FACTORING

Factoring-Umsatz nähert sich der 250-Milliarden-Euro-Marke

Stabile Branchenentwicklung 2018

Prof. Dr. Thomas Hartmann-Wendels, Foto: Universität zu Köln

Factoring in Deutschland gilt als elementarer Bestandteil im Finanzierungsmix der Unternehmen, sind die beiden deutschen Factoring-Verbände überzeugt. Das Umsatzvolumen der 74 Mitgliedsunternehmen mit einem geschätzten Marktanteil von mehr als 98 Prozent ist im vergangenen Jahr um knapp 4 Prozent auf rund 247 Milliarden Euro angewachsen. Der Beitrag belegt die Entwicklung des Gesamtmarktes 2018 und unterscheidet hinsichtlich der Factoring-Anbieter, der Arten und seiner Nutzer. (Red.)

Der seit vielen Jahren anhaltende Trend zu einer vermehrten Nutzung von Factoring dauerte auch im Jahre 2018 fort. Die im Deutschen Factoring-Verband sowie im Bundesverband Factoring für den Mittelstand organisierten Factoring-Gesellschaften meldeten einen Umsatz in Höhe von 247,19 Milliarden Euro, das bedeutet ein Plus von 3,93 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Den beiden Factoring-Verbänden gehörten im vergangenen Jahr insgesamt 74 Factoring-Gesellschaften mit einem geschätzten Marktanteil von mehr als 98 Prozent an. In den letzten zehn Jahren ist der Factoring-Umsatz durchschnittlich jährlich um 9,37 Prozent gewachsen. In absoluten Zahlen ausgedrückt hat dieses beeindruckende Wachstum dazu geführt, dass 2008 zum ersten Mal die 100-Milliarden-Euro-Grenze und bereits 2015 die 200-Milliarden-Euro-Grenze überschritten wurde. Nimmt man die nicht in einem der beiden Verbände organisierten Gesellschaften hinzu, so dürfte ein Gesamtumsatz in Höhe von 250 Milliarden Euro in Sichtweite sein.

Die erfolgreiche Entwicklung wurde im vergangenen Jahr vor allem durch die gute Konjunktur gespeist. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts war mit 3,4 Prozent nur geringfügig niedriger als die Wachstumsrate des Factoring-Umsatzes. Die Factoring-Quote, das heißt die Relation aus Factoring-Umsatz zu Bruttoinlandsprodukt, hat sich im vergangenen Jahr nur geringfügig erhöht und lag bei 7,3 Prozent. Seit 2009 ist die Factoring-Quote von damals 4,0 Prozent kontinuierlich angestiegen. Dies dokumentiert eindrucksvoll, dass sich Factoring als Finanzierungsinstrument etabliert hat (siehe Abbildung 1, Seite 29).

Ein Vergleich mit anderen Ländern allerdings zeigt, dass Factoring in Deutschland noch erhebliches Potenzial nach oben bietet. Die Factoring-Quote in Deutschland liegt nämlich immer noch deutlich unter dem EU-Durchschnittswert von 10,9 Prozent.1) Zweistellige Factoring-Quoten gibt es in sieben europäischen Ländern, darunter Großbritannien (13,9 Prozent), Italien (13,1 Prozent), Frankreich (12,3 Prozent) und Spanien (12,4 Prozent).2)

Das Wachstum des deutschen Factoring-Marktes lag 2018 ebenfalls deutlich unter dem durchschnittlichen Wachstum des Factoring-Umsatzes in Europa von 7,61 Prozent. Deutschland repräsentiert weiterhin nach Großbritannien (Marktanteil 20,20 Prozent) und Frankreich (Marktanteil 18,10 Prozent) und knapp vor Italien (Marktanteil 14,20 Prozent) mit einem Anteil von 14,50 Prozent den drittgrößten Factoring-Markt in Europa. Es ist davon auszugehen, dass der Wachstumstrend in den nächsten Jahren anhalten wird, wobei der Wachstumspfad von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abhängt.

