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Fokussiert

Quelle: Deutsche Bank

Wenn Christian Sewing am 30. Januar vor die Presse treten wird, wird er wieder einmal einen Verlust zu verkünden haben. 2019 ist damit das vierte Verlustjahr des deutschen Branchenprimus in den vergangenen zehn Jahren. Das zeigt zwar einerseits, wie viele Fehler in den vergangenen Jahren gemacht wurden und wie schwer der Weg zurück zu alter Stärke ist und auch künftig noch sein wird. Zumindest dieser jüngste Verlust kommt aber keineswegs überraschend, sondern ist Folge des enormen Umbauprogramms, das Sewing seinem Haus verordnet hat. "Wir hatten unseren Fokus verloren, haben zu viele Dinge gemacht bei denen wir nicht führend waren und müssen entsprechend erst wieder um Vertrauen werben", sagt der Vorstandschef zu den vergangenen Jahren und Monaten immer. Die eigentliche Botschaft neben den Zahlen, die wohl operativ ohne Restrukturierungsaufwendungen gar nicht so schlecht aussehen dürften, soll daher heißen: Wir kommen voran! Kernziel ist es, künftig nur noch in diejenigen Geschäftsfelder zu investieren, bei denen die Bank auf den entsprechenden Märkten unter den Top 5 liegt, eine sehr straffe Kostendisziplin an den Tag zu legen, die IT weiter zu modernisieren und das Angebot zu schärfen. So soll die Profitabilität zurückkommen.

Beim großen Investors Day Anfang Dezember verkündete die Deutsche Bank bereits wesentliche Fortschritte: Der Ausstieg aus dem Aktienhandel ist so gut wie vollzogen, die entsprechenden Einheiten werden an BNP Paribas verkauft. Das weiterhin betriebene IPO-Geschäft bleibt davon bislang wohl unberührt und läuft gut, was mancher Experte bei Ankündigung des Ausstiegs aus dem Aktienhandel bezweifelt hat. Der Abbau von Altlasten in der Capital Release Unit kommt schneller voran als geplant. 70 Prozent der Erträge entspringen mittlerweile stabilen Geschäftsfeldern wie dem Privatkunden- und dem Firmenkundengeschäft, nur noch 30 Prozent aus dem Investmentbanking, und hier vor allem aus dem Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen. Das 4. Quartal 2019 war das achte Quartal in Folge mit sinkenden Kosten. Die Bank bekräftigte ihr Ziel, im Gesamtjahr 2019 bereinigte Kosten von 21,5 Milliarden Euro zu erreichen, die 2020 um gut zwei Milliarden und bis 2022 auf 17 Milliarden Euro sinken sollen. Auf der Basis von 2018 entspricht das einem Rückgang von fast sechs Milliarden Euro. Die harte Kernkapitalquote lag zum Jahresende bei rund 13 Prozent. Kapitalerhöhungen im Zuge der Restrukturierung schließt das Institut kategorisch aus. In den ersten neuen Monaten lagen die Bruttoerträge auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr, trotz des Umbaus, der Negativschlagzeilen und nochmals verschärfter Markt- und Wettbewerbsbedingungen. Die IT wird weiter modernisiert, stärker im eigenen Haus betrieben und soll in erster Linie dazu dienen, Redundanzen abzubauen, Kosten zu senken, und weniger dabei helfen, Marktanteile zu gewinnen. 2019 war also trotzdem ein gutes und zufriedenstellendes Jahr für die Verantwortlichen der Deutschen Bank.

Der Weg ist klar vorgezeichnet. Nun kommt es darauf an, dass die Mitarbeiter und vor allem die Kunden den Plan akzeptieren. Dafür müssen Christian Sewing und sein Team weiter liefern, ihre Versprechen erfüllen und möglichst wenige Rückschläge erleiden. Angesichts der Entschlossenheit und der Begeisterung, mit der das neue Gesicht der Deutschen Bank diese Herausforderung angeht, wünscht man es ihm nicht nur, sondern man glaubt sogar wieder an die Rückkehr des Erfolgs. Das wäre gut. Denn eines ist auch klar: Deutschland und die deutsche Wirtschaft brauchen eine starke Deutsche Bank und nur eine starke Deutsche Bank kann in der anstehenden europäischen Konsolidierung eine maßgebliche und aktive Rolle spielen.

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