Bankenchronik Ausgabe 5/2020

11. bis 23. Februar 2020

Die globale Investmentbank GCA Corporation übernimmt sämtliche Anteile an Stella EOC. Die M&A-Boutique, mit Beratungsschwerpunkt auf Technologie, Medien und Entertainment, ist mit ihren mehr als 40 Mitarbeitern an den Standorten Stockholm, Lausanne und London vertreten. Stella EOC soll in den europäischen Geschäftsbereich von GCA Altium integriert werden und künftig unter dieser Marke am Markt auftreten. Der Fokus liegt dabei auf Skandinavien und den Beneluxländern. Nach Abschluss der Übernahme wird GCA 400 M&A- und Finanzierungsexperten an mehr als 25 Standorten in 14 Ländern beschäftigen, davon 165 Professionals in Europa. Die Transaktion, die von den Board-Mitgliedern beider Unternehmen einstimmig beschlossen worden ist, soll voraussichtlich im April vollzogen werden. Finanzielle Details wurden nicht bekannt gegeben.

Der US-Finanzinvestor Blackstone strebt den Erwerb der niederländischen Bank NIBC an. Das Vorhaben wird von den beiden größten NIBC-Aktionären J.C. Flowers und Reggeborgh Invest unterstützt, die 60,6 Prozent beziehungsweise 14,6 Prozent der Anteile innehaben. Beide Aktionäre beabsichtigen, ihre jeweilige Beteiligung zu vereinbarten Festpreisen von 8,93 Euro (J.C. Flowers) und 9,65 Euro (Reggeborgh) pro Aktie an Blackstone zu verkaufen. Die restlichen Aktionäre von NIBC sollen 9,85 Euro je Anteilsschein erhalten. Der Übernahmepreis beläuft sich somit auf insgesamt rund 1,37 Milliarden Euro. Der NIBC-Vorstand und -Aufsichtsrat prüfen derzeit noch ihre Position zu der Transaktion im Sinne ihrer Treuhandpflicht für alle Beteiligten.

Die italienische Großbank Intesa Sanpaolo hat ein Umtauschangebot für alle Stammaktien der UBI Banca unterbreitet. Die angestrebte Konsolidierung soll 4,9 Milliarden Euro kosten, allerdings nicht in bar, sondern in neuen Intesa-Aktien. Das Institut bereitet zur Finanzierung eine Kapitalerhöhung von rund 1 Milliarde Euro vor. Laut Angebot sollen die Aktionäre von UBI Banca für jeweils 10 ihrer Papiere entsprechend 17 Intesa-Aktien erhalten. Gemäß den Schlusskursen vom 14. Februar 2020 ergibt sich daraus eine Prämie von rund 28 Prozent. Der Abschluss der Transaktion wird voraussichtlich Ende dieses Jahres erfolgen. Um Kartellfragen vorbeugend zu klären, ist eine verbindliche Vereinbarung zwischen Intesa Sanpaolo und BPER Banca im Angebot enthalten, einen Teil des Filialnetzes der kombinierten Gruppe zu veräußern. Im Zuge der Übernahme sollen zudem insgesamt 5 000 Stellen wegfallen, was einer Kosteneinsparung von rund 730 Millionen Euro entspricht.

Das europäische Abwicklungsregime für Banken Single Resolution Board (SRB) plant eine Anpassung seiner Vorgaben in Bezug auf die Minimum Requirement for own funds and Eligible Liabilities, kurz MREL. Unter anderem zu der Frage, wie viel Bail-in-Kapital europäische Banken zukünftig vorweisen müssen, hat die Brüsseler Behörde eine öffentliche Konsultation eingeleitet, die am 6. März 2020 enden soll. Die Erhebung wird den SRB bei der Ausarbeitung seiner endgültigen MREL-Grundsatzerklärung unterstützen, die voraussichtlich Ende April 2020 veröffentlicht wird. Auslöser sind geänderte Vorschriften, die sich durch das Bankenpaket 2019 ergeben haben.

Die börsennotierte Investmentgesellschaft Franklin Resources, die als Franklin Templeton tätig ist, kauft den Wettbewerber Legg Mason für 4,5 Milliarden US-Dollar in bar. Die Aktionäre von Legg Mason sollen 50 US-Dollar pro Anteilsschein erhalten, was einer Prämie von knapp 23 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom 14. Februar 2020 entspricht. Franklin Templeton wird auch etwa 2 Milliarden US-Dollar der ausstehenden Schulden von Legg Mason übernehmen. Durch den Erwerb des Unternehmens, das ein Vermögen von über 806 Milliarden US-Dollar verwalten, wird Franklin Templeton zu einem der weltweit größten Investmentmanager mit einem kombinierten verwalteten Vermögen von 1,5 Billionen US-Dollar.

Die russische Zentralbank Bank of Russia veräußert ihre Anteile an der Sberbank an das Finanzministerium. Das Dokument zur Festlegung des Verfahrens, das die Bedingungen für den Verkauf der Aktien der Sberbank enthält, wurde der Regierung bereits vorgelegt. Hintergrund ist der Interessenkonflikt, da die Bank of Russia die Rollen eines Aktionärs, Regulators und der Aufsichtsbehörde in sich vereint. Als Hauptaktionärin der Sberbank besitzt die russische Zentralbank 50 Prozent des Grundkapitals sowie eine Stimmrechtsaktie. Der Verkauf soll aus dem nationalen Wohlstandsfonds finanziert werden und zu Marktpreisen erfolgen. Aktuell hat das Paket einen Wert von rund 42 Milliarden Euro.

Die Schweizer Finanzmarktaufsicht FINMA stellte bei Julius Bär schwere Mängel in der Geldwäschebekämpfung im Zeitraum von 2009 bis 2018 fest. Das Fehlverhalten steht im Kontext der mutmaßlichen Korruptionsfälle rund um den Ölkonzern PDVSA und den Fußballverband FIFA. Die FINMA weist die Bank an, wirkungsvolle Maßnahmen zur Durchsetzung der geldwäscherechtlichen Pflichten zu ergreifen und bereits eingeleitete Maßnahmen rasch umzusetzen. Bis zur Wiederherstellung des ordnungsgemäßen Zustandes ist es der Bank außerdem untersagt, große und komplexe Firmenakquisitionen durch zu führen. Julius Bär erkennt laut eigenen Angaben die Schlussfolgerungen des Enforcementverfahrens an und möchte die Umsetzung der eingeleiteten sowie der verfügten Maßnahmen schnell durchsetzen.

Die New Yorker Investmentbank Morgan Stanley kauft den Online-Broker E-Trade für rund 13 Milliarden US-Dollar durch einen Aktientausch. Die Aktionäre von E-Trade erhalten für jedes ihrer Papiere 1,0432 Morgan-Stanley-Aktien, was einem Kaufpreis von 58,74 US-Dollar pro Anteilsschein entspricht (basierend auf dem Schlusskurs der Morgan-Stanley-Stammaktien vom 19. Februar 2020). Aktuell hat E-Trade 5,2 Millionen Kundenkonten mit einem Privatvermögen von mehr als 360 Milliarden US-Dollar.

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