Bankenchronik Ausgabe 15/2020

4. Juli bis 20. Juli 2020

Die Lenkungsgruppe für den öffentlichen Sektor OSSG des Financial Stability Board (FSB) verfolgt den aktuellen Einfluss der Corona-Pandemie auf die globale Benchmarkreform. Der FSB ist nach wie vor der Ansicht, dass Unternehmen des Finanzsektors ihre Bemühungen um eine diversifiziertere Nutzung risikofreier Zinssätze fortsetzen sollten, um gegebenenfalls die Abhängigkeit von Interbank Offered Rates (IBOR) zu verringern und insbesondere die verbleibenden Abhängigkeiten von LIBOR bis Ende 2021 zu beseitigen. Angesichts Covid-19 habe sich gezeigt, dass die zugrunde liegenden Märkte, die Libor abbilden will, nicht mehr ausreichend aktiv sind. Darüber hinaus sind diese Märkte nicht die Hauptrefinanzierungsmärkte für Banken.

Die ING Deutschland stellt teilnahmeberechtigten Amazon-Verkäufern künftig Kredite zwischen 10 000 und 750 000 Euro mit Laufzeiten von bis zu drei Jahren zur Verfügung. Anträge für das Programm können etablierte Verkäufer mit Firmensitz in Deutschland stellen, die bestimmte Kriterien der ING erfüllen, etwa in Bezug auf ihre Verkaufshistorie. In Deutschland ist die ING die erste Bank, die mit Amazon bei der Finanzierung von teilnahmeberechtigten Verkäufern kooperiert. Amazon tritt bei dem Programm als Kreditvermittler auf. Interessenten werden auf die Website der ING Deutschland weitergeleitet, auf der sie einen Kreditantrag stellen können.

Das Basiskonto muss per Gesetz auch einkommensschwachen Verbrauchern zur Verfügung stehen. Die Deutsche Bank berechnete hierfür bislang eine monatliche Gebühr in Höhe von 8,99 Euro. Der Bundesgerichtshof (BGH) erklärte diese Gebühr für unangemessen und unwirksam. Der Mehraufwand, der sich aus Sicht der Deutschen Bank bei der Führung von Basiskonten ergebe, dürfe laut dem BGH nicht einfach auf die Inhaber der Konten umgelegt werden.

Die Solarisbank, ein Technologieunternehmen mit Banklizenz, hat im Rahmen einer Serie-C-Finanzierungsrunde 60 Millionen Euro aufgenommen. Die Finanzierungsrunde wird von HV Holtzbrinck Ventures angeführt, gefolgt von den neuen Investoren Vulcan Capital, Samsung Catalyst Fund und Storm Ventures. Die Series-C-Finanzierung soll dazu beitragen, die Produkt- und Technologieplattform zu erweitern, das Team der Solarisbank auszubauen sowie die internationale Expansion voranzutreiben. Sie soll zudem das regulatorische Eigenkapital stärken. Der Abschluss der Finanzierungsrunde unterliegt noch der Zustimmung der Aufsichtsbehörden.

Das Fintech-Unternehmen Vai Trade, ein Anbieter von digitaler Wareneinkaufsfinanzierung für kleine und mittelständische Unternehmen, wird Teil des Kerngeschäfts der Berliner Volksbank. Vai Trade wurde 2017 von der Berliner Volksbank zusammen mit dem Company Builder Bridgemaker initiiert. Durch die Integration sollen künftig Kunden der Berliner Volksbank ein vereinfachter Zugang zur Plattform ermöglicht werden.

Die schwedische Finanzaufsicht Financial Supervisory Authority (FSA) verhängt Geldbußen in Höhe von 95 Millionen Euro gegen den schwedischen Finanzdienstleistungskonzern Skandinaviska Enskilda Banken (SEB) aufgrund von Mängeln bei der Geldwäscheprävention, die bei der baltischen Tochtergesellschaft aufgetreten sind. Die FSA führt an, dass Aktivitäten in den baltischen Staaten einem besonderen Risiko ausgesetzt sind und daher die Großbank bestimmte Maßnahmen ergreifen müsste, um dieses Risiko zu reduzieren. Dennoch habe die Großbank nicht die gesetzlich vorgeschriebenen Anforderungen eingehalten. Ob Geldwäsche tatsächlich stattgefunden hat, ist laut der Aufsicht nicht untersucht worden.

Der italienische Versicherer Generali erwirbt einen 24,4-prozentigen Anteil am Konkurrenten Cattolica und wird somit zum größten Aktionär des Versicherungsunternehmens. Darüber hinaus will sich Generali mit 300 Millionen Euro an der geplanten Kapitalerhöhung in Höhe von 500 Millionen Euro beteiligen.

Der US-Versicherer Allstate mit Firmensitz in Northbrook (Illinois) wird den Konkurrenten National General für 4 Milliarden US-Dollar in bar übernehmen. Die Aktionäre von National General sollen 34,50 US-Dollar je Aktie erhalten. Das Vorhaben unterliegt den üblichen behördlichen Bedingungen und soll Anfang 2021 abgeschlossen werden.

Die Liechtensteinische Privatbank, VP Bank, übernimmt das Private-Banking-Geschäft der Öhman Bank in Luxemburg. Die Transaktion in Form eines Asset Deals beinhaltet die Übernahme von elf Mitarbeitern sowie Kundenvermögen von 760 Millionen Euro. Die Übernahme soll spätestens zum 1. Januar 2021 abgeschlossen werden. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Debtvision mit Sitz in Stuttgart ist mit sofortiger Wirkung das jüngste Mitglied im Verband deutscher Kreditplattformen. Damit gewinnt der Verband erstmals ein Neumitglied im Segment Schuldscheine hinzu. Debtvision wurde im Juni 2018 von der Landesbank Baden-Württemberg und der Börse Stuttgart gegründet.

Das Zentralbankguthaben der Kreditinstitute aus Deutschland bei der EZB stieg von 508 Milliarden Euro im Februar auf zuletzt 615 Milliarden Euro im Juni 2020. Für diesen Betrag müssen die Institute Strafzinsen von minus 0,50 Prozent zahlen, abgesehen von einem Freibetrag vom Sechsfachen der Mindestreserve. Wie eine aktuelle Hochrechnung von Tagesgeldvergleich.net zeigt, kommt so ein Betrag von 857,68 Millionen Euro für das 1. Halbjahr 2020 zusammen. Auslöser für den drastischen Anstieg der Einlagen ist die Corona-Krise, mit der eine sprunghaft angestiegene Sparquote einhergeht. Dank der Einführung des Freibetrags werden die Banken hierzulande um rund 1,170 Milliarden Euro pro Jahr beziehungsweise 97 Millionen Euro pro Monat entlastet.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X