LEASING

Wie zukunftsfähig ist die Leasing-Branche aufgestellt?

Jahresabschlussanalyse gibt Aufschluss über Erfolgsfaktoren

Dr. Klaus Strenge, Foto: zeb

Die Unternehmensberatung zeb hat die zehn größten Leasing-Unternehmen in Deutschland anhand ihrer Jahresabschlüsse analysiert. Die Ergebnisse belegen, dass selbst im konjunkturell günstigen Umfeld einige Gesellschaften nicht profitabel wachsen. Die angespannte Margensituation und steigende Personalkosten zwingen die Gesellschaften zum Umdenken. Wie eine Trendwende eingeleitet werden kann, beschreiben die Autoren. (Red.)

Die Unternehmensberatung zeb hat eine Studie über die Leasing-Branche1) auf Basis einer Jahresabschlussanalyse der zehn größten deutschen Leasing-Gesellschaften (ohne Captive-Hintergrund und Fahrzeugfokus) durchgeführt. Ziel der Studie ist es, die wirtschaftliche Situation im deutschen Leasing-Markt differenziert zu betrachten und mögliche Verzerrungseffekte aus den Besonderheiten der Fahrzeugfinanzierung auszublenden. Um Einmaleffekte und Bewertungsspielräume der Jahresabschlüsse zu eliminieren, basiert die Studie auf einer vergleichenden Zeitreihenanalyse der veröffentlichten Jahresabschlüsse über einen Betrachtungszeitraum von fünf Jahren. Ein direktes Benchmarking auf Basis absoluter Kennzahlen eines Jahresabschlusses ist aufgrund der unterschiedlichen Geschäftsmodelle sowie der resultierenden Bilanzmethoden wenig zielführend.

Das zentrale Ergebnis der Jahresabschlussanalyse ist, dass es auch in dem aktuell guten wirtschaftlichen Umfeld der Mehrzahl der Leasing-Gesellschaften ohne reinen Fahrzeugbezug nicht gelingt, nachhaltig profitabel zu wachsen.

Anbietergruppen im Leasing

Der deutsche Leasing-Markt als zweitgrößter Leasing-Markt Europas ist durch eine Vielzahl von Gesellschaften geprägt. Da diese Gesellschaften grundsätzlich unterschiedliche Geschäftsmodelle mit teils abweichenden Unternehmenszielen und Herausforderungen haben, ist eine genauere Differenzierung notwendig. Diese Unterscheidung erfolgt in der Studie nach Eigentümerstruktur und Geschäftsmodell. Leasing-Gesellschaften lassen sich danach in zwei Anbietergruppen (Captives oder Leasing-Gesellschaften) mit jeweils unterschiedlicher Eigentümerstruktur unterteilen (siehe Abbildung 1, Seite 18):

- Captives mit beherrschender Eigentümerschaft durch den Hersteller (Original Equipment Manufacturer - OEM) sind Finanzdienstleister mit Fokus auf Service- und Finanzdienstleistungen, die mit dem Produktsortiment des jeweiligen OEM in enger Verbindung stehen. Captives gewinnen Kunden dabei primär am jeweiligen Point of Sale des Produkts und können dementsprechend zum Produkt zugehörige Services vereinfacht anbieten.

- Captives als Joint Ventures zwischen OEM und einem Finanzdienstleister bestehen zwischen OEMs und einer Bank, welche das Finanzierungs-Know-how mitbringt (Prozesse, Liquidität und Bankprodukte).

- Leasing-Gesellschaften mit einer Banken-/Finanzdienstleistungsgruppe als Eigentümer positionieren sich als Produktspezialisten innerhalb ihrer Bankengruppe und nutzen neben dem eigenen Vertrieb auch deren Vertriebskanäle. Im Regelfall besteht das Leistungsspektrum aus Finanzierungen für sämtliche Objekt- und Kundengruppen.

- Leasing-Gesellschaften mit Nichtfinanzdienstleistern als Eigentümer positionieren sich unabhängig von einem OEM oder einer Finanzdienstleistungsgruppe am Markt. Zum Teil bietet diese Anbietergruppe ein vergleichbares Leistungsspektrum wie die banknahen Leasing-Gesellschaften an, teilweise fokussiert sie sich jedoch auf eine bestimmte Objekt-/Kundengruppe oder Region.

