Gespräch des Tages

Persönliches - Trauer um Walter Seuferle

Die Redaktion trauert um Walter Seuferle. Nun sind Otto Schäfer und (mit zartem Jahrgangsabstand) Klaus Rösch die letzten jener schier unglaublich schwäbischen Wüstenrot-Generation, die mit dem geradezu legendären Bausparfürsten Walter Englert den "Geist von Wüstenrot" mit einiger Unerbittlichkeit unsterblich machten: Bausparen als gelebte Glückseligkeit jedes anständigen Menschen, schwäbischer Kapitalismus in seiner edelsten Form (weil von einer gemeinnützigen Gesellschaft der Freunde betrieben), getragen von der festen Überzeugung, dass nur mit Bausparern von Wüstenrot der Weg in den schwäbischen Himmel garantiert ist. Wo sie Bausparvorstände von Wüstenrot in Sesseln neben dem allerhöchsten Thron selbstverständlich schon erwarten.

Walter Seuferle, der dieser Tage im Alter von 85 Jahren starb, ist vielleicht der Kritischste, der Zweifelndste, der Suchendste im großen Sternenbild der "klassischen" Wüstenrot-Zeit gewesen. Er kam als Überflieger dank außerordentlicher Erfolge in Konzerntöchtern früh in die Konzernspitze und vielleicht, weil man ihn im Vorstand ganz gerne heftig beschäftigt sehen wollte, gab man ihm vor allem den Vertrieb. Da nämlich grassierten die grässlichsten Konflikte virulent: Die Markterfolge der Bankbausparkassen Schwäbisch Hall und LBS, dazu das Beamtenheimstättenwerk als Ableger der Staatsmacht stahlen Wüstenrot schier unaufhaltsam Marktanteile. Die Allianz als immer wieder engagierter Verkaufsweg dachte "immer nur an die Allianz" (Seuferle). Und die Integration von Allfinanzideen mit eigener Versicherung, eigener Bank, eigenen Fonds in den Außendienst auf (General-) Vertreterbasis, alle sind sie damit nur mäßig glücklich geworden. Auch Walter Seuferle.

Glücklicherweise allerdings verfügte er über eine faszinierende Loyalität zu seinem Hause: Wo immer er Wüstenrot öffentlich zu vertreten hatte, unterdrückte er seine kritische Intellektualität und lobte jedes fleißige Bemühen des wunderbar souveränen Ludwigsburger Gebildes. Ob man wirklich geistreiche Menschen zu Vorstandsvorsitzenden machen soll? Seuferle bekam das Amt zusammen mit Otto Schäfer, dem blitzgescheiten Innenminister. Beide haben die Sache Wüstenrot trotz ihrer unterschiedlichen Grundansätze durchaus zukunftsweisend betrieben: Wüstenrot konnte kaum noch von innen her, aus sich selbst heraus wachsen, sondern musste zukaufen. Und man fand alsbald wunderschön schwäbisch den nachbarlichen Vorsorger, die Württembergische Versicherungsgruppe, alles vereint in der W&W AG.

Wenn "ewige" Vorstände des Betriebs dann schließlich ihre Aufsichtsräte führend besetzen, besteht allemal die Versuchung, von höherer Warte aus weiterzuregieren, die Dinge endlich zu vollenden, die man in der Aktivität noch nicht so ganz fertig bekommen konnte. Bis 2005 immerhin ist Seuferle, gewiss nicht uneitel, AR-Vorsitzender der wichtigsten Konzerngremien gewesen. Seine Grundentscheidungen waren zielführend. Nach dem Staatssekretär Gert Haller dann Alexander Erdland direkt von Schwäbisch Hall zu holen, ist für die Selbstständigkeit der Ludwigsburger zur Fortüne geworden. Erdland hat neu gerechnet und viel geräumt.

Möge Walter Seuferle, nun da oben im Bausparhimmel vom Wüstenrot-Geist getragen, noch lange auf ihn warten müssen. K.O.

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