Wachstumspotenzial in Industrie 4.0

Horst Fittler

Die Leasing-Wirtschaft hat 2015 in Deutschland Investitionen in Höhe von 59 Milliarden Euro gestemmt; vier Prozent mehr als im Jahr zuvor. Darunter 6,7 Milliarden Euro mittels Mietkauf. Angesichts der Niedrigzinssituation, dem starken Anteil der Innenfinanzierung und der nach wie vor großen Investitionszurückhaltung der Unternehmen blickt die Branche auf ein erfolgreiches Jahr zurück.

Das Wachstum wurde jedoch vor allem vom Fahrzeug-Leasing getragen - plus sechs Prozent. Das zweitstärkste Segment, das Maschinen-Leasing, stieg um vier Prozent. Das Neugeschäft mit Maschinen startete vielversprechend ins Jahr, jedoch flachte die Entwicklung immer stärker ab und spiegelte damit die Auftragslage im Maschinen- und Anlagenbau wider.

Enttäuschend entwickelte sich das IT-Leasing. Das Segment verzeichnete erneut einen Rückgang um zwei Prozent. Ein Warnsignal, denn IT-Investitionen gelten als Seismograf für die Stimmungslage der Wirtschaft. Erfahrungsgemäß stellen Unternehmen in unsicheren Zeiten als Erstes Neuanschaffungen in die IT zurück. Bestätigt wird diese Einschätzung vom Geschäftsklima der Leasing-Gesellschaften zum Jahresende, das aufgrund der pessimistischen Erwartungen für die nächsten sechs Monate deutlich gefallen ist.

Für 2016 geben auch die Konjunkturprognosen wenig Anlass zu Optimismus. Die Unternehmen halten sich weiterhin mit Investitionen zurück. Die Ausrüstungsinvestitionen sollen im nächsten Jahr nur um rund drei Prozent wachsen - viel zu wenig, um die Investitionslücke in Deutschland zu schließen.

Erhebliches Wachstumspotenzial sieht die Leasing-Branche dagegen im Thema Industrie 4.0. Hier stehen in den nächsten Jahren immense Investitionen an. Die Leasing-Branche kann aufgrund ihrer Expertise die Industrieunternehmen mit maßgeschneiderten Lösungen unterstützen. Doch Investitionen in Industrie 4.0 stellen auch eine Herausforderung dar, denn der Investitionsbegriff verändert sich radikal. Es geht nicht mehr nur um klassische Anlageninvestitionen, sondern verstärkt um innovative Prozesse, die finanziert werden müssen. "Weiche Investitionen" in immaterielle Werte wie Software und Patente gewinnen an Bedeutung. Damit die Leasing-Wirtschaft diese Investitionen realisieren kann, werden klare Rahmenbedingungen benötigt, zum Beispiel in puncto Datensicherheit, Haftungs- oder steuerlichen Fragen. Zum Beispiel werden in den digitalisierten Prozessen Unmengen an Daten gesammelt und ausgewertet. "Wer ist der Eigentümer dieser Daten und wer darf darüber wie verfügen?", sind nur zwei Fragen, die sich grundlegend neu stellen. Nicht zuletzt muss der Gesetzgeber für technische Standards und Normen sorgen. Diese sind entscheidend für die Industrie, erleichtern aber auch der Leasing-Wirtschaft die Wiederverwertung. Der BDL wird sich verstärkt dem Thema Industrie 4.0 widmen und einen Zukunftsausschuss einrichten, um die Herausforderungen branchenintern zu diskutieren.

Horst Fittler, Hauptgeschäftsführer, Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen e.V. (BDL), Berlin

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