Mittelstand

Erstaunlich resilient

Alljährlich nutzen die Sparkassen ihren Kundenkontakt zu über 300 000 mittelständischen Firmenkunden, um deren Lage und Entwicklung zu analysieren. Auch dieses Jahr hat der DSGV die Ergebnisse einer Umfrage bei den Unternehmen mit bis zu 250 Millionen Euro Umsatz im "Zukunft Mittelstand"-Bericht veröffentlicht. Die wichtigste Botschaft darin: Der deutsche Mittelstand hat sich erstaunlich resilient gegen die Corona-Krise gezeigt.

Die Pandemie hat wenig überraschend keine Branche ausgespart und überall Spuren hinterlassen. Allerdings - und das ist dann doch zumindest etwas überraschend - haben 93 Prozent der befragten Unternehmen das schwierige Corona-Jahr 2020 dennoch in der Gewinnzone beendet. Im Umkehrschluss erlitten 7 Prozent einen Verlust. Allerdings hat dieser nur bei 0,7 Prozent der Unternehmen das Eigenkapital überstiegen. Davon konnte wiederum die Hälfte den Worst Case durch das Nachschießen von Eigenkapital verhindern und es konnte ein positiver Eigenkapitalbestand erhalten werden. Daher rechnet der DSGV auch künftig nicht mit einer Insolvenzwelle im deutschen Mittelstand.

Vorausgesetzt, es kommen keine neuen Lockdowns, rechnet der DSGV in seinem Ausblick für 2021 mit starkem Wachstum in allen Branchen. Als Beispiel führt der DSGV unter anderem das Gastgewerbe auf, bei dem er mit einem Wachstum von 14 Prozent rechnet, was allerdings angesichts der dramatischen Einbußen des Sektors im Vorjahr sicher nicht mal im Ansatz die Lücken in den Kassen füllen dürfte. Auch die Baubranche und das Handwerk boomen weiterhin laut der Analyse. Allerdings könnte das Wachstum in diesen Branchen noch stärker sein, wenn die aktuelle Materialknappheit und der Fachkräftemangel nicht ein bremsender Faktor wären. Im laufenden Jahr erwartet der Mittelstand insgesamt ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 5 Prozent.

Investiert wird auch. Demnach haben die Sparkassen zur Mitte des Jahres knapp 32 Milliarden Euro an Investitionskrediten verbucht, dazu weitere knapp 19 Milliarden Euro für den gewerblichen Wohnungsbau. Rechnet man die Corona-Sonderkredite der KfW und Landesförderinstitute raus, wurden immer noch 1 Milliarde Euro mehr Kredite vergeben als ein Jahr zuvor. Insgesamt waren es jedoch etwas weniger als die 54 Milliarden Euro ein Jahr zuvor.

Auch die Liquiditätssituation hat sich im Mittelstand komfortabel entwickelt. Der DSGV konnte in einer Zeit, in der viele auf die Liquiditätspolster zurückgreifen mussten, dennoch Liquiditätszuwächse beobachten. Auch im ersten Halbjahr 2021 haben diese sich demnach nochmals leicht erhöht. Anders als vielleicht zu befürchten gewesen wäre, dürfte die Resilienz damit auch nach Corona weiter gegeben sein und die Investitionsfähigkeit.

Und genau diese wird auch für die anstehende nachhaltige Transformation - laut DSGV-Formulierung "das größte Investitionsprogramm dieser Dekade" - benötigt werden. Der Verband betont daher auch, dass erkannt wurde, dass die Beurteilung der Nachhaltigkeit der Firmenkunden künftig zur Aufgabe jeder Sparkasse gehören werde, bei den größten Häusern sei das auch jetzt schon der Fall. Der DSGV hat daher gemeinsam mit Experten den Sparkassen ESG-Score entwickelt. Damit sollen sowohl qualitative als auch quantitative Nachhaltigkeitsdaten für alle Wirtschaftszweige erhoben werden. Man sieht, die Sparkassen begleiten und unterstützen die Transformation sehr wohl aktiv und werden ihrem Gemeinwohlauftrag damit gerecht - ganz ohne Satzungsänderungen.

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