FINANZIERUNG

Finanzierung von Konsumgütern und Kraftfahrzeugen

Neue Studienergebnisse zur Marktentwicklung

Stephan Moll, Foto: Stefan Maria Rother

Der Bankenfachverband e. V. fragt einmal im Jahr ab, wie die Deutschen gegenüber Konsumfinanzierungen eingestellt sind. Dabei geht es nicht nur um die allgemeine Nutzung der jeweiligen Finanzierungsarten. Es wird auch ermittelt, welche Personengruppen aus welchen Gründen besonders auf das Angebot zurückgreifen, was für Produkte sie dabei fokussieren und welche Kriterien bei ihrer Entscheidung eine besondere Rolle spielen. Dabei wird deutlich, dass die Möglichkeit zur Finanzierung der Wirtschaft den Rücken stärkt. (Red.)

Wie Verbraucher Konsumfinanzierungen nutzen, analysiert der Bankenfachverband seit über zehn Jahren in einer jährlichen Marktstudie auf Basis des GfK-Finanzmarktpanels (Growth from Knowledge). Die aktuelle Studie aus 2020 untersucht den Einfluss der Corona-Pandemie auf Finanzierungen, die zunehmende Bedeutung des Internets bei der Kreditvergabe, den Stellenwert von Nachhaltigkeit und das Potenzial von Auto-Abos. Ein weiterer Fokus der Untersuchung liegt auf den Marktentwicklungen von Restkreditversicherungen.

Jeder dritte Verbraucherhaushalt in Deutschland greift regelmäßig auf Finanzierungen zurück, um Konsumgüter anzuschaffen. Die am häufigsten verwendete Form ist dabei ein Ratenkredit beziehungsweise -kauf; rund ein Viertel aller Verbraucher nutzt ihn. Etwa jeder zehnte Haushalt verwendet einen Dispositions- beziehungsweise sonstigen Rahmenkredit mit flexibler Rückzahlung, während vier Prozent der befragten Verbraucher einen Leasing-Vertrag abgeschlossen haben. Das zeigt: Finanzierungen sind ein wichtiger Bestandteil des Konsumalltags von Verbrauchern und kurbeln letztlich auch die Wirtschaft an.

Auch Gutverdienende zahlen in Raten

Hauptgrund für die Nutzung einer Finanzierung ist die Anschaffung eines Pkw. Jeweils knapp ein Drittel aller Finanzierungen dient dem Kauf eines Neu- oder Gebrauchtwagens. Weitere Anlässe sind die Anschaffung von Möbeln oder Küchen sowie von Unterhaltungselektronik beziehungsweise Haushaltsgroßgeräten. Im Schnitt haben finanzierende Haushalte zwei Verträge, also zum Beispiel einen Raten- und einen Dispositionskredit. Die offene Finanzierungssumme pro Haushalt beträgt insgesamt rund 11 300 Euro und die monatlichen Raten liegen bei durchschnittlich 310 Euro.

"In Raten zahlt nur, wer nicht genügend Geld hat." Diese These hat sich überholt, wenn sie denn je stimmte. Heute nutzt der breite Querschnitt der Bevölkerung Finanzierungen, gerade auch Gutverdienende. Dadurch schonen sie ihre Liquidität und ermöglichen sich Anschaffungen, die aus dem monatlichen Einkommen heraus bezahlt werden können.

Haushalte, die Konsumgüter finanzieren, verfügen über ein durchschnittliches Nettoeinkommen von über 3 000 Euro pro Monat. Das ist mehr als der Durchschnitt aller Befragten. Kredite werden dabei von Menschen in allen Altersgruppen ab 18 Jahren, Bildungsschichten und Berufsgruppen - ihren jeweiligen Anteilen an der Gesamtbevölkerung entsprechend - genutzt. Dies gilt auch für die Verwendung von Online-Krediten, die immer beliebter werden.

