NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT WEINGUT GERHARD ALDINGER

Weingut Gerhard Aldinger

Für Hansjörg (Jahrgang 1980) und Matthias Aldinger (Jahrgang 1981), die nach ihrem Studium ins Familiengut eingestiegen sind, gab es eigentlich überhaupt keine echte Herausforderung. Gerhard Aldinger, ihr Vater, hatte den Spagat zwischen süffigem Trollinger (in einer stark modernisierten Form) und prächtigen, im Barriquefass ausgebauten Rotweinen mit eher internationaler Stilistik geschafft, und sein Ruf war in beträchtliche Höhen gestiegen. Jeder Wein war schon perfekt, jeder nur denkbare Preis bereits gewonnen! Aber Weinbau auf hohem Qualitätsniveau ist ein Spiel, dessen Regeln sich ändern, oft auf überraschende Weise. Matthias, der den Keller übernahm, hat diese Veränderungen gut erkannt und gewagt, die Maischegärung der Spitzenrotweine wesentlich zu verlängern und so den Weinen einen zusätzlichen Schub zu geben, der ihnen noch mehr Kraft verleiht. Doch wenn Hansjörg im Weinberg nicht das Seine getan hätte, um entsprechend gute Trauben zu ernten, dann hätte der Schuss leicht nach hinten losgehen können. Jetzt freuen sich die Brüder über einen echten Fortschritt. Die Rechnung ist aufgegangen.

"Winzer das ist der schönste Beruf, den es gibt." Hansjörg und Matthias Aldinger sind sich einig. Zusammen mit ihrem berühmten Vater Gerhard Aldinger, dem Württemberger VDP-Präsidenten, sind sie seit 2007 für das Weingut verantwortlich: der Ältere im Weinberg, der Jüngere im Keller ein gutes Team, das nicht nur das erreichte Qualitätsniveau halten, sondern es weiter ausbauen will. Dabei setzt das Dreiergespann auf Sortenvielfalt. Zur Philosophie des Weinguts gehören eine konsequente Ertragsreduktion im Weinberg und das Herausarbeiten der sortentypischen Aromen im Wein.

Hansjörg Aldinger hat nach seiner Winzerlehre und einer Ausbildung zum Weinbautechniker in Weinsberg Erfahrungen in Österreich und Neuseeland gesammelt; Matthias Aldinger hat sich nach Winzerlehre und Weinbaustudium in Geisenheim bei Bassermann-Jordan in der Pfalz, bei Bernhard Huber in Baden, in Burgund, Bordeaux und im südafrikanischen Stellenbosch umgesehen. Von den achtundzwanzig Hektar werden drei rein ökologisch bewirtschaftet, der Rest nach ökologischen Richtlinien. In den zum Teil Großen und Ersten Lagen Untertürkheimer Gips, Fellbacher Lämmler, Hanweiler Berg und Stettener Pulvermächer wurzeln die Reben, aus denen von einfachen bis zu sehr hochwertigen Weinen das Angebot des 1492 gegründeten Weinguts entsteht.

Einig sind Hansjörg und Matthias Aldinger auch bei ihrem Lieblingswein, dem trockenen 2011er Sauvignon Blanc Ovum und nicht nur, weil die Trauben am dreißigsten Geburtstag des Jüngeren gelesen wurden. Seinen Namen hat der Wein von dem Beton-Ei, in dem er vinifiziert wurde. Durch den Verzicht auf reduktiven Ausbau hat dieser Wein mit seiner feinen Aromatik von Brennnesseln, frisch geschnittenem Gras und reifen Stachelbeeren ein hervorragendes Alterungspotenzial. Durch seine ausgeprägte Mineralität und eine angenehme Säure wirkt er nachhaltig am Gaumen. Die beste Werbung seien zufriedene Kunden, betonen die beiden Brüder. Davon hat das Weingut reichlich.

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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