Der Leasing-Markt in Deutschland

In den Jahren von 2013 bis 2017 sind die gesamtwirtschaftlichen Investitionen (ohne Wohnungsbau) in Deutschland um 4,0 Prozent gewachsen. Der durch Leasing finanzierte Anteil an diesen Investitionen über diesen Zeitraum ist stabil bei etwa 15 Prozent pro Jahr geblieben, die Bedeutung von Leasing als Finanzierungsform nimmt somit weder ab noch zu.2)

Die Betrachtung von Leasing-Margen zeigt einen Margenverfall für den Betrachtungszeitraum. Zusätzlich erhöht sich der regulatorische Druck. In diesen zwei Faktoren kann eine wesentliche Ursache für den kontinuierlichen Rückgang der Anzahl von Leasing-Gesellschaften von 425 auf 360, trotz der aktuell guten gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, gesehen werden.3) Geringes Wachstum im Umfeld sinkender Margen und steigender Kosten verstärkt dabei den existierenden Verdrängungseffekt.

Die mit Abstand größte Objektgruppe des deutschen Leasing-Markts ist die Gruppe der Straßenfahrzeuge, welche mit steigender Tendenz mehr als 75 Prozent des Neugeschäftsvolumens ausmacht. Auf Platz zwei folgen Produktionsmaschinen mit etwa 13 Prozent.4) Deren Anteil am Neugeschäft bleibt stabil. Von dem derzeitigen Mix der Objektgruppen profitieren vornehmlich Captives und rein auf Fahrzeuge fokussierte Leasing-Gesellschaften.

Entwicklung des Volumens

Im Folgenden werden die veröffentlichten beziehungsweise ermittelten Bilanzsummen des deutschen Geschäfts der jeweils zehn größten Leasing-Gesellschaften ohne Fahrzeugfokus den Leasing-Gesellschaften mit Fahrzeugfokus (inklusive Captives) gegenübergestellt. Es existieren ebenso weitere Gesellschaften, die dabei nicht berücksichtigt werden, mit möglicherweise größeren Finanzierungsvolumen, allerdings ohne valide öffentlich verfügbare Zahlengrundlage für das deutsche Geschäft (siehe Abbildung 2, Seite 19).

Unter den zehn betrachteten Leasing-Gesellschaften ohne reinen Fahrzeugbezug befinden sich sowohl unabhängige als auch banknahe Gesellschaften. Das durchschnittliche jährliche Wachstum dieser Gesellschaften über den Zeitraum von 2013 bis 2017 liegt bei 3,8 Prozent (CAGR5) - im Folgenden immer verwendet). Die aggregierte Bilanzsumme dieser Gesellschaften beträgt rund 49 Milliarden Euro, wobei sich die drei größten Leasing-Gesellschaften volumenmäßig deutlich absetzen - in Summe zirka 31 Milliarden Euro beziehungsweise 63 Prozent.

Die zehn größten Leasing-Gesellschaften mit Fahrzeugfokus erreichen dagegen im gleichen Zeitraum ein durchschnittliches Bilanzsummenwachstum von 11,1 Prozent jährlich und vereinen eine aggregierte Bilanzsumme von 68 Milliarden Euro. Bereits die jährliche Wachstumsrate schlägt dabei das Gesamtwachstum der Leasing-Gesellschaften ohne Fahrzeugfokus. Innerhalb dieser Gruppe ist die starke Dominanz der VW Leasing klar mit einem Anteil von knapp 50 Prozent erkennbar. Auch die darauf folgenden Gesellschaften kommen mit den Leasing-Zweigen von Daimler und BMW aus der Automobilbranche (rein deutsches Automobilgeschäft). Die meisten Captives besitzen zusätzlich eine Bank, über die das Kredit- und Einlagengeschäft abgewickelt wird.

In der Gegenüberstellung der jeweils zehn größten Gesellschaften wird die hohe Volumenkonzentration auf die großen Gesellschaften in beiden Gruppen deutlich. Die jeweils drei größten Gesellschaften vereinen 63 Prozent beziehungsweise 82 Prozent auf sich.

Darüber hinaus zeigt die Gegenüberstellung, dass das Leasing-Geschäft mit Fahrzeugfokus enorm gewachsen ist und den klassischen Leasing-Gesellschaften einen Großteil der potenziellen Marktanteile im wachsenden Fahrzeugfinanzierungsgeschäft abgenommen hat.

Aufgrund der Dominanz der Captives und der dargelegten Besonderheiten dieser Geschäftsmodelle werden im Folgenden nur Leasing-Gesellschaften ohne Captive- und reinen Fahrzeugfokus untersucht (Top-10-Leasing-Gesellschaften in Abbildung 2). Grundlage für die Analyse sind die Jahresabschlüsse dieser Gruppe von Leasing-Gesellschaften.

