Die Lebensgeschichte eines Aktuars

Hans Laux: LX - Trilogie meines Lebens. Erinnerungen eines Aktuars. Karlsruhe 2015, Verlag Versicherungswirtschaft GmbH, 291 Seiten, 24,90 Euro, ISBN 978-3-89952-902-9

Die "Trilogie meines Lebens" ist die Autobiografie des Aktuars Prof. Dr. Hans Laux, die Ende 2015 im Verlag Versicherungswirtschaft, Karlsruhe, erschienen ist. Darin hat sich der Verfasser der Herausforderung gestellt, dem Leser neben der Beschreibung seiner beruflichen Karriere als Wirtschaftsmathematiker auch Einblicke in Kinderzeit und Privatleben zu gewähren. Der am 31. Dezember 1929 geborene, einfachen Verhältnissen entstammende Junge entwickelt schon frühzeitig ein besonderes Verständnis für Zahlen und beherrscht bereits bei der Einschulung das elementare Rechnen. Allgegenwärtig ist der Zweite Weltkrieg mit Zerstörung der Stadt Köln durch Luftangriffe. Um ein Haar wäre die ganze Familie durch den Einschlag einer Panzergranate umgekommen. Die "Kindheit" endet am 8. Mai 1945, als Hans Laux verspätet vom Tod seines besten Freundes erfährt. Das Eingehen auf die persönlichen Erlebnisse vor dem Hintergrund der allgemeinen Ereignisse, insbesondere in den letzten Kriegsmonaten macht die "Trilogie" zum lesenswerten Zeitdokument.

Teil B beschreibt den beruflichen Werdegang. Das Studium der Mathematik wirtschaftswissenschaftlicher Richtung an der Universität Köln beginnt 1950 und schließt 1954 mit Diplom und Promotion, nach kürzester Zeit mit den Noten "sehr gut" und "magna cum laude" ab. Zunächst arbeitet Hans Laux in zwei Gutachterbüros auf dem Gebiet der betrieblichen Altersversorgung, bis er 1962 - auf bislang unbekanntem Terrain, nämlich der Bausparmathematik - die Position des Chefmathematikers der Bausparkasse Wüstenrot erlangt. Während seiner dortigen Tätigkeit von 32 Jahren schreibt er zahlreiche Fachaufsätze und Monografien, darunter 1966 "Die Bausparfinanzierung", die sofort als Standardwerk des deutschen Bausparens bezeichnet wurde und es auf 7 Auflagen brachte. Er wirkt mit an der Novellierung des Bausparkassengesetzes ab 1. Januar 1991 sowie 1969 an der Gründung der Wüstenrot Lebensversicherung, bei der er zum Gründungsvorstand und 1977 zum Vorstandsvorsitzenden bestellt wird. Im Jahre 1983 habilitiert sich Laux an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Karlsruhe und erhält im Gefolge den Titel eines außerplanmäßigen Professors.

Nicht nur die Sonnenseite wird gezeigt

Der finale Teil C handelt vom Privatleben des einzigen deutschen Aktuars, der eine ausführliche Autobiografie veröffentlicht hat. Die nicht streng chronologisch, sondern nach Themen geordneten Erzählungen handeln von den Nachwehen des Krieges, von der Schulzeit und vom Studium, von der Eheschließung mit der ersten Ehefrau Martha, von der Geburt der vier Kinder Stefan, Christoph, Ulrich und Annegret, ferner vom Umzug ins Schwabenland und von der Errichtung eines Eigenheims, in dem die große Familie einige Jahre glücklich lebt. Aber Martha erkrankt und stirbt im Juli 1977. Der Leser fühlt den Verlust des Mittelpunkts der Familie mit. Nach einer Trauerphase fasst der Witwer jedoch den Entschluss, eine Witwe als neue Ehepartnerin durch eine Anzeige in der von ihm hochgeschätzten Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu suchen. Er wird fündig in Walburgis Thiele. Beide verspüren sofort eine besondere Verbindung und zögern nicht lange, die jeweils verwitweten Familien zusammenzuführen, was auch problemlos gelingt. Der Leser lernt auch den Genussmenschen Hans Laux kennen, der diverse Feste feiert, klassische Musik liebt, regelmäßig den Kölner Karneval besucht und ein bekennender Weinfreund ist. Er beschreibt kurz das Aufwachsen der Kinder und schließt mit erwägenswerten zusammenfassenden Worten.

Die "Trilogie meines Lebens" hält das, was der Titel verspricht, denn mit der niemals ermüdenden Lektüre lernt man den Aktuar Hans Laux sehr gut kennen. Aufgrund seiner einzigartigen Rhetorik und lebendigen Wortwahl vereint mit schonungsloser Ehrlichkeit ergibt sich eine beeindruckende Authentizität, durch die man rasch Sympathien mit dem Autor empfindet, der nicht nur von Sonnen-, sondern auch von Schattenseiten des Lebens berichtet. Dabei versteht Laux es, nicht allzu lange bei einer Thematik zu verharren; vielmehr reißt er den Leser immer wieder aufs Neue zu weiteren Kapiteln mit und fasziniert mit ungeahnten Formulierungen und einer bestechenden Struktur seines Stoffes.

Die überaus interessanten Erläuterungen im Teil B über Berufsfragen im Allgemeinen und über den Berufsweg des "Trilogie"-Verfassers im Besonderen sind auch für "Nichtmathematiker" gut verständlich. An keiner Stelle kommt der Eindruck der Selbstinszenierung auf. Im Gegenteil, der Professor scheut sich nicht, sich zu Schwächen zu bekennen und sich zu kontrovers diskutierten Problemen klar zu äußern. Seine humorvollen Texte bringen den Leser häufig zum Schmunzeln. Insgesamt erlebt man einen Mann, der trotz herber Schicksalsschläge sehr dankbar für die Glücksmomente seines Lebens ist und der offensichtlich sehr respektvoll mit seinen Mitmenschen umgeht. Man möchte das Werk förmlich verschlingen und den Autor bitten, seine Lebensgeschichte noch mehr auszubauen. Dieses Werk ist ein Muss für jeden, der einen reflektierten und ehrlichen Einblick in das Leben eines der bekanntesten deutschen Wirtschaftsmathematiker gewinnen möchte.

Anne Mitschke, Leipzig

Noch keine Bewertungen vorhanden


X