Internet wichtig bei Kreditvergabe

Ein Drittel aller Ratenkredite kommt inzwischen über das Internet zustande. Bei einem Anteil von 29 Prozent spielt das Netz dabei zumindest teilweise eine Rolle. Das heißt, dass beispielsweise der Kredit online beantragt wird und der Abschluss per Post erfolgt. Nur vier Prozent der Ratenkredite werden vollständig online, also per Fernidentifizierung und elektronischer Signatur, abgeschlossen. Im Vorjahr lag diese Quote mit nur einem Prozent zwar deutlich niedriger, insgesamt ist der Anteil echter Online-Kredite aber immer noch gering. In Deutschland verhindern das strenge Schriftformerfordernis für Verbraucherkredite und die im deutschen Recht noch sehr stark am Präsenzgeschäft orientierten Identifizierungspflichten einen einfacheren Abschluss. Daher setzt sich der Bankenfachverband in seiner Lobbyarbeit für den digitalen Kredit ein, damit die Kreditbanken den im Zuge der Digitalisierung wachsenden Kundenansprüchen gerecht werden können.

Die Bedeutung von Mobilgeräten bei der Online-Beantragung eines Kredits hat innerhalb der vergangenen Jahre deutlich zugenommen. Im Jahr 2017 wurden 95 Prozent aller Online-Bankkredite über den Computer beantragt und immerhin fünf Prozent mittels eines Tablets. Im Jahr 2020 war es bereits knapp ein Fünftel aller Kredite bei einer Bank, die auf mobilem Weg beantragt wurden. Darunter fünf Prozent per Tablet und zusätzlich 13 Prozent per Smartphone. Dies verdeutlicht, dass Verbraucher den digitalen Möglichkeiten sehr aufgeschlossen gegenüberstehen, wenn diese nutzerfreundlich gestaltet sind. Die wachsende Online-Affinität bei Finanzthemen zeigt sich auch in einem anderen Bereich: So verwendet mehr als jeder zweite Bundesbürger Apps für Bankgeschäfte, in der Regel für das Online-Banking. In den letzten drei Jahren hat sich dieser Anteil nahezu verdoppelt.

Wenn es darum geht, sich über Finanzierungen im Vorfeld eines Abschlusses zu informieren, wählt allerdings knapp die Hälfte der Interessierten nach wie vor überwiegend klassische Wege wie den Autohandel und die Bankfiliale. Je rund ein Viertel informiert sich bei Finanzportalen oder den Internetseiten einer Bank. Dabei können sich zwölf Prozent der Verbraucher, für die die Finanzierung eines Pkw in Frage kommt, vorstellen, ihr Fahrzeug im Internet zu finanzieren.

Auto-Abos: Nutzen statt Besitzen

Mehr als ein Drittel aller privat genutzten Pkw wird finanziert; per Kredit, Leasing oder Drei-Wege-Finanzierung. Bei den Neuwagen beträgt der Finanzierungsanteil sogar 46 Prozent und bei den Gebrauchtwagen 27 Prozent. Kraftfahrzeuge zählen nach wie vor zu den wichtigsten Finanzierungsgütern.

Im vergangenen Jahr stieg aber auch die Zahl der Angebote für Auto-Abos, bei denen für Verbraucher neben einer monatlichen Gebühr nur noch die Kosten für das Tanken anfallen. Auch wenn nur rund ein Prozent der Bundesbürger bereits ein Auto-Abo genutzt hat, so kann sich dies künftig jeder Zehnte vorstellen. Bei denjenigen, die aktuell kein Fahrzeug besitzen, ist dieser Anteil mit 18 Prozent noch deutlich höher. Dabei scheinen Auto-Abos vor allem eine jüngere Zielgruppe anzusprechen. In der Gruppe der 18-bis-24-Jährigen ist für mehr als jeden Vierten ein Auto-Abo gut vorstellbar.

Nachhaltigkeit bei Jüngeren gefragt

Immerhin jeder vierte Befragte gibt an, beim Abschluss von Finanzdienstleistungen auf die Nachhaltigkeit von Banken und Sparkassen zu achten. Darunter wäre jeder Zweite durchaus bereit, einen höheren Preis für nachhaltige Finanzprodukte zu bezahlen. Für ein Drittel der Haushalte spielt Nachhaltigkeit generell eine große Rolle in ihrem Leben. So achten insgesamt 15 Prozent der Befragten auch bei der Finanzierung eines Produkts beziehungsweise der Aufnahme eines Barkredits auf die Nachhaltigkeit des Anbieters.

