Asset Management

Kein deutscher Sonderweg

Die Zahlen der Union Investment (siehe Seite 4) haben es ja schon angedeutet. Das Fondsgeschäft brummt. Doch nicht nur bei den Genossen. Die vom Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) für das Jahr 2021 veröffentlichten Zahlen der gesamten Branche zeigen, das Phänomen der "Evolution des Sparens" hat die Branche offensichtlich Deutschlandweit erfasst. Es war laut BVI ein "Ausnahmejahr". Präsentiert wurden die Zahlen dabei vom Präsidenten des BVI, Alexander Schindler, der Ende März in den Ruhestand als Vorstand der Fondsgesellschaft Union Investment gehen wird. Ähnlich wie bei den Genossen gilt für die gesamte Branche: ein Jahr mit vielen Rekorden!

Die Assets under Management summierten sich im vergangenen Jahr auf den Rekordwert von 4,334 Billionen Euro, was gegenüber dem Vorjahr einer Steigerung um 12,5 Prozent entspricht. Die einzelnen Segmente haben sich jedoch unterschiedlich entwickelt. Die Mandate sanken sogar auf 634 Milliarden Euro nach 652 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Prozentual am stärksten haben die geschlossenen Fonds mit einem Zuwachs um 41,4 Prozent zugelegt, absolut spielen sie aber mit 41 Milliarden Euro immer noch die geringste Rolle im Markt. Nach wie vor größtes Segment ist das Geschäft mit den Institutionellen Kunden. Die offenen Spezialfonds verwalteten 2021 2,188 Billionen Euro nach 1,99 Billionen im Vorjahr - ein Wachstum von 9,9 Prozent. Noch dynamischer hat sich das Publikumsfondsgeschäft entwickelt. Hier kletterte das verwaltete Vermögen um 24,7 Prozent auf 1,471 Billionen Euro.

Die Zugewinne von insgesamt 483 Milliarden Euro wurden dabei sowohl von Kursgewinnen als auch von Mittelzuflüssen getragen. Bei den geschlossenen Fonds betrug das Netto-Mittelaufkommen 7 Milliarden Euro, bei den offenen Publikumsfonds waren es 118 Milliarden Euro und bei den offenen Spezialfonds sogar 131 Milliarden Euro. Insgesamt über alle Kategorien flossen den Gesellschaften somit 256 Milliarden Euro zu. Das sind 7 Milliarden Euro mehr als in den beiden Jahren zuvor kumuliert. Wie auch schon zuvor bei Union Investment legt das Thema Nachhaltigkeit auch für die Gesamtbranche dynamisch an Bedeutung zu: Das Netto-Mittelaufkommen für Publikumsfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen nach Artikel 8 und 9 EU-Offenlegungsverordnung betrug 2021 60,2 Milliarden Euro nach 20,6 Milliarden Euro im Vorjahr. Damit flossen 51 Prozent der neuen Gelder in Nachhaltigkeitsprodukte.

Das Thema Nachhaltigkeit spielt für die Fondsbranche nicht nur aus vertriebstechnischer Sicht eine immer größere Rolle. Schwierigkeiten machen die noch nicht ausreichend einheitlichen Regeln. Neben Großbritannien will nun auch die Schweiz eine eigene Taxonomie an den Start bringen. Um einer Regulierungsarbitrage und dem Thema Greenwashing vorzubeugen, hat sich die European Securities and Markets Authority (ESMA) dem Thema angenommen und schon klargemacht, dass das "Tackling" des Greenwashings einer der Schwerpunkte der Aufsicht im Fahrplan für ein nachhaltiges Finanzwesen in diesem Jahr sein wird. Der BVI hat zwar bekräftigt, dass Mindestanforderungen an nachhaltige Produkte EU-weit harmonisiert sein sollten, dabei aber nicht der Wettbewerb der ESG-Ansätze gefährdet werden sollte. Vor allem hat der BVI gefordert, dass Deutschland mit der BaFin-Richtlinie, Zielmarktkonzept und Produktampel keinen deutschen Sonderweg bei nachhaltigen Anlagen gehen sollte. Besser wäre es, die EU-Regulierung mitzugestalten. Man hätte denken können, das wäre eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

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