Bankenchronik

10. September 2008 bis 24. September 2008

Die Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main, hat Mitte September dieses Jahres eine Minderheitsbeteiligung von 29,75 Prozent an der Deutsche Postbank AG, Bonn, von deren Konzernmutter Deutsche Post AG, Bonn, erworben. Der Kaufpreis wird auf 2,79 Milliarden Euro in bar beziehungsweise 57,25 Euro je Aktie beziffert. Die Veräußerung des Aktienpakets erfolgt vorbehaltlich der Zustimmung der zuständigen Aufsichts- und Kartellbehörden sowie der Bundesregierung und soll im ersten Quartal 2009 vollzogen werden. Zusätzlich zu der Minderheitsbeteiligung erhält die Deutsche Bank von dem Logistikkonzern die Option, ein weiteres Aktienpaket in Höhe von 18,0 Prozent an der Postbank für 55,00 Euro je Aktie zu erwerben. Diese Option kann zwischen zwölf und 36 Monaten nach dem Abschluss des Erwerbs der ersten Beteiligung ausgeübt werden. Zudem räumt die Post dem Frankfurter Geldhaus ein Vorkaufsrecht für ihre verbleibenden Aktien an der Postbank ein. Gleichzeitig erhält die Bonner Konzernmutter eine Verkaufsoption: Sie kann den verbleibenden Anteil an der Postbank von 20,25 Prozent plus einer Aktie zum Preis von 42,80 Euro je Aktie an die Deutsche Bank veräußern. Diese Option kann zwischen 21 und 36 Monaten nach dem Abschluss des Verkaufs der Minderheitsbeteiligung an die Deutsche Bank ausgeübt werden.

Zur Finanzierung der Transaktion hat die Deutsche Bank Ende September 40 Millionen neue auf den Namen lautende Stückaktien im Wege des sogenannten beschleunigten Bookbuildingverfahrens bei institutionellen Anlegern platziert. Der Preis betrug 55,00 Euro pro Aktie. Der Bruttoemissionserlös wird auf insgesamt rund 2,2 Milliarden Euro beziffert.

Die Vorstände der DZ Bank AG, Frankfurt am Main, und der WGZ Bank AG, Düsseldorf, haben eine gemeinsame Absichtserklärung (Memorandum of Understanding, MoU) verabschiedet. In diesem werden die wesentlichen Eckpunkte des Zusammengehens der beiden genossenschaftlichen Zentralbanken geregelt. Nach der Abstimmung der beiden Hauptversammlungen im kommenden Frühjahr soll der Zusammenschluss rückwirkend zum 1. Januar 2009 rechtsgültig werden. Danach soll die Integration beider Häuser innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren vollendet werden. Spätestens nach ihrem Abschluss würden die vereinigte Zentralbank und die Verbundunternehmen dann in eine Holding-Struktur überführt. Der Name der vereinigten Zentralbank soll DZ Bank sein, ihr Sitz Frankfurt am Main. Nach der gegenwärtigen Planung soll die Führung und Steuerung des Geschäfts mit den Volks- und Raiffeisenbanken sowie mit dem Mittelstand in Düsseldorf konzentriert werden. Der heutige Sitz der WGZ Bank würde zudem mit Marktfolge- und Abwicklungsaktivitäten betraut. Die Stabs- und Steuerungsfunktionen sollen schrittweise in Frankfurt gebündelt werden. Die erwarteten Synergien werden auf bis zu 120 Millionen Euro pro Jahr beziffert.

Eine schwarze Woche

15. September: Die Investmentbank Lehman Brothers meldet Gläubigerschutz nach Chapter 11 des US-Insolvenzrechts an. Damit ist die Bank zwar zahlungsunfähig, darf aber unter intensiver Aufsicht des Insolvenzrichters weiterarbeiten und sich sanieren. Das Institut weist Verbindlichkeiten in Höhe von rund 600 Milliarden US-Dollar aus. In Deutschland verhängt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ein Moratorium über die hiesige Tochter Lehman Brothers Bankhaus AG, Frankfurt am Main. Die britische Finanzmarktaufsicht Financial Services Authority (FSA) stellt die dortigen Aktivitäten der Investmentbank unter staatliche Verwaltung.

Nach Beratungen mit der US-amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) lässt sich der US-Broker Merrill Lynch für eine Summe von 50 Milliarden US-Dollar in Aktien von der Bank of America übernehmen. Der Kaufpreis entspricht einer Prämie von 70 Prozent auf den letzten Schlusskurs. Ab 2010 soll der Zukauf zum Gewinn des Instituts beitragen.

16. September: Die US-Regierung übernimmt die Kontrolle über den größten US-Versicherer American International Group (AIG). Im Gegenzug für einen Anteil von 79,9% der Gesellschaft gewährt die Fed einen Kredit von bis zu 85 Milliarden US-Dollar an das Institut.

17. September: Die britische Großbank Barclays erwirbt in einem ersten Fusionsschritt die Nordamerika-Aktivitäten des US-Investmenthauses Lehman Brothers für eine Summe von 1,75 Milliarden US-Dollar. Den Kauf des entsprechenden europäischen Geschäfts behält sich die Bank vor. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des zuständigen US-Konkursgerichts.

Fortgeschrittene Verhandlungen über eine Übernahme der Halifax Bank of Scotland (HBOS) durch Lloyds TSB haben die beiden britischen Großbanken bestätigt. Kurz darauf wird die 12,2 Milliarden Pfund schwere Transaktion durch die Aussetzung von Wettbewerbsregeln durch die britische Regierung genehmigt.

18. September: In einer konzertierten Aktion unterstützen Notenbanken die Geldmärkte mit Liquidität. Die US-Notenbank Fed stellt den anderen Zentralbanken 180 Milliarden US-Dollar zur Verfügung, die EZB verdoppelt ihre Swaplinie von 50 auf 110 Milliarden US-Dollar.

19. September: Sowohl US-Regulatoren, die zuvor bereits ungedeckte Short-Sellings untersagt hatten, wie auch die britische FSA verbieten befristet sämtliche Leerverkaufstransaktionen auf Finanztitel. Auch die BaFin untersagt bis zum Jahresende 2008 entsprechende Geschäfte in elf Finanztiteln des Dax (siehe auch Beitrag Laurer in diesem Heft).

22. September: Die beiden verbleibenden Wertpapierhandelshäuser Goldman Sachs und Morgan Stanley werden zu Holdings umgewandelt. Damit gelten zwar striktere Kapitalvorgaben, dafür haben die Institute künftig Zugang zu Notenbankgeld zum Diskontsatz (siehe Gespräch des Tages in diesem Heft). Einen Anteil von zehn bis 20 Prozent an Morgan Stanley will die japanische Mitsubishi UFJ Financial Group (MUFG) übernehmen. Der Preis für die Beteiligung soll nach Prüfung der Bücher festgelegt werden. Das Asiengeschäft der US-Investmentbank Lehman Brothers will derweil das japanische Brokerhaus Normura Holdings übernehmen. Der Preis dafür wird auf 225 Millionen US-Dollar beziffert.

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