Für die 18-bis-24-Jährigen ist das Thema tendenziell noch wichtiger als für ältere Generationen. Im Kreis der Jüngeren ist mit 28 Prozent ein doppelt so hoher Anteil an nachhaltigen Finanzierungsanbietern interessiert. Es zeigt sich, dass das Thema Nachhaltigkeit generell, aber auch konkret bei Finanzdienstleistungen einen wachsenden Stellenwert bei Verbrauchern hat. Dabei stehen nicht nur die im Handel erworbenen Produkte, sondern auch die Anbieter der Finanzierung im Fokus.

Abbildung 1: Nutzung von Finanzierungen Quelle: Ipsos für Bankenfachverband, Konsum- und Kfz-Finanzierung 2020

Finanzierungsangebote für Handel wichtig

Etwa zwei Drittel aller finanzierten Käufe wären ohne die Möglichkeit, in Raten zu bezahlen, nicht zustande gekommen. Vor zehn Jahren lag dieser Anteil noch rund bei der Hälfte und hat sich seitdem kontinuierlich erhöht. Gerade bei höherpreisigen Konsumgütern wie Kraftfahrzeugen oder Küchen, aber auch bei kleineren Anschaffungen erwarten Verbraucher heute entsprechende Finanzierungsoptionen. So fragen sieben von zehn Finanzierungsnutzern selbst aktiv beim Händler nach Finanzierungsangeboten. Umgekehrt erhalten vier von zehn Kunden von ihrem Händler einen Hinweis auf entsprechende Möglichkeiten.

Die Finanzierung eines Pkw beläuft sich im Schnitt auf einen Betrag von 17 000 Euro und hat eine mittlere Laufzeit von 49 Monaten. Bei Möbeln und Küchen liegt der durchschnittliche Finanzierungsbetrag bei 2 800 Euro, die in 27 Monatsraten bezahlt werden. Finanzierungsoptionen haben generell einen wichtigen Einfluss auf die Kaufentscheidung. Als unverzichtbares Mittel der Absatzförderung für den Handel dienen sie auch der Ankurbelung des privaten Konsums und der Konjunktur. Dies gilt insbesondere in Zeiten einer verminderten Anschaffungs- und Investitionsneigung, wie sie in der Corona-Pandemie erlebt wird.

Abbildung 2: Nutzung von Apps für Bankgeschäfte Quelle: Ipsos für Bankenfachverband, Konsum- und Kfz-Finanzierung 2020

Konsumfinanzierung bleibt stabil

Die Befragung der Marktstudie zur Konsum- und Kfz-Finanzierung wurde im Juli 2020 unter rund 2 000 Verbraucherhaushalten durchgeführt. Zu dieser Zeit lagen die Covid-19-Infektionszahlen auf relativ niedrigem Niveau, die Schutzmaßnahmen waren weitgehend zurückgenommen und die Geschäfte nach dem ersten Lockdown wieder geöffnet. Der Befragungszeitraum lag damit in einer Phase, die hinsichtlich der Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie für die Verbraucher im Verhältnis zur aktuellen Situation tendenziell von Entspannung geprägt war. Trotzdem waren gewisse Unsicherheiten bezüglich der eigenen finanziellen Situation sowie der wirtschaftlichen Entwicklung beziehungsweise Erholung weiterhin gegeben.

Der Einfluss der Pandemie auf die Verbraucherstimmung zeigt sich deutlich am Konsumkredit-Index des Bankenfachverbandes. Dieser wird regelmäßig im Zusammenhang mit der Marktstudie erhoben und gibt eine Prognose zur künftigen Kreditnutzung ab. Werte von null bis 75 prognostizieren eine Abnahme der Kreditnachfrage, im Bereich 75 bis 125 bleibt die Situation stabil und bei einer Punktzahl von 125 bis 200 steigt der Kreditbedarf an. Mit einem Wert von 98 Punkten beschreibt der aktuelle Index also eine konstante Nachfrage nach Konsumkrediten in den kommenden zwölf Monaten. Ab dem Erhebungszeitraum gerechnet entspricht dies einer Periode bis etwa Mitte 2021. Der Index ist dabei in erster Linie als Momentaufnahme zu verstehen, welche die jeweils aktuelle Verbraucherstimmung wiedergibt. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass der Index II/2020 mit 98 Punkten den niedrigsten Wert seines Bestehens seit 2011 beschreibt.