Die durchschnittliche Forderungslaufzeit hat sich - laut Angaben des Deutschen Factoring-Verbandes - gegenüber 2017 um zwei Tage auf 42,4 Tage erhöht. Hierbei ist allerdings eine gegenläufige Entwicklung im nationalen und internationalen Factoring-Geschäft zu beachten: Während sich im nationalen Factoring die Forderungslaufzeiten um vier Tage auf nunmehr 40,2 Tage deutlich verkürzt haben, stiegen die Forderungslaufzeiten im Import-Factoring stark an und lagen 2018 durchschnittlich bei 54,3 Tagen.

Internationales Factoring erneut gestiegen

Zum Wachstum des Factoring-Umsatzes hat auch das internationale Factoring-Geschäft beigetragen. Mit einem Umsatzplus von 5,8 Prozent lag die Wachstumsrate im grenzüberschreitenden Factoring über der Gesamtwachstumsrate. Dabei ist die Dynamik der Entwicklung beeindruckend. Erst 2015 wurde die 50-Milliarden-Euro-Grenze überschritten, 2016 dann die 60-Milliarden-Euro-Grenze und 2017 die 70-Milliarden-Euro-Grenze. Mit einem Umsatzvolumen von 76 Milliarden Euro im vergangenen Jahr nimmt das internationale Factoring-Geschäft nun Kurs auf die 80-Milliarden-Euro-Grenze.

Mit einem Anteil von 30,7 Prozent am Gesamtumsatz erreicht das internationale Factoring in Deutschland einen Höchstwert im europäischen Vergleich, im EU-Durchschnitt beträgt der Anteil des grenzüberschreitenden Factorings lediglich 21,6 Prozent.3) Anders als im Vorjahr war die Wachstumsdynamik 2018 vorrangig durch das Import-Factoring getrieben. Hier betrug die Wachstumsrate 16,2 Prozent gegenüber 5,3 Prozent im Export-Factoring. Allerdings ist zu beachten, dass Export-Factoring einen wesentlich höheren Umsatz generiert und die Wachstumsrate von 5,3 Prozent absolut einen Zuwachs von immerhin 3,6 Milliarden Euro auf nunmehr 71,7 Milliarden Euro ausmacht. Das Import-Factoring dagegen nahm um 0,6 Milliarden Euro zu und erreichte ein Umsatzvolumen von 4,3 Milliarden Euro. Diese Angaben beruhen auf den Meldungen der Mitglieder des Deutschen Factoring-Verbandes.

Die Entwicklung im internationalen Factoring verlief im vergangenen Jahr etwas günstiger als der Zuwachs der Exporte und Importe. Damit verbesserten sich die Import- und Export-Factoring-Quoten im letzten Jahr geringfügig von 0,36 Prozent auf 0,39 Prozent (Import-Factoring) beziehungsweise von 5,32 Prozent auf 5,44 Prozent (Export-Factoring). Im langfristigen Trend zeigt sich, dass sich die Import-Factoring-Quote in den letzten Jahren konstant in einem Korridor zwischen 0,35 Prozent und 0,40 Prozent bewegte, wohingegen die Export-Factoring-Quote in früheren Jahren deutlich anstieg. Dieser Anstieg hat sich nun erheblich verlangsamt (siehe Abbildung 2).

Charakteristisch für den deutschen Factoring-Markt ist, dass die Export-Factoring-Quote stets deutlich über der Import-Factoring-Quote liegt. Dies deutet darauf hin, dass nicht alleine das Volumen der Im- und Exporte für den Umsatz im internationalen Factoring-Geschäft entscheidend ist, sondern dass auch andere Faktoren eine Rolle spielen. Insbesondere ist die Absicherung der besonderen Ausfallrisiken, die mit dem grenzüberschreitenden Handel verbunden sind, ein wichtiges Motiv für den Forderungsverkauf. Aufgrund des Bonitätsgefälles zwischen Forderungen an inländischen und ausländischen Debitoren ist die Absicherung für Exporte dringlicher als die Absicherung von Forderungen aus Importen nach Deutschland.