Analyse der Erträge

Da ein Vergleich der absoluten Ertragssituation der Leasing-Gesellschaften nicht immer zielführend ist, wurden in der vorliegenden Studie die Entwicklungen ausgewählter Kennzahlen im Zeitverlauf gegenübergestellt, um so Aussagen zur wirtschaftlichen Entwicklung abzuleiten. Um eine direkte Gegenüberstellung der Kennzahlen zu ermöglichen, erfolgte eine Normierung auf die Forderungen gegenüber Kunden sowie das Leasing-Vermögen aus Leasing-Verträgen.

Der Gewinn vor Steuern der zehn betrachteten Gesellschaften weist in Summe tendenziell eine leichte Zunahme über den betrachteten Zeitraum von fünf Jahren auf. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate liegt dabei bei 1,5 Prozent. Die Detailanalyse des Zeitraums zeigt, dass der Gewinn vor Steuern ausgehend von 2015 sogar rückläufig ist. Einzelne Gesellschaften haben generelle Profitabilitätsprobleme und andere wachsen mit einem negativen CAGR von bis zu minus 72 Prozent. Das Gesamtbild ist stark differenziert zu betrachten und deutet auf strukturelle Herausforderungen der Leasing-Gesellschaften hin.

Es stellt sich die Frage, was die Ursachen für diese Ergebnisentwicklungen sind. Dazu richtet die Studie das Augenmerk auf das Bewertungsergebnis sowie die Kostensituation (siehe Abbildung 3). Die gute konjunkturelle Entwicklung der vergangenen Jahre hat dazu geführt, dass die durchschnittliche Netto-Bewertungsspanne6) um 23 Prozent jährlich von 0,6 Prozent auf 0,2 Prozent gefallen ist. Bei einzelnen Gesellschaften ist sogar eine Auflösung der Wertberichtigungen zu beobachten.

Die Bruttoertragsspanne7) ist 2017 mit 2,9 Prozent im Vergleich zum Bankensektor (1,4 Prozent) doppelt so hoch, aber im Betrachtungszeitraum jährlich um 3,3 Prozent zurückgegangen. Der starke Rückgang der Bruttoertragsspanne seit 2015 ist ein Indiz für einen hart umkämpften Markt bei einem gleichzeitig gesättigten Markt für Objektklassen außerhalb des Fahrzeugmarkts. Untermauert wird dies durch die Ertragsproblematik einiger Leasing-Gesellschaften. Gerade einmal zwei von zehn Gesellschaften haben es im Betrachtungszeitraum geschafft, ihre Bruttoertragsspanne zu verbessern.

Kostenhebel

In dem Betrachtungszeitraum ist es den Gesellschaften gelungen, die Sachkostenspanne jährlich um durchschnittlich 2,9 Prozent zu senken. Nur drei Leasing-Gesellschaften schaffen es nicht, ihre Sachkosten zu senken. Allerdings können sinkende Sachkosten sowohl auf Einsparungen als auch auf mangelnde Investitionsbereitschaft hinweisen und in diesem Fall eventuell nur kurzfristig zu positiven Ergebniseffekten führen.

Die Personalkostenspanne hingegen steigt jährlich um durchschnittlich 1,0 Prozent. Die Bandbreite des Anstiegs reicht dabei von minus 3,6 Prozent bis 16,6 Prozent. Unterschiedliche Geschäftsmodelle sind teilweise ausschlaggebend für bestehende Unterschiede. Eine detailliertere Analyse der Personalkosten zeigt ein Wachstum der absoluten Mitarbeiterzahlen von jährlich 4,4 Prozent. Somit ist die Mitarbeiteranzahl stärker gewachsen als die jeweiligen Bilanzsummen, wobei eine Bandbreite der Veränderungsraten von minus 1,8 Prozent bis 24,1 Prozent beobachtet werden können. Drei Gesellschaften haben während des Untersuchungszeitraums eine Reduzierung ihrer Mitarbeiter realisiert.

Die Kennzahlen sind ein Indiz dafür, dass eine fehlende Skalierbarkeit der Geschäftsmodelle vorliegt und bei der Mehrzahl der Gesellschaften keine Kostendegression pro bearbeitetem Geschäft möglich ist. Gerade einmal eine der größten Gesellschaften in Deutschland hat es geschafft, Skalierungseffekte in ihrem Geschäftsmodell zu realisieren. Das Unternehmen verzeichnet einen Rückgang der Mitarbeiter bei einem Anstieg ihres Bilanzvolumens im Betrachtungszeitraum.

