Bankenchronik Ausgabe 11/2020

9. bis 20. Mai 2020

Mit der Eintragung ins Handelsregister hat die Deutsche Bank zum 15. Mai 2020 die bisherige DB Privat- und Firmenkundenbank auf die Deutsche Bank verschmolzen. Kunden, Mitarbeiter sowie Bilanzpositionen und Betriebsvermögen sind vollständig auf die Rechtsnachfolgerin Deutsche Bank übergangen. Die Verschmelzung der Rechtseinheiten sei ein wichtiger Teil des Konzernumbaus und lege auch den Grundstein für eine technologische Lösung, für die bis 2022 zunächst die Systeme der Postbank auf die IT der Deutschen Bank umgezogen werden sollen, teilte das Institut mit. Mit diesem und weiteren Schritten werde die Privatkundenbank in Deutschland in den kommenden Jahren ihre IT- und Prozess-Architektur umfassend modernisieren.

Die Check24-Gruppe, Betreiberin des bekannten Vergleichsportals Check24, hat am 14. Mai 2020 die Zulassung von der Bundesanstalt für Finanzdiensleistungsaufsicht (BaFin) für das Einlagengeschäft, das Eigengeschäft, das Garantiegeschäft und das Kreditgeschäft nach Kreditwesengesetz für seine Frankfurter Tochtergesellschaft C24 Bank erhalten. Das Angebot der Banktochter soll noch in der zweiten Jahreshälfte starten.

Die Aufsichtsbehörde BaFin hat für das Jahr 2019 deutlich mehr Beschwerden zu Kredit- und Finanzdienstleistungsinstituten bearbeitet als im Vorjahr. Im Jahr 2018 haben Kunden laut Jahresbericht der BaFin 5 791 Eingaben gemacht, die sich 2019 um 47 Prozent auf 8 525 erhöhten. Im Detail gingen bei der Finanzaufsicht im vergangenen Jahr 8 408 Beschwerden und 117 allgemeine Anfragen ein. Die Begründung für den starken Anstieg findet sich laut BaFin hauptsächlich in dem neuen Kundenauthentifizierungsverfahren, das seit dem 14. September 2019 im Rahmen der EU-Zahlungsrichtlinie Payment Services Directives 2 (PSD2) gilt. In 21 Fällen nahm die BaFin gegenüber dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags Stellung. Die Beschwerden waren in 636 Fällen erfolgreich.

Mit der Integration börsengehandelter Investmentlösungen schließt die französische Großbank Société Générale die bereits 2018 eingeleitete Akquisition des Bereichs Equity Markets and Commodities (EMC) von der Commerzbank ab. Die übernommene Sparte enthält das ETF-Market-Making-Geschäft, das Marktliquidität für ETF-Emittenten und die Ausführung von Aufträgen institutioneller Kunden sicherstellen soll sowie börsennotierte Anlageprodukte für selbstentscheidende Anleger, wie Optionsscheine und Zertifikate. Die Integration der aktiven und passiven Investmentlösungen der Commerzbank in die Tochtergesellschaft der Société Générale, Lyxor, inklusive der Comstage ETF-Produkte, erfolgte bereits Ende vergangenen Jahres mit der Gründung einer neuen Asset-Management-Niederlassung in Deutschland.

Bei seiner außerordentlichen Sitzung am 6. Mai 2020 hat der Verwaltungsrat des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken (ESRB) empfohlen, dass die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA eine Untersuchung der nationalen Aufsichtsbehörden National Competent Authorities (NCAs) zu Investmentfonds mit erheblichen Investitionen in weniger liquide Vermögenswerte, hauptsächlich Unternehmensanleihen und Immobilien, koordiniert. Der ESRB veröffentlichte auch ein Dokument (Issues Note) über die Liquidität in den Märkten für Unternehmensanleihen und Handelspapiere, die prozyklischen Auswirkungen von Herabstufungen und die Auswirkungen auf Vermögensverwalter und Versicherer.

Das Bundesministerium der Finanzen (BMF) hat auf eine Prüfbitte der Arbeitsgruppe Finanzen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zum Aufschub weiterer Maßnahmen der Bankenregulierung angesichts der Corona-Pandemie reagiert. Das bedeutet konkret, dass davon abgesehen wird, die Wohnimmobiliendarlehensrisikoverordnung zum 1. Juli dieses Jahres zu erlassen. Ebenfalls betroffen von dem Aufschub sind die Finanzstabilitätsdatenerhebungsverordnung, Übergangsfristen für die Ma Risk-Novelle der BaFin und die Veröffentlichung eines Rundschreibens zu zusätzlichen Liquiditätsabflüssen. Der Sustainable-Finance-Beirat des Finanzministeriums soll zudem Stellungnahmen zu seinem Zwischenbericht auch nach Ablauf der Konsultationsfrist berücksichtigen.

Angesichts der derzeitigen Corona-Krise wird die französische Versicherungsgruppe Covéa die Übernahme von Partner Re von der familiengeführten Agnelli-Holding Exor nicht umsetzen. Ursprünglich war vereinbart worden, dass Covéa die gesamte Beteiligung von Exor am Rückversicherer Partner RE für 9 Milliarden US-Dollar in bar übernimmt.

Das Berliner Fintech-Unternehmen Raisin, das unter der Marke Weltsparen auftritt, startet mit einem eigenen Angebot in den USA. Mit einer speziellen "Savingsas-a-Service"-Bankensoftware sollen US-Institute Einlagen generieren und ihren Kunden individuelle Sparprodukte anbieten können. Gleichzeitig sollen sich für die Banken die angestrebten Finanzierungskosten aussteuern lassen. Die Software soll sich schnell und einfach in ein existierendes Filialnetz und Onlinekanäle implementieren lassen. Anfang 2020 hatte Raisin Choice FS (heute Raisin Technology), ein US-amerikanisches Unternehmen mit spanischen Wurzeln, übernommen.

Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung EIOPA wird ab Juni dieses Jahres jeweils zur Monatsmitte über die relevanten risikofreien Zinskurven Risk-Free Interest Rate Term Structures (RFR) und die symmetrische Anpassung des Aktienrisikos Symmetric Adjustment to Equity Risk (EDA) informieren. Mit den gewöhnlichen Veröffentlichungen zum Monatsende ergibt sich folglich ein zweiwöchentlicher Rhythmus. Versicherer finden die Informationen im Internet nunmehr unter der Rubrik "Extraordinary updates".

Noch keine Bewertungen vorhanden


X