Einige bemerkenswerte Veränderungen gab es - den Angaben des Deutschen Factoring-Verbandes zufolge - im Ranking der wichtigsten Partnerländer und -regionen. Die osteuropäischen Länder konnten ihre Führungsposition, die sie seit Jahren innehaben, weiter ausbauen. Dies resultiert zum einen aus einer intensiven Handelstätigkeit mit Polen, der Tschechischen Republik und mit Russland, zum anderen aus dem relativ hohen Bonitätsgefälle zwischen Debitoren in Deutschland und in Osteuropa. Es folgen mit wieder zunehmendem Abstand die Benelux-Länder, dicht gefolgt von Österreich, das sich mit einem enormen Zuwachs auf den dritten Platz vorgeschoben hat. Frankreich verbleibt auf dem vierten Platz, gefolgt von der Schweiz, die sich um einen Platz verbessert hat. Großbritannien dagegen ist um drei Plätze zurückgefallen und rangiert nun an sechster Stelle. Möglicherweise zeigen sich bereits erste Auswirkungen des bevorstehenden Brexit. Italien folgt auf Platz sieben, in etwa gleichauf mit den USA, die trotz der restriktiven Handelspolitik der Trump-Regierung einen deutlichen Zuwachs verbuchen konnten. Wieder zurückgefallen ist Griechenland, das im vergangenen Jahr mit einem erfreulichen Umsatzplus aufwarten konnte. Erstaunlich ist, dass der Umsatz mit der Türkei trotz der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Lage zugenommen hat, wenn auch auf bescheidenem Niveau.

Zuwächse bei Kunden und Debitoren

Der seit Jahren konstant anhaltende Trend, dass immer mehr Unternehmen den Forderungsverkauf nutzen, setzte sich ebenfalls im vergangenen Jahr fort. Wie auch im Vorjahr übertraf das Wachstum der Kundenanzahl mit 12,6 Prozent das Umsatzwachstum deutlich. Dies zeigt, dass auch immer mehr kleine und mittlere Unternehmen Factoring nutzen. Die in einem der beiden Factoring-Verbände organisierten Gesellschaften betreuen inzwischen mehr als 50 000 Kunden. Die tatsächliche Anzahl der Factoring-Nutzer dürfte noch erheblich höher liegen, da eine Reihe von Anbietern im Gesundheitswesen keinem der beiden Verbände angehört. Diese Gesellschaften haben zwar nur ein relativ geringes Umsatzvolumen, betreuen aber typischerweise eine Vielzahl von Kunden.4)

Factoring wird von Unternehmen aller Größenklassen genutzt. Gemessen an der Anzahl der Factoring-Kunden machen die Unternehmen mit einem Factoring-Umsatz bis zu zehn Millionen Euro mit 92 Prozent den weitaus größten Anteil aus. Dies zeigt, dass Factoring ein wichtiges Instrument im Finanzierungsmix kleiner und mittelständischer Unternehmen ist. Bezogen auf das Umsatzvolumen ergibt sich ein völlig anderes Bild: Auf Kunden mit einem Factoring-Volumen von 50 Millionen Euro und mehr entfallen 58,0 Prozent des gesamten Factoring-Umsatzes, die kleinen und mittelständischen Unternehmen kommen hier nur auf 17,7 Prozent. Diese Zahlen beruhen auf den Angaben des Deutschen Factoring-Verbandes.

Die Anzahl der Debitoren, gegen die die Mitgliedsunternehmen der beiden Verbände offene Forderungen hatten, konnte nach dem deutlichen Anstieg in den vergangenen Jahren nochmals spürbar zulegen und liegt nun bei knapp 9 Millionen. Dies bedeutet einen Zuwachs um 6,3 Prozent. Die tatsächliche Anzahl der Debitoren dürfte allerdings weit höher sein, wenn man die Forderungen der im Gesundheitsbereich tätigen Gesellschaften, die überwiegend nicht in den Verbänden organisiert sind, hinzurechnet.

