen Factoring-Verband angehörenden Unternehmen haben Ende 2017 3 020 Personen beschäftigt. Insgesamt dürften in der Factoring-Branche damit um die 4 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Beschäftigung finden. Ein Großteil der in der Factoring-Branche Tätigen arbeitet bei mittelgroßen Factoring-Gesellschaften mit 50 bis 250 Beschäftigten (45,7 Prozent), auf große Factoring-Gesellschaften entfallen nur 5,7 Prozent der Beschäftigten. Angesichts der expandierenden Umsatzzahlen, aber auch der immer umfangreicheren regulatorischen Anforderungen ist weiterhin von einem steigenden Bedarf an qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auszugehen.

Stetig zunehmende Bedeutung

Inwieweit Factoring den seit Jahren anhaltenden Trend wachsender Factoring-Umsätze fortsetzen kann, hängt zum einen von den gesamtwirtschaftlichen Faktoren ab und zum anderen von der Akzeptanz des Forderungsverkaufs bei den potenziellen Kunden. Die Bundesregierung und die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute prognostizieren in ihrem Frühjahrsgutachten weitgehend übereinstimmend für 2018 ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Höhe von 2,3 Prozent beziehungsweise 2,2 Prozent. Unsicherheiten ergeben sich aus der Handelspolitik der USA, dem Brexit und aus der von der neuen italienischen Regierung angekündigten Haushaltspolitik.

Inwieweit dies die gesamtwirtschaftliche Entwicklung bremst und auf die Factoring-Branche durchschlägt, bleibt abzuwarten. Trotz dieser Risiken blicken die dem Deutschen Factoring-Verband angehörenden Mitglieder nach wie vor - wenn auch etwas verhaltener als im Vorjahr - optimistisch in die Zukunft. Rund 44 Prozent der befragten Mitgliedsgesellschaften erwarten eine gute oder sogar sehr gute Geschäftsentwicklung, Immerhin 55 Prozent prognostizieren noch eine befriedigende Entwicklung der Geschäftstätigkeit. Eine vom Bundesverband Factoring im Mittelstand durchgeführte Umfrage bestätigt die Hauptergebnisse früherer Befragungen: Unabhängigkeit von der Bankenfinanzierung, Bereitstellung von Liquidität und Entlastung von Ausfall risiken sind nach wie vor die Hauptmotive für die Nutzung von Factoring. Mit zunehmendem Bekanntheitsgrad verschwinden dagegen die Vorbehalte gegen Factoring. Angesichts des Mehrwerts, den Factoring für die Nutzer schafft, ist davon auszugehen, dass die Bedeutung des Factorings auch in Zukunft zunehmen wird.

1) Vgl. EU Federation Factoring and Commercial Finance: Factoring and Commercial Finance grows again, supporting economic expansion in the EU, 15.5.2018; www.euf.eu.com. Die Werte für die EU beziehen sich auf 2016.

2) Vgl. EU Federation Factoring and Commercial Finance: Factoring and Commercial Finance grows again, supporting economic expansion in the EU, 15.5.2018;www.euf.eu.com.

3) Vgl. EU Federation Factoring and Commercial Finance: EUF Estimates on EU Market, 2016, www.euf.eu.com.

4) Vgl. Dentz, Markus: Fintechs drängen ins Factoring, Finance Magazin, 10.8.2017, www.finance-magazin.de; Secker, Joachim: Verkauf von Forderungen - eine unendliche Erfolgsgeschichte. in: FLF 6/2017, Seite 259ff.

5) Die Angaben zu den Jahren 2013 bis 2016 wurden dem elektronischen Bundesanzeiger entnommen (Coface Finanz GmbH).

6) Vgl. Deutsche Bundesbank: Die Bedeutung von Handelskrediten für die Unternehmensfinanzierung in Deutschland - Ergebnisse der Unternehmensabschlussstatistik, in: Monatsbericht 2012, Seite 56.

DER AUTOR: Univ.-Prof. Dr. Thomas Hartmann-Wendels, Köln,ist seit 1999 Direktor des Seminars für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Bankbetriebslehre an der Universität zu Köln und außerdem geschäftsführender Direktor des Instituts für Bankwirtschaft und Bankrecht sowie des Forschungsinstituts für Leasing. Er lehrte an den Universitäten in Osnabrück, Aachen und Köln Finanzierungs- und Bankbetriebslehre.E-Mail:hartmann-wendels[at]wiso.uni-koeln[dot]de
Univ.-Prof. Dr. Thomas Hartmann-Wendels , Direktor, Seminar für ABWL und Bankbetriebslehre, Universität zu Köln, Köln, geschäftsführender Direktor, Institut für Bankwirtschaft und Bankrecht, Forschungsinstitut für Leasing

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