Asset Management I

Gutes Jahr für die Fondsbranche

Alexander Schindler; Quelle: Union Investment

"Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat kein Thema das weltweite Geschehen so beherrscht wie im vergangenen Jahr das Corona-Virus." Damit hat der noch recht neue Präsident des Bundesverbands Investment Asset Management die virtuelle Pressekonferenz des Branchenverbands der deutschen Fondsindustrie eröffnet. Da dürfte Alexander Schindler wohl niemand widersprechen. Der Fondsindustrie geschadet hat es aber nicht. Denn die in der Krise gewachsene Zuneigung der Deutschen zum Kapitalmarkt schlägt sich auch in den Zahlen des BVI nieder.

Anders als bei manchen Börsenbetreibern oder Brokern war es für die Asset Manager zwar kein Rekordjahr. Aber dennoch ein sehr gutes: Netto flossen den Investmentfonds im vergangenen Jahr 127 Milliarden Euro zu. Nur in den Jahren 2017 (163 Milliarden Euro) und 2015 (193 Milliarden Euro) verzeichneten die Fondsgesellschaften höhere Mittelzuflüsse. Von den knapp 130 Milliarden Euro entfielen allein 80 Milliarden Euro auf die offenen Spezialfonds. Die offenen Publikumsfonds konnten immerhin noch 43 Milliarden Euro Zuflüsse verzeichnen. Klingt im ersten Moment zwar deutlich weniger, aber beim Blick auf die Zeitreihen sieht man gleich, dass die Publikumsfonds massiv aufgeholt haben. Während diese den Zufluss gegenüber dem Vorjahr mit 17,3 Milliarden Euro mehr als verdoppelt haben, sanken die Neumittelaufkommen bei den Spezialfonds um etwas mehr als 20 Prozent, nachdem diesen im Vorjahr noch mehr als 100 Milliarden Euro zuflossen.

Überraschendes gab es auch innerhalb der Kategorien. So waren plötzlich Rentenfonds wieder gefragt - mit Mittelzuflüssen in Höhe von 2,4 Milliarden Euro, nachdem diese in den beiden Jahren zuvor Abflüsse hinzunehmen hatten. Auch die Geldmarktfonds verzeichneten Zuflüsse von mehr als sechs Milliarden Euro. Diese erlitten in den letzten Jahren ebenfalls meist eher Abflüsse. Bei den Spezialfonds haben sowohl Wertpapier- und Beteiligungsfonds als auch Sachwertefonds verloren, der Löwenanteil ging aber auf die Wertpapier- und Beteiligungsfonds zurück. Auch wenn die Zuflüsse keinen Rekord darstellten, das Nettovermögen zum Stichtag am Jahresende dafür schon: Die deutsche Fondsbranche verwaltete zu diesem Zeitpunkt 3,85 Billionen Euro - das sind gut 28 Prozent mehr als noch vor drei Jahren!

Hoffnungsträger für zukünftiges Wachstum bleibt das Megathema Nachhaltigkeit. Schindler wies darauf hin, dass im ersten Quartal 2020 den nachhaltigen Fonds 3,5 Milliarden Euro zuflossen, während konventionelle Fonds 14,8 Milliarden Euro Abflüsse verzeichneten. Allerdings scheint sich das Blatt im Jahresverlauf wieder geändert zu haben, da im Gesamtjahr 48 Prozent der Zuflüsse in nachhaltige Publikumsfonds flossen. Doch das ist exakt die gleiche Quote wie ein Jahr zuvor.

Natürlich ging es bei der Präsentation der Zahlen auch und eigentlich in vorderster Linie um die Lobbyarbeit des Verbands. Der BVI stellte eine Reihe Forderungen an die Politik - explizit jetzt für den nahenden Bundestagswahlkampf. Da kam allerdings wenig Neues. Neben den üblichen Forderungen der Förderung der kapitalgedeckten Altersvorsorge und dem Abbau der Überregulierung ist vor allem der konstruktive Vorschlag des European Impact Funds EIF erwähnenswert. Das dazugehörige Konzept wurde vom BVI bereits in einem Interview in der Ausgabe 2/2021 der ZfgK vorgestellt. Schindler schließt mit der Erkenntnis, dass der eingeschlagene Weg der Niedrigzinspolitik beibehalten werde und daher kein Weg an chancenreichen Anlagen vorbeiführe. Da schwingt natürlich auch Eigeninteresse mit, ist deswegen aber keinen Deut weniger richtig!

Noch keine Bewertungen vorhanden


X