Konzentration in der Branche

Anders als im Bankenmarkt ist die Anzahl der Factoring-Anbieter in den vergangenen Jahren weitgehend stabil geblieben, nachdem es Anfang des Jahrzehnts zu einem deutlichen Rückgang gekommen war. Dieser war zu einem großen Teil auf die Einbeziehung von Factoring-Unternehmen in eine eingeschränkte Bankenaufsicht zurückzuführen. Im Mai 2019 besitzen 185 Finanzdienstleistungsinstitute eine Zulassung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) für Factoring.

Die stabilen Anbieterzahlen sind möglicherweise ein Resultat zweier gegenläufiger Entwicklungen. Die mit der Regulierung verbundenen Kosten sowie die zunehmende Digitalisierung verstärken zwar einen Trend zu größeren Betriebseinheiten, andererseits aber machen die enormen Zuwachsraten Factoring zu einem attraktiven Geschäftsfeld für neue Anbieter.

Ein besonderer Wettbewerbsdruck auf etablierte Anbieter geht von den Fintechs aus, die versuchen, mit innovativen Lösungen den Markt zu erobern, vor allem im Small-Ticket-Segment. Noch ist das über Fintechs abgewickelte Umsatzvolumen überschaubar, dies kann sich aber in der Zukunft dramatisch ändern. Erste Kooperationen zwischen Fintechs und etablierten Anbietern sind bereits auf den Weg gebracht.5)

An der hohen Konzentration der Anbieter in der Factoring-Branche hat sich auch im vergangenen Jahr nichts geändert. Der Gesamtumsatz der sechs größten Factoring-Anbieter macht knapp 75 Prozent des Gesamtumsatzes der Branche aus. An der Spitze gab es keine Veränderungen. Marktführer ist Targo Commercial Finance (früher GE Capital), gefolgt von der Postbank Factoring (40,5 Milliarden Euro). Die Coface als dritte der drei großen Anbieter gibt seit 2013 keine Umsatzzahlen für das Factoring mehr an, sie dürfte aber nach wie vor den dritten Platz behaupten, da sie 2017 einen Umsatz von 31,6 Milliarden Euro erzielt hat.6) Den vierthöchsten Umsatz generierte BNP Paribas Factor mit einem Umsatz von 26,9 Milliarden Euro, danach folgen die Deutsche Factoring Bank und die Eurofactor GmbH (17,8 Milliarden Euro).

Full-Service-Factoring im Aufwind

Bei den Factoring-Arten hat - nach den Angaben des Deutschen Factoring-Verbandes - das Inhouse-Factoring, seine dominierende Stellung gehalten (siehe Abbildung 3, Seite 30). Auf das Inhouse-Factoring entfiel ein Marktanteil von 75,8 Prozent gegenüber 77,4 Prozent im Vorjahr. Damit ist der Anteil des Inhouse-Factorings im dritten Jahr hintereinander leicht gesunken. Ob sich darin ein langfristiger Trend widerspiegelt, bleibt abzuwarten. Bereits in früheren Jahren gab es immer wieder Phasen, in denen die Bedeutung des Inhouse-Factorings abgenommen hat. Auf diese Phasen folgte dann aber regelmäßig wieder eine Trendumkehr.

Das Full-Service-Factoring konnte seinen Marktanteil im vierten Jahr in Folge weiter ausbauen und kam auf 17,6 Prozent (16,1 Prozent im Jahre 2017). Auch hier bleibt abzuwarten, ob sich ein langfristiger Trend anbahnt. Möglich ist, dass das Full-Service-Factoring aufgrund der stärkeren Nutzung von Factoring durch kleinere und mittlere Unternehmen langfristig Marktanteile gewinnt. Das Fälligkeits-Factoring konnte wieder leicht zulegen und kam auf einen Marktanteil von 6,6 Prozent (gegenüber 6,5 Prozent im Jahre 2017).

