Marktstudie 2014: Konsum- und Kfz-Finanzierung

Alle Einkommensklassen nutzen Kredite

Abbildung 1: Haushaltsnettoeinkommen Quelle: GfK 2014

Stephan Moll - Jeder dritte Privathaushalt zahlt seine Konsumanschaffungen in Monatsraten. Finanzierungen werden dabei gleichermaßen von Verbrauchern mit höherem und mit niedrigerem Einkommen genutzt. Dies geht aus einer Studie der GfK Finanzmarktforschung hervor, die im Auftrag des Bankenfachverbandes jährlich die Verbraucher nach ihrem Finanzierungsverhalten befragt. Insgesamt ist die Nutzung von Privatkrediten weiterhin stabil. Auch für das Jahr 2015 rechnet der Verband mit einer konstanten Nachfrage nach Konsumkrediten.

Die kreditgebenden Konsum- und Investitionsfinanzierer in Deutschland sind im Bankenfachverband zusammengeschlossen. Im Konsumkreditbereich haben die Verbandsmitglieder einen Marktanteil von 56 Prozent, entsprechend stammt mehr als jeder zweite Ratenkredit von einer spezialisierten Kreditbank. Die Kreditbanken sind in allen drei Sparten der Bankwirtschaft, den privaten Banken, den Sparkassen und den Genossenschaftsbanken vertreten. Neben Statistiken zur Geschäftsentwicklung der Verbandsmitglieder erstellt beziehungsweise beauftragt der Bankenfachverband auch externe Untersuchungen wie die vorliegende Studie zur Konsum- und Kfz-Finanzierung aus Oktober 2014.

Einkommen

Konsumkredite werden grundsätzlich von Verbrauchern in allen Einkommensklassen genutzt. So verfügt mehr als jeder dritte Kreditnehmer über ein Haushaltsnettoeinkommen von 2 500 Euro monatlich oder mehr. Rund sieben Prozent erhalten sogar über 4 000 Euro pro Monat. Damit entspricht die Einkommensverteilung in der Gesamtbevölkerung der Verteilung bei Kreditnutzern. Dies gilt auch für Kredite am Point of Sale (PoS), wo Autos, Möbel oder Computer finanziert werden. Finanzierungen werden also nicht nur von Verbrauchern genutzt, die wenig Geld zur Verfügung haben, sondern sind zu einer möglichen Zahlungsart unter vielen geworden (siehe Abbildung 1, Seite 247).

Kredit ist fester Bestandteil des Konsumalltags und wird dementsprechend von vielen Kunden im Waren- oder Autohaus erwartet. Mehr als 60 Prozent der finanzierten Güter wären laut Verbraucherangaben ohne Kreditangebote nicht gekauft worden. Das entspricht einem Anstieg um acht Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. So haben 56 Prozent der Kreditnutzer schon einmal selbst nach Finanzierungsangeboten im Handel gefragt. Nur knapp ein Drittel wurde von einem Händler aktiv darauf angesprochen.

Finanzierungen stabil

Rund 43 Prozent der Haushalte nutzen regelmäßig mindestens ein Finanzierungsprodukt zur Anschaffung von Konsumgütern. Baufinanzierungen sind dabei nicht eingerechnet. Dieser Wert ist seit Beginn der Marktstudie im Jahr 2008 relativ stabil, mit einem leichten Rückgang in 2008, wo nur 37 Prozent eine Finanzierung nutzten. Am deutlichsten gewachsen ist allerdings die Nutzung von Ratenkrediten. Aktuell haben etwa 34 Prozent der Haushalte einen Ratenkredit, im Jahr 2008 war dies nur jeder vierte. Dispositions- und sonstige Rahmenkredite werden - nach einem geringen Rückgang im Jahr 2010 - wieder genauso häufig verwendet wie 2008 (siehe Abbildung 2, Seite 247)).

Etwa jeder fünfte Haushalt nutzt regelmäßig den Dispositionskredit, und jeder zehnte verwendet sonstige Rahmenkredite. Leasing spielt für die privaten Kreditnehmer mit einem Anteil von zwei Prozent nur eine kleine Rolle. Eine leicht steigende Nutzung von Finanzierungen bei gleichbleibenden Anteilen der unterschiedlichen Finanzierungsformen spricht dafür, dass mehr Verbraucher Finanzierungen unterschiedlicher Art nutzen. Bundesweit haben Privatpersonen Kredite im Wert von rund 223 Milliarden Euro ausgeliehen (ohne Wohnungsbau). Dieser Wert bewegt sich seit mehreren Jahren auf konstantem Niveau.

Mit 72 Prozent ist die große Mehrheit der Kreditnutzer mit ihrem Kredit zufrieden, und nur 17 Prozent sind unzufrieden. Wichtig sind den Verbrauchern vor allem eine einfache und unkomplizierte Abwicklung, günstige Zinsen, aber auch und eine flexible Rückzahlung.