Die fehlende Skalierbarkeit zeigt sich ebenfalls bei einer Betrachtung des durchschnittlichen Bruttoertrags je Mitarbeiter, welcher im betrachteten Zeitraum jährlich um 4,7 Prozent von 207 000 Euro auf 171 000 Euro je Mitarbeiter gesunken ist.

Der Rückgang der Bruttoertragsspanne weist auf folgende zwei Faktoren hin: Dies ist ein Zeichen für einen hart umkämpften Markt mit einem intensiven Wettbewerbsumfeld. Diese Intensität wird vor allem durch den Nachfragerückgang für alle Objektklassen - außer Kraftfahrzeuge - zusätzlich betont. Die Objektgruppe Fahrzeuge ist aber die Domäne, auf dem Captives, durch den Zugang zum Kunden am Point of Sale, den anderen Gesellschaften immer mehr Marktanteile abjagen.

Profitabilität steigern - Kosten senken

Die Studie zeigt ein differenziertes Bild, das nicht zwangsläufig den positiven Allgemeintrend steigender Leasing-Volumen widerspiegelt beziehungsweise fortsetzt. Die Leasing-Gesellschaften ohne reinen Fahrzeugbezug konnten vom Wachstum des Gesamtmarkts insgesamt kaum profitieren. Trotz steigender Bilanzsummen ist deren Profitabilität aufgrund des Margenverfalls und des Anstiegs an Personalkosten eher rückläufig. Die fehlende Skalierbarkeit der Geschäftsmodelle wird hier deutlich.

Viele Leasing-Gesellschaften investieren zu wenig in eine flexible, skalierbare Infrastruktur, schnellere, automatisierte Prozesse sowie gegebenenfalls standardisierte Produktbaukästen. Erst langsam setzt das Bewusstsein ein, dass dauerhaft hochindividuelle Vertragsausgestaltungen zur ökonomischen Belastung werden können. Gerade diese Problematik macht hohe Investitionsaufwendungen und -anstrengungen notwendig. Geschäftsmodelle müssen verändert, Prozesse erneuert, Infrastruktur ausgebaut und Kosten eingespart werden, um die Profitabilität nicht weiter zu gefährden und zukünftigen Herausforderungen auch in Phasen einer Konjunkturabschwächung begegnen zu können.

Zusätzlich zur aktuellen Situation sehen sich die Leasing-Gesellschaften teils disruptiven Entwicklungen gegenüber. Zukünftig müssen die Unternehmen weitere Markttrends wie zum Beispiel die zunehmende Digitalisierung, Plattformökonomien und Automatisierung meistern, die ihre Industrie nachhaltig verändern werden. Dabei wird es für einzelne Häuser immer schwieriger, die dafür notwendigen Investitionen aus dem laufenden Cashflow zu finanzieren, wenn sie nicht nachhaltig die Profitabilität steigern.

Fußnoten

1) Die Studie wurde erstellt unter Mitwirkung von Florian Gilbert und Wolf-Hagen Stolzenburg, beide zeb.

2) Vgl. Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, Statistisches Bundesamt und Jahresberichte des BDL Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmen.

3) Vgl. Veröffentlichungen der BaFin.

4) Vgl. Jahresberichte des BDL.

5) CAGR steht für Compound Annual Growth Rate und beschreibt die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate.

6) Bewertungsergebnis = Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Forderungen und bestimmte Wertpapiere sowie Zuführungen zu Rückstellungen im Kreditgeschäft, geteilt durch Erträge aus Zuschreibungen zu Forderungen und bestimmten Wertpapieren sowie aus der Auflösung von Rückstellung im Kreditgeschäft.

7) Bruttoertragsspanne = Bruttozinsspanne + Brutto-Leasingspanne + Provisionsspanne.

DR. KLAUS STRENGE ist Partner bei der Unternehmensberatung zeb.rolfes.schierenbeck.associates GmbH, Münster.
E-Mail: kstrenge[at]zeb[dot]de
 
BERND KRUSE ist Senior Manager bei der Unternehmensberatung zeb.rolfes.schierenbeck.associates GmbH, Münster.
E-Mail: bkruse[at]zeb[dot]de
Dr. Klaus Strenge , Partner , zeb Consulting, Münster
Bernd Kruse , Senior Manager bei der Unternehmensberatung zeb.rolfes.schierenbeck.associates GmbH

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