Bankenchronik Ausgabe 17/2020

6. bis 21. August 2020

Die Volksbank Wildeshauser Geest und die VR Bank Oldenburg Land West fusionieren rechtlich rückwirkend zum 1. Januar 2020. Die technische Verschmelzung beider Häuser soll Mitte September stattfinden. Die neu entstehende Bank wird über eine Bilanzsumme von knapp 1 Milliarde Euro, etwa 30 000 Kunden sowie 180 Mitarbeiter verfügen. Ziel der Verschmelzung sei es, die bestehenden Marktchancen besser zu nutzen und die Kundenbetreuung zu intensivieren.

Die europäische Bankenabwicklungsbehörde Single Resolution Board (SRB) hat einen neuen Leitfaden für die Operationalisierung von Bail-in-Ereignissen veröffentlicht. Bei dem Dokument handelt es sich nicht um neue SRB-Richtlinien, sondern vielmehr um eine Orientierungshilfe für Kreditinstitute, damit diese sich besser auf ein mögliches Verfahren vorbereiten können. Der Leitfaden, welcher unter anderem Anleitungen zu Bail-in-Playbooks und Datensätzen enthält, steht auf der Homepage des SRB zum Download zur Verfügung.

Die Aareal Bank hat mit dem Finanzinvestor Advent International ("Advent") eine langfristig angelegte Partnerschaft für die signifikante weitere Stärkung der Wachstumsdynamik ihrer IT-Tochter Aareon vereinbart. Im Zuge dessen veräußert die Aareal Bank eine Minderheitsbeteiligung von 30 Prozent der Anteile an der Aareon an Advent. Ein entsprechender Anteilskaufvertrag und eine Aktionärsvereinbarung, die auch alle sons tigen wesentlichen Eckpunkte der künftigen Partnerschaft regelt, wurden unterzeichnet. Die finanziellen Konditionen des Verkaufs basieren auf einem Unternehmenswert der Aareon von rund 960 Millionen Euro. Dies entspricht einem Eigenkapitalwert von rund 860 Millionen Euro, aus dem sich ein Kaufpreis für den 30-Prozent-Anteil von rund 260 Millionen Euro ergibt, der in bar zahlbar ist. Die Transaktion bedarf noch der Zustimmung des Aufsichtsrats der Aareal Bank. Mit dem Closing wird demnach vorbehaltlich der üblichen Bedingungen, primär wettbewerbsrechtlicher Freigaben, im Laufe des vierten Quartals 2020 gerechnet.

Die European Banking Authority (EBA) hat ihr Arbeitsprogramm wegen Corona überarbeitet und am 14. August 2020 eine neue Fassung veröffentlicht. Sie zielt darauf ab, die Interaktion mit der Bankenbranche auf ein Minimum zu beschränken, um den Instituten die Möglichkeit zu geben, sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Die EBA leitet im weiteren Jahresverlauf nur noch dann Konsultationen ein, wenn sie diese als kritisch erachtet. Die Veröffentlichung und Umsetzungsfristen für technische Standards sowie die Datensammlungen für Ad-hoc-Analysen wurden in der Regel bereits verschoben. Darüber hinaus hat die EBA am 11. August 2020 eine überarbeitete Fassung ihrer technischen Durchführungsstandards (Implementing Technical Standards - ITS) für das aufsichtliche Re porting-Rahmenwerk "v3.0" veröffentlicht. Sie ersetzen die ITS aus dem Juni 2020. Die neuen ITS erläutern jene Anpassungen an der europäischen Eigenmittelverordnung (Capital Requirement Regulation - CRR) näher, die der europäische Gesetzgeber im Zuge der Corona-Krise kurzfristig (Quick-Fix) vorgenommen hatte, um deren Folgen abzufedern. Die Klarstellungen betreffen insbesondere Eigenmittel, NPE-Backstops und die Höchstverschuldungsquote (Leverage Ratio). Zudem veröffentlichte die EBA zwei Leitlinien: Eine davon soll klarstellen, wie nicht realisierte Gewinne und Verluste auf der Grundlage der Artikel 468 und 473a CRR offenzu legen sind. Die andere thematisiert Meldungen in den Versionen 2.9 und 2.10 des ITS-Meldewesens sowie die Offenlegung der Leverage Ratio.

Der Venture-Capital-Fonds DT1 Capital Partners hat 200 Millionen US-Dollar in einer Serie-G-Finanzierung zu einer Bewertung von 11,2 Milliarden US-Dollar in den US-Retail-Broker Robinhood investiert. Mit dem Kapital will Robinhood in seine Kernprodukte investieren, um diese zu verbessern.

Main Incubator, der Frühphaseninvestor der Commerzbank, hat eine Beteiligung an dem Berliner Software-Start-up Valsight erworben. Es wurde ein siebenstelliger Betrag investiert. Mit der Beteiligung will der Main Incubator das 2015 gegründete Start-up beim weiteren Wachstum unterstützen und dessen Angebot zudem für die Kunden der Commerzbank nutzbar machen. Valsight hat eine spezialisierte Cloud-Lösung für die Simulation von Szenarien in Echtzeit entwickelt. Mit seiner Simulationssoftware adressiert Val sight die Controlling-Abteilungen vieler Unternehmen und Konzerne.

Die Allianz hat ein Portfolio von 95 000 Lebensversicherungspolicen in Belgien an den auf den Bermudas ansässigen Rückversicherer Monument Re verkauft. Die Versicherungen sind abgesichert mit 4 500 Immobilienkrediten, die mit verkauft wurden. Über den Verkaufspreis wurde nichts bekannt. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung der Regulierungsbehörden.

American Express kauft das Fintech Kabbage, das Lösungen für das Cashflow-Management kleiner Unternehmen anbietet. Als Teil der Vereinbarung übernimmt American Express das gesamte Team von Kabbage. Das Closing der Transaktion wird im Verlauf dieses Jahres erwartet unter den üblichen Vorbehalten. Das bereits existierende Kredit-Portfolio von Kabbage ist nicht Teil der Vereinbarung.

In ihrem Risiko-Dashboard vom Juli 2020 bezeichnet die Europäische Versicherungsaufsicht EIOPA vier Risiken für die Versicherungswirtschaft als "sehr hoch" oder "hoch". Das sehr hohe Makrorisiko spiegele sich in den nach unten korrigierten Wachstumsraten für das BIP und die Inflation wider. Als hoch schätzt EIOPA das Kredit-, Markt- und Solvenzrisiko ein. Sie geht davon aus, dass die Sovenzkapitalquoten im nächsten Quartal sowohl bei Lebens- als auch bei Nichtlebensversicherern sinken werden und begründet ihre Prognose unter anderem mit Abschreibungen auf Vermögenswerte.

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