Verwendungszweck

Mehr als ein Viertel aller Ratenkredite verwenden Verbraucher zur Finanzierung eines Kraftfahrzeugs, darunter 17 Prozent für einen Gebrauchtwagen und neun Prozent für einen Neuwagenkredit. Mit rund 16 Prozent aller Ratenkredite gleichen Verbraucher ihren Dispositionskredit aus, und zehn Prozent dienen der Zusammenfassung mehrerer Ratenkredite. Hoch im Kurs stehen auch Renovierungen und Umzüge, für die elf Prozent der Ratenkredite verwendet werden, gefolgt von Möbeln und Küchen zu neun Prozent, Unterhaltungselektronik sowie Haushaltsgeräten zu jeweils sechs Prozent.

Finanzierungsnutzer haben durchschnittlich 2,2 Verträge, wobei die Hälfte nur einen einzigen Vertrag besitzt. Die offenen Außenstände belaufen sich - einschließlich Dispositions- und ohne Baukredite - auf rund 10 000 Euro pro finanzierendem Haushalt. Ein Großteil davon entfällt auf Kraftfahrzeuge, die zu den wichtigsten Finanzierungsobjekten zählen. Fast die Hälfte aller Kreditnehmer muss weniger als 5 000 Euro zurückzahlen und knapp ein Fünftel weniger als 1 000 Euro. Darin spiegelt sich auch die Bedeutung der Finanzierung am Point of Sale mit eher niedrigpreisigen Finanzierungsobjekten wieder (siehe Abbildung 3, Seite 248).

Monatsraten

Im Durchschnitt zahlen Verbraucher monatlich knapp 270 Euro für Kredite zurück. Der Wert hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 30 Euro verringert. Rund zwei Drittel der Kreditnehmer zahlen aktuell Monatsraten bis 300 Euro, und ein Drittel zahlt mehr. Dabei begleicht rund jeder zehnte Haushalt monatlich über 500 Euro. Die durchschnittlichen Finanzierungsbeträge sind bei Möbeln und Küchen leicht angestiegen, wohingegen sie bei Pkw und Unterhaltungselektronik gesunken sind.

Über alle Produktgruppen hinweg haben sich jedoch die Laufzeiten erhöht, wodurch die Monatsraten insgesamt gesunken sind. Die Finanzierungsvolumina bei Pkw-Krediten belaufen sich aktuell im Schnitt auf 14 100 Euro. Im Vorjahr waren dies noch knapp 14 400 Euro.

Internet

Die Bedeutung des Internets für die Aufnahme von Privatkrediten wächst kontinuierlich. Aktuell werden 21 Prozent aller Ratenkredite über das Internet abgeschlossen. Den Hauptanteil an den Vertriebswegen machen nach wie vor die Bank-, Autohausund Einzelhandelsfilialen mit einem Anteil von 68 Prozent aus. Dabei spielen nicht nur Barkredite zur freien Verwendung, sondern zunehmend auch Absatzfinanzierungen für Konsumgüter eine bedeutende Rolle (siehe Abbildung 4).

Insgesamt nutzen 96 Prozent aller Verbraucher das Internet, drei Viertel davon haben innerhalb der letzten zwölf Monate im Internet eingekauft. Von allen Internetnutzern haben acht Prozent schon einmal einen Kredit im Internet abgeschlossen. So wird heute bereits jeder dritte finanzierte Artikel aus dem Bereich der Unterhaltungselektronik im Internet finanziert, bei Möbeln und Haushalt ist es jeder vierte. Auch im Bereich der Kfz-Finanzierung gewinnt der Online-Kanal an Bedeutung. So werden aktuell sieben Prozent aller Gebrauchtwagenfinanzierungen im Internet geschlossen.

Restkreditversicherung

Die Absicherung der monatlichen Raten ist dem Verbraucher mittels einer Restkreditversicherung (RKV) möglich. Gut jeder vierte Ratenkredit ist mit einer RKV abgesichert; knapp drei Viertel bleiben unversichert. Dieser Anteil ist seit mehreren Jahren stabil. Am häufigsten entscheiden sich die Kreditnehmer für eine Absicherung gegen die drei wesentlichen Risiken Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit und Tod (41 Prozent).

Nur jeder vierte Kreditnehmer sichert sich ausschließlich gegen den Todesfall ab. Auffällig ist: Es versichern sich inzwischen wieder mehr Kreditnehmer gegen Arbeitslosigkeit. Aktuell sind es 68 Prozent, im Vorjahr waren es noch 63 Prozent. Im Gegensatz dazu werden weniger Versicherungen gegen Arbeitsunfähigkeit (minus neun Prozentpunkte) und Tod (minus elf Prozentpunkte) abgeschlossen. Grundsätzlich lassen sich hohe Zufriedenheitswerte bei den Versicherten ablesen: Rund 56 Prozent der RKV-Besitzer sind mit ihrer Versicherung sehr oder äußerst zufrieden, und nur 13 Prozent sind unzufrieden.

