Stabile Banken in herausfordernden Zeiten

Walter Kuna (Hrsg.) Stabile Banken in herausfordernden Zeiten - Schwerpunkte von Andreas Dombret in der Deutschen Bundesbank 2010 - 2018. Mit Beiträgen von Agustín Carstens, Sabine Lautenschläger, Axel Weber und Jens Weidmann. Fritz Knapp Verlag, Frankfurt am Main 2019, XV, 480 Seiten, 44,79 Euro, ISBN 978-3-8314-0898-6

Als "Außenminister" der Deutschen Bundesbank wurde Andreas Raymond Dombret, 1960 geboren in Iowa, bezeichnet, der Mann, der als charismatische Persönlichkeit lange Jahre ihre Geschicke mit verantwortet hat. Nach erfolgreicher Managementtätigkeit in der privaten Bankwirtschaft, etwa Bank of America, wurde er 2010 in den Vorstand der Deutschen Bundesbank berufen, leitete den Bereich Bankenaufsicht und vertrat die Bundesbank rund um den Globus.

"Brücke zwischen Praxis und Aufsicht"

Der Fritz Knapp Verlag hat Dombrets Amtszeit bei der Deutschen Bundesbank in hervorragender Weise gewürdigt. Die kluge Auswahl von Vorträgen, Reden und Statements vor nationalem und internationalem Fachpublikum gibt Aufschluss über die Vorstellungen des Referenten, wie sich Bankwirtschaft und Bankenaufsicht national und international entwickeln sollten. Im Kapitel 1 des Werkes "Ich habe mich bemüht, eine Brücke zwischen Praxis und Aufsicht zu schlagen", einem Interview mit dem Verleger Philipp Otto, ist es gelungen, wesentliche Überlegungen und Überzeugungen Dombrets heraus zu kristallisieren. Demnach war, so Dombret, die Finanzkrise von 2008 vorhersehbar. Verwerfliche Praktiken, die Aufsicht zu umgehen und die Unfähigkeit der Aufsicht Verwerfungen zu erkennen, mögen ein wesentlicher Grund dafür sein, dass Dombret sich seinerseits für wirksame Mechanismen zur Finanzstabilität eingesetzt hat.

In fünf weiteren Kapiteln sind die wichtigsten Beiträge mit den fachlichen Überlegungen, Analysen und Überzeugungen des Referenten Dombret zusammengefasst. Dabei hat der Verlag Schwerpunkte gesetzt. Kapitel 2 "Finanz- und Schuldenkrise" (Vorträge: "Finanzstabilität im Zeichen der Staatsschuldenkrise" (2011) - mit wesentlichen Aspekten zu Herausforderungen an das deutsche Bankensystem; "Immobilienmärkte und mikroprudenzielle Aufsicht" - Deutschland: Blase oder nicht; Krisenvermeidung, Handlungsempfehlungen (2017).

Baustelle Europäische Bankenunion

Kapitel 3 "Europäische Aufsicht und Regulierung" ("Moving together - one year of European banking supervision" (2015); "Failing or likely to fail - Die europäische Bankenunion auf dem Prüfstand" (2017). Kapitel 4 "Regulierung des Finanzsystems insbesondere des Bankensektors": In zahlreichen Vorträgen hat sich der Referent mit den wesentlichen Fragen befasst, die Banker umtreibt: "Zu viel, zu wenig oder genau richtig? Die Reform der Bankenregulierung nach der Finanzkrise" (2017); "Bankenvielfalt und Regulierung - Brauchen wir mehr Proportionalität in der Bankenregulierung" (2016).

Kapitel 5 umfasst Beiträge zu "Herausforderungen und Wandel im Bankensektor". So etwa zur "Niedrigzinspolitik der EZB - Fluch oder Segen für Wirtschaft, Verbraucher und Banken?" (2017). Und was viele Vorstände nach wie vor beschäftigt: "Gibt es zu viele Banken? Der Sektor nach der Finanzkrise" (2016) - ergänzende Aspekte finden sich in der Rede am Center for Financial Studies (2018): "Das richtige Maß - Konsolidierung im Bankensektor. Zukunftsweisend sind die Vorträge: "Aussitzen ausgeschlossen - Was bedeutet Digitalisierung für den Bankensektor in Deutschland" (2015), "Banken im Innovationsfieber? Lehren aus der Digitalisierung" (2017).

Die Weitsicht des Referenten dokumentiert Kapitel 6 "Weltwirtschaft, Globalisierung und darüber hinaus", mit den Beiträgen "The Future of Global Economic Cooperation - Brexit, Basel III and Beyond" (Tokyo 2017), "A stairway to heaven? The promises and limits of global integration" (London 2018) und nicht zuletzt: "Haben wir einen (Lehr-)Plan? Ökonomische Bildung in Deutschland" (2017).

Im Fazit (Kapitel 7) fasst Dombret seine acht Jahre Erfahrung in der Deutschen Bundesbank als "Vermittler zwischen den Welten" zusammen, seine Einsichten in der internationalen Finanzwelt, als Repräsentant und vorausschauender Analytiker und überzeugender Verhandlungsführer. Dass Jens Weidmann als amtierender Präsident der Deutschen Bundesbank "Epilog und Ausblick" verfasst hat, ist nur folgerichtig.

Dombrets Schaffensphase: Analysen, Prognosen, Resultate

Das vorliegende Werk ist nicht nur eine Zusammenfassung der Schaffensphase Dombrets während seiner Amtszeit von 2010 bis 2018; das wäre zu kurz gegriffen. Die ausgewählten Vorträge belegen in sich abgeschlossene "Denkkapitel", die dem Leser die Zusammenhänge zwischen der globalen Welt- und Finanzwirtschaft und dem europäischen und nationalen Bankensystem transparent machen. Die einzelnen Beiträge sind anschaulich und stringent auf den Punkt gebracht, man liest sie mit Gewinn und Vergnügen am geschliffenen Wort. Dieser Band ist nicht nur für Banker, sondern für jeden Manager eine Bereicherung. Der Fritz Knapp Verlag hat damit einen Beitrag zu ökonomischer Bildung auf hohem Niveau herausgebracht, der Prof. Dr. Andreas Raymond Dombret auch als Ehrenschrift in jeder Hinsicht würdig ist.

Hartmut Glenk, Direktor, Institut für Genossenschaftswesen und Bankwirtschaft (IGB), Siegen/Berlin

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Hartmut Glenk , Direktor, Institut für Genossenschaftswesen und Bankwirtschaft (IGB), Siegen/Berlin
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