Bankenchronik Ausgabe 12/2020

21. Mai bis 4. Juni 2020

Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA hat gegen die Ratingagentur Scope Ratings wegen Verstößen gegen die Rating Agencies Regulation (CRAR) in Bezug auf die Bewertung von Covered Bonds (gedeckte Schuldverschreibungen) eine Geldstrafe in Höhe von 640 000 Euro verhängt. Die ESMA wirft Scope vor, dass sie nicht über Änderungen im Bewertungsverfahren aufgeklärt worden ist, die die Ratingagentur eigenständig im Jahr 2015 vorgenommen hat. Zudem sei das neue Verfahren laut der ESMA bei 559 von 622 Ratings nicht systematisch angewendet worden.

Rückwirkend zum 1. Januar 2020 verändert sich die Eigentümerstruktur der Finmas, einem Gemeinschaftsunternehmen der Hypoport und des Ostdeutschen Sparkassenverbands (OSV). Der zentrale IT-Dienstleister der Sparkassen-Finanzgruppe Finanz Informatik (FI) erwirbt die gesamte Beteiligung vom OSV an der Finmas in Höhe von 50 Prozent. Hypoport wird seine 50 Prozent am Gemeinschaftsunternehmen weiterhin behalten. Durch die Beteiligung der FI an der Finmas werde das Unternehmen noch stärker mit der Sparkassen-Finanzgruppe vernetzt, heißt es.

Die türkische Isbank und die Commerzbank haben gemeinsam eine internationale Handelsfinanztransaktion auf Grundlage der Distributed Ledger Technology, kurz DLT, durchgeführt. Die für die Zahlungen notwendigen Daten wurden digital über die Corda-Blockchain-Technologie im Marco Polo-Trade Finance-Netzwerk ausgetauscht. Damit ist die Isbank die erste Bank in der Türkei, die eine solche Transaktion erfolgreich abgeschlossen hat. Diese fand am 27. Mai 2020 zwischen den vier beteiligten Unternehmen Isbank, Sisecam, Kuraray Europe und der Commerzbank statt. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) verkauft ihren Minderheitsanteil in Höhe von rund 18,7 Prozent an HSBC Trinkaus & Burkhardt an die britische Großbank HSBC Germany Holdings GmbH. Mit der Veräußerung dieses nichtstrategischen Minderheitenanteils fokussiere sich die LBBW noch stärker auf das Kundengeschäft, heißt es. Einzelheiten des Vorhabens wurden nicht offengelegt.

Eine US-Richterin hat die Klage institutioneller Investoren, darunter der Vermögensverwalter Blackrock und die Allianz-Tochter Pimco, gegen die Deutsche Bank und 14 weitere Geldhäuser zugelassen. Die Anschuldigungen der etwa 1 300 Kläger, dass die Institute zwischen 2003 und 2013 an Referenzkursen manipuliert hätten, um auf Kosten der Investoren Gewinn zu machen, seien plausibel, erklärte Richterin Lorna Schofield in Manhattan. Sie schränkte die Klage allerdings zum Teil ein und ließ einige der Kläger nicht zu.

Die Sparda-Banken Berlin und Hannover haben ihre Fusionsgespräche eingestellt. Die Sparda-Bank Hannover sehe in dem Zusammenschluss nicht die erhofften positiven Effekte, heißt es. Aus diesem Grund hat sie das Projekt fallen gelassen. Bei einer Fusion wäre ein Institut mit mehr als 11 000 Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von rund 12 Milliarden Euro entstanden.

Die Hyundai Capital Bank Europe (HCBE), ein Joint Venture der spanischen Santander Consumer Bank und der Hyundai Capital Services, hat das endgültige Ergebnis ihres freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebots an die Aktionäre der Sixt Leasing bekanntgegeben. Unter Berücksichtigung der Beteiligung von Sixt belief sich die Annahmequote zum Ende der gesetzlich vorgesehenen, weiteren Annahmefrist am 20. Mai 2020 um 24 Uhr (MESZ) auf 92,07 Prozent. Damit hat sich die Annahmequote im Vergleich zum Ende der regulären Annahmefrist (72,84 Prozent) nochmals erhöht. Die Mindestannahmeschwelle lag bei 55 Prozent. HCBE und Sixt Leasing gehen davon aus, dass die üblichen Vollzugsbedingungen in den nächsten Monaten erfüllt sein werden und erwarten den Abschluss der Übernahme in der zweiten Jahreshälfte 2020.

Die französische CIC, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Crédit Mutuel Alliance Fédérale, wird mit der Warburg-Bank im Investment Banking zusammenarbeiten. Die Kooperation erstreckt sich auch auf die Bereiche Equity Brokerage und Equity Capital Markets. In Zukunft wollen die beiden Häuser ihr gemeinsames Angebot außerdem um die Bereiche Debt Capital Markets sowie um strukturierte Produkte erweitern. Die Banque Européenne Crédit Mutuel (BECM), die Tochtergesellschaft der Crédit Mutuel Alliance Fédérale für deutsche Unternehmen, soll das Vorhaben unterstützen.

Die Europäische Kommission wird trotz der aktuellen Corona-Pandemie und entgegen der Bitte von 11 europäischen Verbänden der Finanzwirtschaft um einen Aufschub die europäische Aktionärsrechte-Richtlinie (Shareholder Rights Directvice - SRD II) nicht verschieben. Die Richtlinie soll wie geplant am 3. September 2020 in Kraft treten. Die Kommission wies darauf hin, dass die Richtlinie bereits vor etwa 3 Jahren veröffentlicht wurde und auch die Mindestanforderungen hinreichend bekannt gewesen sind. Zudem habe der Großteil der EU-Mitgliedsstaaten eine SRD II-Umsetzung bereits verabschiedet.

Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA hat börsennotierte Emittenten dazu aufgerufen, in den anstehenden Halbjahresfinanzberichten transparent darzustellen, wie sich die Corona-Pandemie auf ihr Geschäft auswirkt. Betroffen sind sowohl nach IAS 34 Interim Financial Reporting erstellte Zwischenabschlüsse als auch Zwischenlageberichte. Die ESMA weist darauf hin, dass Emittenten in den Halbjahresabschlüssen dazu verpflichtet sein können, in einem Umfang über die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu berichten, der über die Mindestangaben nach IAS 34 hinausgeht.

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