Nach der generellen Notwendigkeit befragt, eine Restkreditversicherung abzuschließen, antworten nur 36 Prozent der Kreditnehmer, dies für sehr sinnvoll beziehungsweise sinnvoll zu erachten. Fragt man nach der Absicherung konkreter Risiken, so sind die Werte deutlich höher. Jeweils rund die Hälfte der Kreditnutzer hält die Absicherung der Risiken Arbeitsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit oder Tod für sinnvoll.

Kfz-Finanzierung

Das wichtigste private Investitionsobjekt nach dem Eigenheim ist für den Verbraucher das Automobil. Dementsprechend ist das Kfz auch das bedeutendste Finanzierungsgut. Die große Mehrheit der Haushalte (87 Prozent) besitzt mindestens ein Auto, und rund ein Viertel hat sogar zwei Pkws. Der Mittelwert liegt aktuell bei rund 1,2 Fahrzeugen. Die durchschnittlichen Anschaffungskosten in Höhe von rund 16 100 Euro für einen Pkw können oder wollen nicht alle Haushalte aus dem Ersparten bestreiten. Insgesamt kommen daher rund 35 Prozent der privat genutzten Neuwagen mithilfe einer Finanzierung auf die Straßen.

Die mit Abstand am meisten bevorzugte Finanzierungsform für neue Pkws ist der Ratenkredit. Rund drei Viertel der Verbraucher würden künftig dazu einen Kredit wählen, 19 Prozent einen Leasing-Vertrag und 15 Prozent eine Drei-Wege-Finanzierung. Diese Werte sind relativ konstant geblieben. Bei der Finanzierung von Gebrauchtwagen dominiert ebenfalls der Ratenkredit mit einem Anteil von 87 Prozent.

Prognose 2015

Bis Mitte 2015 erwartet der Bankenfachverband eine konstante Nachfrage von Konsumkrediten. Die Prognose basiert auf dem Konsumkredit-Index, den die GfK Finanzmarktforschung im Auftrag des Verbandes entwickelt hat. Er berücksichtigt sowohl die künftige Planung der Verbraucher, Konsumgüter anzuschaffen, als auch ihre Neigung, diese per Kredit zu finanzieren. Insgesamt beschreibt der Index mit 115 Punkten eine konstante Nachfrage nach Verbraucherkrediten zur Finanzierung von Konsumgütern in den kommenden zwölf Monaten.

Ein Indexwert von 100 Punkten deutet dabei eine stabile Entwicklung an. Künftig sind tendenziell mehr Kredite für Gebrauchtwagen als für Neuwagen zu erwarten. Für Pkws und andere Konsumgütergruppen sind die Kaufabsichten der Verbraucher hierbei etwas geringer als die Absichten, Kredite zu nutzen (Abbildung 5).

Der Index-Wert für die Anschaffungsplanung liegt mit 103 Punkten im stabilen Bereich, ebenso wie die Teil-Indizes. Während größere Urlaube und Gebrauchtwagen mit 114 beziehungsweise 107 Punkten eine leicht positive Tendenz aufweisen, bleiben Renovierungen/Umzüge und Haushaltsgroßgeräte mit 101 beziehungsweise 100 Punkten stabil, und die anderen Konsumgütergruppen haben eine leicht rückläufige Tendenz: Unterhaltungselektronik (79), Neuwagen (84) und Möbel/Küchen (92). Die Verbraucher wollen künftig zwar etwas weniger Konsumgüter anschaffen, sie stehen Finanzierungen aber offener gegenüber als zuvor.

Der Index-Wert für die Finanzierungsplanung liegt mit 111 Punkten auf einem weiterhin hohen Niveau. Die Bereitschaft der Verbraucher, Konsumgüter per Kredit zu finanzieren, ist insbesondere bei Renovierungen/Umzügen (147) hoch. Stabil mit leicht positiver Tendenz sind die Werte bei Möbel/Küchen (118), Gebrauchtwagen (118), Unterhaltungselektronik (110) und Neuwagen (101). Eine rückläufige Tendenz ist einzig bei größeren Urlauben (76) und Haushaltsgroßgeräten (84) zu verzeichnen.

Die Frühjahrsprognose des Konsumkredit-Index wird der Bankenfachverband im April 2015 veröffentlichen. Die GfK-Studie und der Konsumkredit-Index sind auf der Homepage des Bankenfachverbandes in der Rubrik Downloads abrufbar unter: www.bfach.de

DER AUTOR:

Stephan Moll, Berlin, leitet das Referat Markt und PR beim Bankenfachverband, der Interessenvertretung der Kreditbanken. Neben der Verbandskommunikation verantwortet er dort die Marktbeobachtung und Statistik.E-Mail: stephan.moll[at]bfach[dot]de

Stephan Moll , Leiter, Referat für Markt und PR, Bankenfachverband e.V., Berlin

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