ETF

Branchentreffen in Frankfurt

Bei einem von der Deutschen Börse veranstalteten Treffen der ETF-Branche waren sich alle Anwesenden einig, dass die Geschäfte für die Anbieter der Indexfonds gut laufen. Die in Frankfurt gelisteten ETFs haben mittlerweile Assets under Management im Volumen von 645 Milliarden Euro erreicht. Beinahe 1 500 ETFs stehen dabei zur Auswahl. Das gehandelte Volumen ist in Frankfurt im September 2019 alleine gegenüber dem Vormonat um fast 13 Prozent auf gut 52 Milliarden Euro gestiegen. Großes Wachstumspotenzial sieht die Branche beim Thema private Altersvorsorge. Dass die gesetzliche Rentenversicherung vor großen Problemen steht, das hat auch die Bundesbank erkannt. Obwohl nicht ihr angestammtes Terrain, mahnte sie jüngst an, dass das Renteneintrittsalter auf 69 Jahre hochgefahren werden sollte, da das Umlageverfahren aufgrund der demografischen Entwicklung sonst nicht mehr funktionieren werde. Keynote Speaker Friedrich Merz wies darauf hin, dass der Bund schon jetzt mit 100 Milliarden Euro Steuermittel unterstützend eingreifen muss - pro Jahr wohlgemerkt! Der gesamte Bundeshaushalt beträgt in etwa 360 Milliarden Euro. Da herrschte erneut Einigkeit, dass Bürger, die sich nur auf die gesetzliche Rente verlassen, ganz schön verlassen sein werden im Alter - vom Wohlstand.

Derzeit betreibt laut Merz etwa ein Drittel der Deutschen keine zusätzliche Altersvorsorge. Ein weiteres Drittel hat zusätzlich eine betriebliche Altersvorsorge und das dritte Drittel hat neben der gesetzlichen und betrieblichen Altersvorsorge auch eine private Altersvorsorge. Das heißt, zwei Drittel der Deutschen sorgen noch nicht privat vor. Da schlummert ein großes Potenzial für die Finanzbranche. Einer der wenigen verbleibenden Wege, eine private kapitalgedeckte Altersvorsorge aufzubauen, nachdem Zinsen quasi nicht mehr existieren, sind ETF-Sparpläne. Gegenüber Aktiensparplänen haben sie den Vorteil, dass sie auf einfachem Wege eine viel breitere Diversifikation bieten und gegenüber Investmentfonds haben sie einen klaren Kostenvorteil, der sich vor allem im langfristigen Vermögensaufbau doch recht deutlich niederschlägt.

Laut Deutscher Börse erfreuen sich die Sparpläne stark steigender Beliebtheit. So ist die Zahl um 26 Prozent auf erstmals mehr als eine Million Sparpläne gestiegen. Das durchschnittliche Sparvolumen liegt bei 160 Euro im Monat. Wenn nur ein Teil der zwei Drittel, die noch nicht privat vorsorgen, für diese Sparpläne gewonnen werden könnte, würde sich viel Potenzial eröffnen. Nicht nur für die ETF-Emittenten und Börsen, sondern auch für die ausführenden Banken, da eine stark wachsende Zahl von Sparplänen die Basis für ein stetiges und wenig volatiles Provisionswachstum sein könnte. Es liegt also im Interesse der gesamten Finanzbranche, Aufklärung über den Nutzen von Sparplänen zu betreiben. Die Deutsche Börse als Veranstalter hat dafür dann auch gleich einen symbolischen Schritt unternommen, um das Thema zu promoten und verkündet, dass sie für ETF-Sparpläne künftig keine Börsengebühren mehr erheben wird.

Es blieb übrigens auch nicht aus, dass Redner Friedrich Merz, Politiker und Aufsichtsratschef von Blackrock Deutschland, nach seinem Willen zur Kanzlerkandidatur gefragt wurde. Es gelang ihm - ohne es auszusprechen - durchklingen zu lassen, dass er durchaus bereit wäre für eine Kandidatur. Auch da herrschte wieder große Einigkeit: Das wäre mal eine wirklich gute Nachricht für die gesamte Finanzbranche, wäre doch wieder eine wirtschaftsfreundlichere Politik unter einem Kanzler Merz zu erwarten. Eine breitere Akzeptanz der Kapitalmarkt-basierten privaten Altersvorsorge wäre dann wohl auch nur noch eine Frage der Zeit.

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