Die Mitglieder des Deutschen Factoring-Verbandes berichten, dass das Reverse-Factoring, bei dem der Abnehmer und nicht der Lieferant der Initiator des Forderungsverkaufs ist, im vergangenen Jahr wieder stark zugenommen hat. Nach dem Rückgang des Umsatzvolumens von 2,9 Milliarden Euro auf 2,0 Milliarden Euro im letzten Jahr hat sich das Umsatzvolumen 2018 mehr als verdoppelt und ist auf 4,5 Milliarden Euro angewachsen. Es bleibt abzuwarten, ob das Reverse-Factoring damit den alten Wachstumspfad wieder aufgenommen hat, oder ob es sich um einen Einmaleffekt handelt.

Handelsunternehmen nutzen Factoring

Auch im Jahr 2018 dominierten wiederum die klassischen Branchen: Spitzenreiter bei den Factoring-Umsätzen ist weiterhin mit großem Abstand der Bereich Handel und Handelsvermittlung, auf den gut ein Viertel des Gesamtumsatzes entfiel. Aufgrund des hohen Warenumschlags ist der Lieferantenkredit für den Handelsbereich besonders gut geeignet, um die Zahlungsverpflichtungen aus den Verkaufs erlösen der bezogenen Waren zu bestreiten. Entsprechend hoch ist der Anteil der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen an der Bilanzsumme bei Handelsunternehmen, er liegt bei Unternehmen des Großhandels und der Handelsvermittlung bei über 25 Prozent.7) Der Forderungsverkauf stellt damit für diese Unternehmen ein wichtiges Instrument zur Finanzierung des Umlaufvermögens dar.

Auf den zweiten Platz ist die Dienstleistungsbranche mit einem Anteil von 9,4 Prozent vorgerückt und hat damit die Branche "Herstellung Metallerzeugnisse, Maschinenbau" mit einem Anteil von 8,5 Prozent auf den dritten Platz verdrängt. Der Marktanteil des Fahrzeugbaus ist mit 7,9 Prozent nahezu unverändert geblieben. Der negative Trend der Branche "Herstellung Metallerzeugnisse, Maschinenbau" hat sich im Jahre 2018 fortgesetzt, die Branche rangiert jetzt mit einem Marktanteil von 7,2 Prozent an fünfter Stelle vor "Elektronik/elektronische Bauelemente" mit 6,6 Prozent. Das "Ernährungsgewerbe" konnte nach dem starken Einbruch 2017 wieder zulegen und erreichte einen Marktanteil von 5,8 Prozent vor der Branche "Herstellung von chemischen Erzeugnissen", die ihren jahrelangen Aufwärtstrend nicht fortsetzen konnte und auf einen Marktanteil von 5,2 Prozent (Vorjahr 5,9 Prozent) zurückgefallen ist (siehe Abbildung 4). Die Zahlen basieren auf den Angaben der Mitgliedsinstitute des Deutschen Factoring-Verbandes.

Factoring-Branche als Arbeitgeber

Die dem Deutschen Factoring-Verband angehörenden Unternehmen haben Ende 2018 insgesamt 3 340 Personen beschäftigt, dies entspricht einem Zuwachs von 11 Prozent. Insgesamt dürften in der Factoring-Branche damit um die 4 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Beschäftigung finden. Ein Großteil der bei den Mitgliedsunternehmen des Deutschen Factoring-Verbandes Tätigen arbeitet bei mittelgroßen Factoring-Gesellschaften mit 50 bis 250 Beschäftigten (41,5 Prozent), auf große Factoring-Gesellschaften entfallen nur 7,3 Prozent der Beschäftigten. Angesichts der expandierenden Umsatzzahlen, aber auch angesichts der immer umfangreicheren regulatorischen Anforderungen ist weiterhin von einem steigenden Bedarf an qualifizierten Beschäftigten auszugehen. Die Befriedigung dieses Bedarfs durch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird zunehmend als Herausforderung gesehen.

