Gespräch des Tages

Sparkassen - Kreditlastig

Wenn in einem ausgeklügelten System ein wichtiges Element ausfällt, legt das im Extremfall alles lahm, in aller Regel führt es aber zumindest zu Störungen in den Abläufen und/oder zu einer Verminderung der Leistungsfähigkeit. Letzteres müssen derzeit die Sparkassen im Rheinland verkraften. Die schwierige Lage ihres größten Mitgliedsinstitutes Köln-Bonn wirft den Rheinischen Sparkassen- und Giroverband (RSGV) in vielen der üblichen Vergleichszahlen hinter die anderen S-Regionen zurück. Die geläufigen Kennzahlen wie das Ergebnis vor Bewertung (plus 17,7 Prozent auf 1,384 Milliarden Euro und den vorläufigen Bilanzgewinn (plus 13,2 Prozent auf 118 Millionen Euro) berichtet der RSGV verständlicherweise lieber in absoluten Größen beziehungsweise in den Wachstumsraten. Denn bei der üblichen Orientierung an der Bemessungsgrundlage der Durchschnittsbilanzsumme (DBS) macht es sich im Regionenvergleich natürlich erheblich bemerkbar, wenn ausgerechnet das mit Abstand größte Institut keinen Ergebnisbeitrag beisteuern kann. Mit 0,2 Prozent der DBS als Ergebnis vor Steuern beispielsweise bleibt der RSGV deutlich hinter dem vom DSGV kommunizierten Bundesdurchschnitt von 0,43 Prozent zurück.

Auf Kurs geblieben ist der RSGV auf dem wichtigen Feld der Kreditvergabe. Gemessen am gesamten Kreditvolumen liegen die rheinischen Sparkassen mit 108,5 Milliarden Euro oder einem Anteil von 16,9 Prozent aller Sparkassen weiterhin vor den bayerischen (98,080 Milliarden Euro beziehungsweise 15,3 Prozent), den baden-württembergischen (96,7 Milliarden Euro oder 15,0 Prozent) sowie den westfälisch-lippischen S-Primären (mit 73,4 Milliarden Euro oder 11,4 Prozent). Auch im langjährigen Vergleich haben sie damit ihr Kreditvolumen stetig gesteigert, gegenüber den 91,5 Milliarden Euro 2001 beispielsweise um rund 19 Prozent. Allein für das Berichtsjahr 2009 bedeutet das noch einmal ein Plus von rund 1,6 Prozent.

Dass es trotz der Finanzkrise und der von vorneherein vorsichtigen Erwartungshaltung im Berichtsjahr 2009 im Kreditgeschäft viel weniger Wertberichtigungsbedarf gegeben hat als eingeplant, gehört zu den erfreulichen Botschaften der Jahresberichterstattung der Sparkassen im Rheinland. Gerade wegen des vergleichsweise hohen Engagements seiner Mitglieder in der Unternehmensfinanzierung hatte Verbandspräsident Michael Breuer im vergangenen Frühjahr besondere Wachsamkeit im Firmenkreditgeschäft eingefordert (Kreditwesen 8-2009). Als vollen Erfolg darf man das Risikomanagement aber erst werten, wenn der gesamte Kreditzyklus besser überschaubar ist, also die übliche Verschärfung in der frühen Aufschwungphase noch überstanden ist. Und vielleicht muss man diesmal sogar noch abwarten, wie die massiven wirtschafts- und geldpolitischen Impulse der Politik und der Notenbanken wieder auf Normalmaß zurückgeführt werden können.

Früher haben Kritiker behauptet, gerade weil die Sparkassen und Genossenschaftsbanken vor Ort ihre Kunden so gut kennen, sind sie anfällig für zu leichtfertig vergebene Kredite. Man kann das Ganze aber auch anders wenden: Weil die Verbundinstitute ihre Kunden so gut kennen, können sie die Kreditvergabe viel differenzierter handhaben. Die stark verfeinerten statistisch-mathematischen Verfahren wie auch die mittlerweile erreichte Qualität des Sparkassenratings haben an dieser Stelle möglicherweise eine zusätzliche Bewertungsgrundlage geschaffen. Nach der Arglosigkeit mit strukturierten Produkten in vielen Teilen der internationalen Finanzwirtschaft ist es jedenfalls förderlich, wenn hierzulande die Sparkassen ihr Gefährdungspotenzial im Kreditgeschäft im Auge behalten. Und es ist ebenso beruhigend, wenn der Verbandspräsident die Wachsamkeit in diesem Feld hochhält. Keiner kann dann sagen, man hätte es nicht wissen können.

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