NEW GENERATION - Die 111 besten deutschen Jungwinzer präsentiert von STUART PIGOTT WEINGUT IMMICH-BATTERIEBERG

Weingut Immich-Batterieberg

Gernot Kollmann (Jahrgang 1968) war einer der Ersten aus einem Nichtwinzer-Milieu, die sich für ein Weinbaustudium entschieden. Wir lernten uns Anfang der neunziger Jahre während seines Praktikums beim Weingut Dr. Loosen in Bernkastel/Mosel kennen. Geht das überhaupt? - fragte ich mich damals. Nach dem Studium der Weinbetriebswirtschaft in Heilbronn war Gernot als be ratender Önologe, der während der Lese in fremden Weingütern gern auch selbst mit anpackte, schon ziemlich erfolgreich. Dann, im Sommer 2009, kam seine große Chance, als die neuen Besitzer des traditionsreichen Weinguts Immich-Batterieberg ihn mit der Führung beauftragten. Mit den ersten Jahrgängen hat er schon zu einer ganz eigenständigen Weinstilistik gefunden. Sie schmeckt, als hätte ihm Carl August Immich persönlich Weine aus der Gründerzeit als Referenz eingeschenkt (der Keller geht "nur" bis 1921 zurück). Abgesehen von dem heiteren feinherben Riesling Kabinett C.A.I. handelt es sich um sehr tiefgründige Weine, die viel Zeit brauchen, um ihre kräuterig-mineralischen Schätze preis zugeben. Ich habe gelernt: Auch ohne familiäre Wurzeln in der Weinerzeugung kann man Winzer werden - sogar ein sehr guter mit Mut zur Originalität.

Zu den ältesten Winzerfamilien an der Mosel zählte bis 1989 die Familie Immich, der das Weingut aus dem zehnten Jahrhundert, ehemals Escheburg, von 1425 an gehörte. Ihr verdankt es auch den Batterieberg, der Mitte des 19. Jahrhunderts durch unzählige Sprengbatterien zu einem Weinberg geformt wurde und neben den historisch älteren Toplagen Steffensberg, Ellergrub und Zeppwingert - alles Schiefersteilstlagen, die schon 1868 in die höchste Klasse eingruppiert wurden - das Herz des Weinguts bildet. Als Gernot Kollmann die Betriebsleitung übernahm, war das Gut ziemlich heruntergekommen. Da hat er die Ärmel hochgekrempelt und erst einmal alles auf den Kopf gestellt.

Fast ausschließlich Riesling wird auf dem Fünf-Hektar-Gut erzeugt: sechs trockene bis feinherbe Rieslinge, ein Sekt und ein Spätburgunder. Die Enkircher Lage Zeppwingert wurde 2010 erworben sowie der Monteneubel, der mit Spätburgunder bestockt ist - Gernot Kollmann nennt ihn seine "Hobbyfläche".

Im Zeppwingert, direkt neben dem Batterieberg, stehen hundert Jahre alte wurzelechte Reben. Die liefern die Trauben für den 2010er Riesling. Als sehr kraftvoll und kompakt, würzig und tief, mit dezenter Karamell-Süße und großer Eleganz vom Grauschiefer mit vielen Quarziten beschreibt Gernot Kollmann seinen Lieblingswein, den er in drei alten kleinen Holzfässern ausgebaut hat. Der Winzer, dessen Freude am Wein durch eine befreundete Familie geweckt worden war, ist neugierig auf alles, was mit seinem Lebensthema zu tun hat - nur das Reisen kommt angesichts seines Aufgabenbereichs gelegentlich zu kurz.

Weintipp aus der Zeitschrift:

FINE Das Weinmagazin - Special No.2

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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