Künftige Entwicklung des Factorings

Die Umsatzentwicklung im Factoring hängt zum einen von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und zum anderen von der Akzeptanz als Finanzierungsinstrument durch die Kunden ab. Umfragen der beiden Factoring-Verbände legen nahe, dass Factoring immer mehr als elementarer Bestandteil des Finanzierungsmix aufgefasst wird. Wichtige Motive für die Nutzung von Factoring sind die Unabhängigkeit von der Hausbank durch eine Verbreiterung der Finanzierungsquellen, der Schutz vor Zahlungsausfällen sowie vor allem bei kleineren Unternehmen eine Auslagerung des Debitorenmanagements durch Nutzung des Full-Service-Factorings. Daneben wird Factoring auch immer stärker eingesetzt, um das Unternehmenswachstum zu finanzieren. Die zunehmende Digitalisierung wird voraussichtlich ebenfalls zu einer vermehrten Nutzung von Factoring beitragen.8)

Überlagert werden diese langfristigen Trends durch konjunkturelle und politische Entwicklungen. Die Prognosen für die Zukunft deuten auf geringere Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts (BIP) hin. So erwarten die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute für 2019 ein Wachstum des BIP in Höhe von 0,8 Prozent, die Bundesregierung sogar nur in Höhe von 0,5 Prozent. Für weitere Unsicherheit sorgen der Brexit und die Handelspolitik der US-Regierung. Trotz der wenig erfreulichen Konjunkturprognosen und der politischen Risiken blickt die Mehrzahl der Factoring-Unternehmen optimistisch in die Zukunft. Knapp die Hälfte der Mitglieder des Deutschen Factoring-Verbandes sowie 70 Prozent der Mitglieder des Bundesverbandes Factoring für den Mittelstand erwarten eine gute oder sogar sehr gute Entwicklung des Factoring-Geschäfts mit steigenden Umsatzzahlen.

Fußnoten

1) Vgl. EU Federation Factoring and Commercial Finance: Factoring and Commercial Finance grows again, supporting economic expansion in the EU, 27. Mai 2019; www.euf.eu.com

2) Vgl. EU Federation Factoring and Commercial Finance: Factoring and Commercial Finance grows again, supporting economic expansion in the EU, 15. Mai 2018; www.euf.eu.com. Diese Angaben beziehen sich auf den 30. Juni 2017.

3) Vgl. EU Federation Factoring and Commercial Finance: EUF Estimates on EU Market, 2017, www.euf.eu.com

4) Siehe hierzu Hartmann-Wendels, Thomas; Spörk, Wolfgang: Wie unterscheiden sich Ärzte von anderen Factoring-Nutzern? Merkmale, Motive, Erfahrungen, in: FLF 3/2019, Seite 7 bis 11.

5) Vgl. Dentz, Markus: Fintechs drängen ins Factoring, Finance Magazin, 10. August 2017, www.finance-magazin.de

6) Die Angaben zu den Jahren 2013 bis 2017 wurden dem elektronischen Bundesanzeiger entnommen (Coface Finanz GmbH).

7) Vgl. Deutsche Bundesbank: Die Bedeutung von Handelskrediten für die Unternehmensfinanzierung in Deutschland - Ergebnisse der Unternehmensabschlussstatistik, in: Monatsbericht 2012, Seite 56.

8) Vgl. Hartmann-Wendels, Thomas; Spörk, Wolfgang: Steigende Akzeptanz und häufigere Nutzung von Factoring - Ergebnisse einer aktuellen Befragung deutscher Unternehmen, in: FLF, 2/2019, Seite 28-34; Bundesverband Factoring für den Mittelstand: BFM Factoring-Studie 2019 - Zentrale Ergebnisse.

UNIV.-PROF. DR. THOMAS HARTMANN-WENDELS ist seit 1999 Direktor des Seminars für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Bankbetriebslehre an der Universität zu Köln und außerdem geschäftsführender Direktor des Instituts für Bankwirtschaft und Bankrecht sowie des Forschungsinstituts für Leasing.
E-Mail: hartmann-wendels[at]wiso.uni-koeln[dot]de
 
Univ.-Prof. Dr. Thomas Hartmann-Wendels , Direktor, Seminar für ABWL und Bankbetriebslehre, Universität zu Köln, Köln, geschäftsführender Direktor, Institut für Bankwirtschaft und Bankrecht, Forschungsinstitut für Leasing

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