Bankenchronik Ausgabe 5/2019

8. bis 20. Februar 2019

Die EU-Staaten haben sich nach langwierigen Verhandlungen doch noch auf eine Reform der europäischen Finanzaufsicht verständigt. Effizienz, Kohärenz und Transparenz der Aufsichtsprozesse in den zuständigen EU-Behörden ESAs, EBA, EIOPA und ESMA sowie beim Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) sollen dadurch verbessert werden. Anders als im Vorschlag der EU-Kommission vorgesehen, soll es nach dem Willen der europäische Finanzminister keine grundsätzliche Machtverschiebung in der Finanzaufsicht von der nationalen auf die europäische Ebene geben.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat nach Abschluss des Aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (Supervisory and Evaluation Process, SREP) 2018 die bankspezifischen Kapitalanforderungen (Pillar 2 Requirement) für die Commerzbank um 0,25 Prozentpunkte auf 2,0 Prozent gesenkt. Darin spiegelt sich aus Sicht der EZB die Verbesserung des Risikoprofils der Bank, unter anderem durch umfangreichen Abbau von Kreditrisiken, wider (siehe auch Gespräch des Tages in diesem Heft).

Die Wiesbadener Aareal Bank Gruppe hat alle Anteile der plusForta GmbH, eines Vermittlers für Mietkautionsbürgschaften in Deutschland, übernommen. Mit der Akquisition will die Aareal Bank Gruppe ihr immobilienwirtschaftliches Leistungsspektrum erweitern und das Angebot an digitalen Lösungen für die Wohnungswirtschaft und deren Kunden stärken. Der Erwerb wurde erfolgreich abgeschlossen, über die Konditionen des Erwerbs wurde Stillschweigen vereinbart. Die plusForta GmbH mit Sitz in Düsseldorf vermittelt über die beiden Online-Plattformen kautionsfrei.de und kautionsfuchs.de Kautionsbürgschaften der R+V Versicherung und Württembergischen Versicherung an Kunden.

Anfang 2018 sind mit der überarbeiteten Finanzmarktrichtlinie MiFID II und der PRIIPs-Verordnung zahlreiche neue gesetzliche Vorgaben für das Wertpapiergeschäft in Kraft getreten. Auf die Veränderungen reagieren viele Kunden ablehnend. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Verbraucherbeschwerden über Wertpapierthemen um 30 Prozent, berichtet die deutsche Finanzaufsicht BaFin. Kurz nach der Einführung der EU-Finanzmarktrichtlinie MiFID II fehlten für einige Wertpapierprodukte die Kosten- und Zielmarktdaten, was sich Anfang 2018 in der Beschwerdestatistik niederschlug. Auch fehlten teilweise die Basisinformationsblätter, wie sie durch die nahezu zeitgleich eingeführte EU-Verordnung PRIIPs vorgeschrieben werden.

Die Sparkasse Bremen hat ein Tochterunternehmen für KI-basierte Investment-Beratung gegründet. Der Robo Advisor mit dem Namen Smavesto setze auf einen Algorithmus, der nach individuell wählbaren Vorgaben operieren soll. Damit werde Smavesto das Angebot in der Vermögensverwaltung der Sparkasse ausweiten und ergänze so die Marke Bremen Kapital. Smavesto soll vor allem die junge Generation der sogenannten Digital Natives anziehen.

Die Union Investment und ZBI Zentral Boden Immobilien Gruppe stehen vor einem milliardenschweren Zukauf. Ein Konsortium aus beiden Gesellschaften verhandelt exklusiv mit der BGP Gruppe über den Verkauf der Unternehmensgruppe einschließlich des Immobilienportfolios. BGP besitzt bundesweit rund 16 000 Wohnungen. Den Abschluss der Transaktion avisieren Union Investment und ZBI noch für das erste Halbjahr.

Morgan Stanley hat das kanadische Finanztechnologie-Unternehmen Solium Capital für 900 Millionen US-Dollar übernommen. Die US-Großbank möchte sich damit stärker im Bereich der Vermögensverwaltung für Millennials positionieren. Solium bietet Firmen eine Softwareplattform für die Verwaltung von Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen an. Für Morgan Stanley ist der Deal eine Gelegenheit, sowohl eine neue Technologie als auch neue Kunden für die eigene Vermögensverwaltung zu gewinnen. So bringt Solium der Bank 3 000 Firmenkunden, an deren Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen rund eine Million Menschen teilnehmen.

Die europäische Bankenabwicklungsbehörde SRB (Single Resolution Board) hat erstmals Rahmenrichtlinien für die Bewertung von Banken und ihrer Assets veröffentlicht. Die Vorgaben sollen helfen, mehr Klarheit in die Arbeit sowohl der beteiligten unabhängigen Bewerter als auch der Behörde selbst zu bringen und Unsicherheiten abzubauen. Der Rahmen gibt unter anderem Hinweise für das Erreichen von Bewertungszielen und soll zugleich die Vergleichbarkeit und Kohärenz der Bewertung in künftigen Abwicklungsfällen verbessern. Die europäische Bankenbehörde EBA hat an dem Bewertungsrahmen mitgearbeitet. Bei der Bewertung müssen wie bisher auch die EBA-Standards eingehalten werden.

Die Europäische Wertpapier- und Finanzmarktaufsicht ESMA hat den Vertrieb von binären Optionen an Privatanleger auch in den kommenden drei Monaten verboten. Die Aufsicht hat die Beschränkungen für Marketing und Vertrieb dieser als hochspekulativ geltenden Produkte ab 2. April dieses Jahres um ein weiteres Quartal verlängert. Erstmals war das Verbot im Juli vergangenen Jahres in Kraft getreten. Bei binären Optionen setzen Anleger auf den Ausgang eines Ereignisses in binärer Form, also einem klaren Ja oder Nein.

Der von Jack Ma kontrollierte chinesische Finanzdienstleister Ant Financial (Alipay) hat den Londoner Zahlungsabwickler Worldfirst erworben. Es ist der bislang bedeutendste Deal, den ein Technologieunternehmen aus der Volksrepublik in der britischen Fintech-Szene getätigt hat. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Zahlungen per Alipay werden in London bereits von vielen Einzelhändlern akzeptiert. Das vor 15 Jahren gegründete Fintech-Unternehmen wird zur Tochtergesellschaft von Ant, die Marke Worldfirst wird weitergeführt.

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