Regulatorik

Einfach Pech gehabt?

Anfang April dieses Jahres haben die Deutsche Bundesbank und die BaFin ihren mittlerweile vierten Test zur Einschätzung der Ertragslage und Widerstandsfähigkeit kleiner und mittelgroßer Banken gestartet, also den Stresstest für die Less Significant Institutions - LSIs. Teilnehmer der diesjährigen Niedrigzinsumfrage waren rund 1 400 Banken und Sparkassen, die unter unmittelbarer nationaler Aufsicht stehen.

Im Umfrageteil des LSI-Stresstests wurden die Plan- und Prognosedaten der Kreditinstitute sowie deren Reaktion auf fünf von der BaFin und Bundesbank vorgegebene Zinsszenarien für den Zeitraum von 2019 bis 2023 abgefragt. Die Szenarien umfassen sowohl ein andauerndes Niedrigzinsumfeld als auch positive und negative Zinsschocks. Im zweiten Teil, dem eigentlichen Stresstest, simulieren die Institute ihre Ertragslage und Widerstandsfähigkeit für die Jahre 2019 bis 2021, jeweils in einem Basis- und einem Stressszenario, wobei Letzteres eine massive Wirtschaftseintrübung mit Zinsänderungs-, Kredit- und Marktpreisrisiken vorsieht. Erstmals erfolgt eine Modellierung der Gewinn-und-Verlust-Rechnung der Banken, die sich an dem aufsichtlich vorgegebenen Krisenszenario orientiert. Die erhobenen Daten mussten die Institute der Aufsicht bis Ende Mai 2019 zur Verfügung stellen. Im Anschluss haben Bundesbank und BaFin die von den Instituten eingereichten Daten einer sorgfältigen Qualitätssicherung unterzogen und wollen die Ergebnisse im Herbst 2019 veröffentlichen.

Über die Aussagekraft der zu erwarteten Ergebnisse sind viele der beteiligten Institute massiv irritiert. Denn nach den jüngsten geldpolitischen Bekundungen der EZB befürchten viele demnächst einen deutlichen Anpassungsbedarf der eigenen Planungsrechnungen und bezweifeln die Aussagekraft der Erkenntnisse, die aus der Niedrigzinsumfrage gezogen werden können. 600 Mitarbeiterstunden für das Ausfüllen der Templates und weitere 100 Stunden zur Qualitätssicherung sind bei einer mittleren Sparkasse angefallen. Sie fragt sich wie viele andere Institute, ob sich all der Aufwand gelohnt hat.

Einfach Pech gehabt? So einfach werden sich Bundesbank und BaFin die Kommunikation der Ergebnisse nicht machen wollen. Mit der Lageeinschätzung unter gleichen - wenn auch nicht mehr den ganz aktuellen - Bedingungen für alle Institute hat die Aufsicht durch die Umfrage verschiedene geldpolitische Entwicklungsmöglichkeiten im Blick (einschließlich etwaiger Zinssenkungen) und damit auch eine gute Informationsgrundlage für die Festlegung der Eigenmittelkennziffern der Institute. Wie sie den LSI-Stresstest kommuniziert, wird gleichwohl interessant.

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