Gespräch des Tages

Kreditkarten - Amex: Düstere Botschaft

Nun hat die Finanzkrise also auch American Express voll im Griff. Der Gewinn des amerikanischen Kreditkartenanbieters sank im zweiten Quartal um 38 Prozent auf "nur noch" 653 Millionen US-Dollar, für das erste Halbjahr 2008 steht ein Minus von immerhin noch 22 Prozent auf 1,644 Milliarden US-Dollar zu Buche. Dabei stiegen die gesamten Erträge im zweiten Quartal um acht Prozent auf 7,45 Milliarden US-Dollar, die Aufwand-Ertrags-Relation verbesserte sich von 37,5 auf 31,1 Prozent. Die eigentlich schlechte Nachricht nicht nur für American Express, sondern vor allem für die amerikanischen Banken ist die Entwicklung im US-Kreditkartengeschäft: Hier brach der Gewinn von noch 580 Millionen US-Dollar im Vorjahr auf nur noch 21 Millionen US-Dollar per Ende Juni 2008 ein. Zwar stiegen die Zinseinnahmen durch verstärkten Einsatz der Karte durch die Verbraucher ebenfalls noch an, um ein Prozent auf 3,6 Milliarden US-Dollar. Doch zahlen immer weniger Konsumenten ihre Schulden auch zurück: In Folge erhöhten sich die Wertberichtigungen im zweiten Quartal drastisch von 640 Millionen auf 1,5 Milliarden US-Dollar. Hierin sind nicht nur echte Abschreibungen für die vergebenen Kartenkredite enthalten, sondern auch 136 Millionen US-Dollar an Abschreibungen auf den Fair Value verbriefter Forderungen. Das Eingeständnis, American Express könne seine Gewinnziele in diesem Jahr, ein Wachstum von vier bis sechs Prozent, wegen der schlechten konjunkturellen Lage nicht mehr erreichen, blieb nicht ohne Wirkung: Die Aktie verlor nachbörslich in der Spitze 12,5 Prozent.

Das sind in der Tat schlechte Nachrichten - nicht nur für die amerikanischen Banken! Sie sind zwar nicht direkt von den Schwierigkeiten von Amex betroffen, denn anders als die Wettbewerber Mastercard und Visa schultert der Konzern die Abschreibungen alleine. Im Falle der beiden anderen Kreditkartenanbieter sind dagegen die Karten herausgebenden Banken Leidtragende im Falle von erhöhten Wertberichtigungen. Doch trifft es mit American Express den Anbieter, der sich voll auf das Premium-Segment und damit die besserverdienende und vermeintlich sicherere Kundschaft spezialisiert hat. Und zum anderen zeigt sich, dass sich die Verschuldungssituation der privaten Haushalte nach rund einem Jahr Kreditkrise keineswegs verbessert hat. Dem gesamten Schuldenberg der privaten Haushalte von rund 15 Billionen US-Dollar steht ein Vermögen von rund 70 Billionen US-Dollar gegenüber das entspricht einer Verschuldungsquote von fast 21 Prozent. Ein trauriger Rekord! Das Volumen an ausstehenden Konsumentenkrediten hat sich nach Angaben der Notenbank Fed im Jahresvergleich per Mai 2008 um 5,9 Prozent erhöht. Zum gleichen Zeitpunkt sind aber die Zinsen für Kreditkartenkredite auf 12,5 Prozent weiter gesunken. Das zeigt das ganze Dilemma der Fed und der US-Banken: Mittels Leitzinssenkungen wird versucht, die stark vom Konsum abhängige und damit auf Pump basierende amerikanische Wirtschaft am Laufen zu halten. Dies wird von den Instituten auch brav an die Verbraucher weitergegeben, die damit weiter fröhlich shoppen gehen. Zu niedrigeren Zinsen und mit immer geringer werdenden Rückzahlungschancen. Den Kartengesellschaften und Banken muss man vorwerfen, dass sie es in den vergangenen zwölf Monaten nicht geschafft haben, trotz des "perfekten" Umfelds einer Kreditkrise, ihre Portfolios und Bilanzen zu bereinigen.

Wenn es mit American Express also schon den "Premium-Anbieter" trifft, so kann man getrost davon ausgehen, dass auch in den Gewinn- und Verlustrechnungen der amerikanischen Banken in den kommenden Quartalen Bremsspuren aus der Konsumentenkreditkrise zu erkennen sein werden. Und davor sollte man sich fürchten. Auch hier in Deutschland. Denn obwohl die heimischen Banken nicht unmittelbar mit amerikanischen Verbrauchern verbandelt sind, so sind sie es doch sicherlich indirekt. Darf man ernsthaft glauben, dass sie auf ihrer mühsamen Suche nach Renditen bei verbrieften amerikanischen Hypothekenkrediten haltgemacht haben? Und vielleicht muss man gar nicht so weit schauen. Denn, ist ernsthaft zu vermuten, dass in all den verbrieften Ratenkredit- und Leasingforderungen heimischer Institute immer nur das Beste vom Besten steckt? Nicht zuletzt BaFin-Chef Jochen Sanio hat bereits vergangenen Herbst vor den Folgen einer Konsumentenkreditkrise in Amerika gewarnt - und dass man auf das Wort von Deutschlands oberstem Bankenaufseher doch lieber vertrauen sollte, haben nun nach einem Jahr Finanzkrise sicherlich auch die zähesten seiner Kritiker eingesehen. Es bleibt spannend.

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