Was die generellen Nutzungsquoten von verschiedenen Finanzierungsformen wie Raten- oder Dispositionskrediten angeht, so sind diese im Vergleich zur Vorjahresuntersuchung durchweg konstant. Dabei ist zu beachten, dass als Basis der Studie alle zum Untersuchungszeitpunkt laufenden Finanzierungsverträge betrachtet wurden; also auch solche, die in der Vergangenheit abgeschlossen worden sind. Insgesamt haben Verbraucher in den zwölf Monaten vor der Befragung - in diesen Zeitraum fällt auch der erste Lockdown - lediglich 15 Prozent ihrer geplanten Konsumanschaffungen nicht realisiert. Jeweils über 80 Prozent dieser nicht gekauften Konsumgüter wurden den Angaben der Befragten zu folge nur aufgeschoben. Einzig auf Urlaubsreisen haben die Verbraucher weitgehend verzichtet.

Der Hauptgrund für die Verschiebung einer Anschaffung lag weniger am rückläufigen Einkommen oder der persönlichen Unsicherheit als vielmehr darin, dass schlichtweg keine Möglichkeit zum Kauf bestand. Viele Läden mussten ja zeitweise schließen. Immerhin 84 Prozent der Verbraucher, die angesichts der Corona-Krise ihr Finanzierungsverhalten geändert und häufiger digitale Wege genutzt haben, sagen, dass sie dieses Verhalten auch für die Zukunft beibehalten wollen. In Zeiten der Pandemie ist dabei ins besondere auch das Bedürfnis nach Sicherheit gestiegen.

Abbildung 3: Zufriedenheit mit der Restkreditversicherung Quelle: Ipsos für Bankenfachverband, Konsum- und Kfz-Finanzierung 2020

Zufriedenheit mit der Restkreditversicherung

Die Bedeutung der Restkreditversicherung (RKV) zur Absicherung der Ratenzahlungen bei Arbeitsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit oder Tod des Partners hat im ersten Jahr der Corona-Pandemie weiter zugenommen. Rund 27 Prozent aller Ratenkreditnutzer haben eine RKV abgeschlossen. Im Vorjahr lag dieser Anteil bei 23 Prozent. Noch deutlicher gewachsen ist die Zufriedenheit mit der Versicherung. Rund drei Viertel aller Versicherten sind mit der RKV zufrieden. Lediglich fünf Prozent sind nicht zufrieden und rund ein Fünftel ist neutral eingestellt. Die Zufriedenheitswerte haben sich innerhalb der vergangenen Jahre stetig erhöht und liegen auf einem Allzeithoch.

Die wachsende Bedeutung der RKV wird noch an einem weiteren Aspekt deutlich: So halten immerhin 96 Prozent der Finanzierungsnutzer zumindest eines der versicherbaren Risiken für sinnvoll beziehungsweise stehen einer Absicherung nicht ablehnend gegenüber. Die Versicherung wird aber nicht nur von Nutzern einer Finanzierung, sondern auch in der breiten Bevölkerung als wichtig erachtet. 71 Prozent der Bundesbürger sind der Meinung, dass Banken generell beim Abschluss eines Kredits die Optionen einer RKV aufzeigen und anbieten sollen. Es zeigt sich, dass die große Mehrheit der Verbraucher der Restkreditversicherung gegenüber positiv eingestellt ist.

Die Ergebnisse der Studien "Konsum- und Kfz-Finanzierung 2020" und "Restkreditversicherung 2020" sind unter www.bfach.de abrufbar. Informationen über die Initiative des Bankenfachverbandes zur Restkreditversicherung sind auf www.rkv-pro-verbraucher.de zu finden.

Stephan Moll , Leiter, Referat für Markt und PR, Bankenfachverband e.V., Berlin

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