Asset Management

Homo oeconomicus durch Schmerzen

"Die Sonne scheint über der Deka." Dieses Motto passte beim Sommerempfang des Asset Manager der Sparkassen-Finanzgruppe tatsächlich wörtlich, aber auch für den bisherigen Geschäftsverlauf in diesem Jahr. Die Halbjahreszahlen zeigen große Strahlkraft! So stieg das wirtschaftliche Ergebnis in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres um mehr als 100 Prozent auf 343 Millionen Euro.

Zwar haben dazu auch eine niedrigere Risikovorsorge im Kreditgeschäft sowie versicherungsmathematische Gewinne bei den Pensionsrückstellungen beigetragen, doch die Provisionseinnahmen liefen "wie geschmiert". Zwar ging im institutionellen Geschäft ein großes Mandat flöten - das laut Deka-Chef Georg Stocker zwar großvolumig, aber ertragsschwach war -, wodurch die Nettovertriebsleistung hier von 7,5 auf 2,5 Milliarden Euro zurückging. Vor allem im Privatkundengeschäft jedoch verzeichnete die Dekabank einen enormen Nachfrageschub. Die Nettovertriebsleistung kletterte hier von 6,9 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum um 60 Prozent auf 11,0 Milliarden Euro massiv. Dabei entfielen 3,6 Milliarden Euro auf Aktienfonds, 3,4 Milliarden Euro auf Zertifikate und 1,5 Milliarden Euro auf Immobilienfonds. Beachtlich ist dabei, dass trotz medialer Dauerbefeuerung des Themas Nachhaltigkeit nur 18 Prozent des Neugeschäfts in Nachhaltigkeitsfonds flossen.

Eine weitaus wichtigere Rolle spielt bei den Privatanlegern hierzulande das Thema Wertpapiersparpläne. Im ersten Halbjahr kamen netto mehr als 590 000 neue Sparpläne hinzu. Im Vorjahreszeitraum betrug der Zuwachs noch rund 350 000 Sparpläne. Zudem verkündete Stocker, dass der Trend auch im Juli und August weiterging: Bis dato waren es dann schon netto 720 000 neue Sparpläne, die sich mit den Beständen auf insgesamt 6,5 Millionen Sparpläne summieren. Für das Gesamtjahr zeigte sich Stocker optimistisch, dass die Zahl von einer Million neuer Sparpläne erreicht würde. Das sind für die Deka beeindruckende Zahlen. Bei einer durchschnittlichen monatlichen Sparsumme von circa 100 Euro sind das fast 8 Milliarden Euro im Jahr, die zufließen, ohne dass groß in den Vertrieb investiert werden muss.

Der Boom der Sparpläne - den es ja nicht nur bei der Deka zu beobachten gibt - wird von einigen als Vorbote der so oft beschworenen und herbeigewünschten Wertpapierkultur gesehen. Weg von der "Zockerei", hin zu langfristigem Vermögensaufbau und vor allem, was noch viel wichtiger ist, getragen von der Breite der Bevölkerung. Dazu beigetragen hat am Ende auch die Geldpolitik der EZB, die damit über Umwege doch noch wirkt, wenn auch anders als erhofft. Für einen Asset Manager ist der größte Konkurrent die Cash-Haltung und Risikoaversion. Risikoarme Anlagen rentieren gar nicht mehr oder gar negativ. Dazu kommen durch die Geldpolitik steigende Opportunitätskosten der Cash-Haltung: Immer mehr Institute erheben Verwahrentgelte. Dazu gesellt sich eine immer deutlicher ansteigende Inflation. Der jährliche Wertverlust erreicht damit Dimensionen, der die Cash-Haltung wirklich schmerzhaft werden lässt. Somit wird der Bürger quasi dazu gezwungen, doch noch zu dem in den Wirtschaftswissenschaften oft zitierten - aber im realen Leben oft angezweifelten - Homo oeconomicus zu werden. Denn rational ist ein langfristiger Vermögensaufbau durch Ansparen allemal!

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