NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT WEINGUT HORST SAUER

WEINGUT HORST SAUER

Wenn der Vater ein genialer Selbstdarsteller ist, dann ist es am besten, ihm die Mitte der Bühne zu überlassen. Diese Erkenntnis scheint einer der Schlüssel zu Sandra Sauers (Jahrgang 1977) Glück als Jungwinzerin zu sein. Horst Sauer in guter Form ist einer der charismatischsten Winzer der Welt, und seine Show gehört zur Gutstradition. Doch leicht werden daraus falsche Schlüsse gezogen, und Sandras Rolle wird missverstanden oder gar übersehen.

Denn auch sie ist eine unverwechselbare Persönlichkeit, bestimmt in ihren Ansichten, aber auch mit einer nachdenklichen Seite. So hat sie in den letzten Jahren manche Kernpunkte des Weinstils neu überdacht. Was sich zum Beispiel darin niederschlägt, dass hier der Klimaerwärmung und den damit steigenden Alkoholwerten im Wein zum Trotz verstärkt an der Erzeugung leichter trockener Weißweine mit weniger als 12 Prozent Alkoholgehalt gearbeitet wird. In den Jahren mit warmen Sommern wie 2011 und 2012 wurde ein Teil der Silvaner-Trauben deutlich früher als sonst gelesen, um diese Alkoholgrenze nicht zu übersteigen. Mit ihren grünlichen Noten stellen die Weine für Franken einen neuen Stil dar. Und so wurde im Hause Sauer wieder eine überraschende Seite des fränkischen Weißweins geschaffen.

Horst Sauer hat eine ganze Generation junger Winzer in Franken beeinflusst. Im Steilhang der Toplagen Escherndorfer Lump und Fürstenberg mit fränkischem Muschelkalk und Keuper gedeihen Trauben, die unter seiner Obhut zu ausdrucksvollen, national wie international geschätzten Weinen werden. Ein schönes, wenn auch kein leichtes Erbe, das Sandra Sauer in einigen Jahren antreten wird, wenn sie das Weingut übernimmt, um es im Sinne des Vaters weiterzuführen und zu entwickeln.

Die junge Winzerin ist für diese Aufgabe bestens vorbereitet. Nach der Winzerlehre im Weingut Schmitt's Kinder in Randersacker studierte sie an der Forschungsanstalt Geisenheim im Rheingau und absolvierte ein Praxissemester im australischen Weinbau. Und Fränkische Weinkönigin war sie auch schon. Seit 2005 ist Sandra Sauer im elterlichen Weingut gemeinsam mit ihrem Vater für die Vinifikation und den Ausbau der Weine verantwortlich, bei den Großen Gewächsen, beim Weißburgunder und den Rotweinen hat sie schon allein das Sagen. Zudem ist sie mit der Vermarktung und Präsentation der Weine befasst. Viel zu tun also für die Mutter von zwei kleinen Kindern, doch wenn es ihre Zeit zulässt, legt sie auch gern im Weinberg mit Hand an.

Besonders mag sie die trockene Spätlese vom Weißburgunder aus dem Jahr 2011. Die Trauben kommen aus dem Escherndorfer Fürstenberg und der Steillage Escherndorfer Lump. Vierzig Prozent werden im Barrique, der Rest im Edelstahltank vergoren. Eine dezente Vanille-Holznote, die jedoch die fruchtigen Aromen von Quitte, Birne und grünen Äpfeln nicht übertönt, zeichnet diesen Wein aus. Und seine enorme Länge. Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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